Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.Die deutsche Marine 1848--1852 zwei Segelcorvetten, drei Dampfschiffen nebst einer Anzahl vonKanonenbooten, so wie zur nachhaltigen Unterhaltung eines solchen Bestandes, einschließlich der Kosten der ersten Gründung und der Erbauung eines Kriegshafens, ein jährlicher Aufwand von etwa einer Million Thaler als nothwendig erachtet. Zur Deckung dieser Summe schlug Hannover den Satz Bei der Abstimmung über diese Vorschläge ergaben sich Die Bereitwilligkeit, sich durch Geldbeiträge an der Er- Die deutſche Marine 1848—1852 zwei Segelcorvetten, drei Dampfſchiffen nebſt einer Anzahl vonKanonenbooten, ſo wie zur nachhaltigen Unterhaltung eines ſolchen Beſtandes, einſchließlich der Koſten der erſten Gründung und der Erbauung eines Kriegshafens, ein jährlicher Aufwand von etwa einer Million Thaler als nothwendig erachtet. Zur Deckung dieſer Summe ſchlug Hannover den Satz Bei der Abſtimmung über dieſe Vorſchläge ergaben ſich Die Bereitwilligkeit, ſich durch Geldbeiträge an der Er- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0231" n="219"/><fw place="top" type="header">Die deutſche Marine 1848—1852</fw><lb/> zwei Segelcorvetten, drei Dampfſchiffen nebſt einer Anzahl von<lb/> Kanonenbooten, ſo wie zur nachhaltigen Unterhaltung eines<lb/> ſolchen Beſtandes, einſchließlich der Koſten der erſten Gründung<lb/> und der Erbauung eines Kriegshafens, ein jährlicher Aufwand<lb/> von etwa einer Million Thaler als nothwendig erachtet.</p><lb/> <p>Zur Deckung dieſer Summe ſchlug Hannover den Satz<lb/> von zwei Groſchen pro Kopf der auf zwölf Millionen Seelen<lb/> geſchätzten Bevölkerung der eingeladenen Staaten und daneben<lb/> eine Präcipualleiſtung der Küſtenſtaaten in demſelben Betrage<lb/> pro Kopf vor, was zuſammen 927,000 Thaler pro Jahr ergebe,<lb/> wobei durch die Theilnehmer dann noch die Lücken zu ergänzen<lb/> ſeien, da einige Staaten ſich über ihren Beitritt zum Flotten-<lb/> verein noch nicht entſchieden hätten.</p><lb/> <p>Bei der Abſtimmung über dieſe Vorſchläge ergaben ſich<lb/> leider ſofort ſehr divergirende Anſichten. Es zeigte ſich der<lb/> innige Zuſammenhang, in den die Flottenfrage mit der damaligen<lb/> Zoll- und Handelskriſe gebracht werden ſollte und wie die ein-<lb/> zelnen Staaten ſich zur letzteren ſtellten.</p><lb/> <p>Die Bereitwilligkeit, ſich durch Geldbeiträge an der Er-<lb/> haltung der Flotte zu betheiligen, wenn auch nicht überall in<lb/> Höhe der als nothwendig erkannten Summen, ſprachen alle<lb/> verſammelten Vertreter aus, nur machten ſie dieſelbe von ver-<lb/> ſchiedenen Bedingungen abhängig. Braunſchweig, Oldenburg,<lb/> die Hanſeſtädte, Coburg-Gotha, Anhalt-Deſſau und Schaum-<lb/> burg-Lippe ſtimmten den hannover’ſchen Vorſchlägen ohne Vor-<lb/> behalt bei; Sachſen-Weimar, Sachſen-Altenburg, Anhalt-Bern-<lb/> burg und Lippe-Detmold knüpften ihre Zuſtimmung an den<lb/> Beitritt Preußens zum Flottenvereine; Bayern, Sachſen, Groß-<lb/> herzogthum Heſſen, Naſſau und Sachſen-Meiningen machten ihre<lb/> Theilnahme von einer befriedigenden Löſung der Zoll- und<lb/> Handelsfrage abhängig. Was aber unter dieſer „befriedigenden<lb/> Löſung“ zu verſtehen war, ergab ſich deutlich aus der vom<lb/> bayriſchen Geſandten abgegebenen Erklärung.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [219/0231]
Die deutſche Marine 1848—1852
zwei Segelcorvetten, drei Dampfſchiffen nebſt einer Anzahl von
Kanonenbooten, ſo wie zur nachhaltigen Unterhaltung eines
ſolchen Beſtandes, einſchließlich der Koſten der erſten Gründung
und der Erbauung eines Kriegshafens, ein jährlicher Aufwand
von etwa einer Million Thaler als nothwendig erachtet.
Zur Deckung dieſer Summe ſchlug Hannover den Satz
von zwei Groſchen pro Kopf der auf zwölf Millionen Seelen
geſchätzten Bevölkerung der eingeladenen Staaten und daneben
eine Präcipualleiſtung der Küſtenſtaaten in demſelben Betrage
pro Kopf vor, was zuſammen 927,000 Thaler pro Jahr ergebe,
wobei durch die Theilnehmer dann noch die Lücken zu ergänzen
ſeien, da einige Staaten ſich über ihren Beitritt zum Flotten-
verein noch nicht entſchieden hätten.
Bei der Abſtimmung über dieſe Vorſchläge ergaben ſich
leider ſofort ſehr divergirende Anſichten. Es zeigte ſich der
innige Zuſammenhang, in den die Flottenfrage mit der damaligen
Zoll- und Handelskriſe gebracht werden ſollte und wie die ein-
zelnen Staaten ſich zur letzteren ſtellten.
Die Bereitwilligkeit, ſich durch Geldbeiträge an der Er-
haltung der Flotte zu betheiligen, wenn auch nicht überall in
Höhe der als nothwendig erkannten Summen, ſprachen alle
verſammelten Vertreter aus, nur machten ſie dieſelbe von ver-
ſchiedenen Bedingungen abhängig. Braunſchweig, Oldenburg,
die Hanſeſtädte, Coburg-Gotha, Anhalt-Deſſau und Schaum-
burg-Lippe ſtimmten den hannover’ſchen Vorſchlägen ohne Vor-
behalt bei; Sachſen-Weimar, Sachſen-Altenburg, Anhalt-Bern-
burg und Lippe-Detmold knüpften ihre Zuſtimmung an den
Beitritt Preußens zum Flottenvereine; Bayern, Sachſen, Groß-
herzogthum Heſſen, Naſſau und Sachſen-Meiningen machten ihre
Theilnahme von einer befriedigenden Löſung der Zoll- und
Handelsfrage abhängig. Was aber unter dieſer „befriedigenden
Löſung“ zu verſtehen war, ergab ſich deutlich aus der vom
bayriſchen Geſandten abgegebenen Erklärung.
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