Wortlaute nach jeden Hintergedanken ausschloß und nur den deutsch-patriotischen Gefühlen Hannovers in dieser nationalen Angelegenheit Ausdruck gab. Er sprach aus, daß Hannover sich gedrungen gefühlt habe, in letzter Stunde noch einen Versuch anzustellen, durch Erhaltung der Flotte der Gegenwart das be- klagenswerthe Schauspiel der Auflösung einer Institution zu er- sparen, die von dem Bunde der souveränen Fürsten und freien Städte Deutschlands vor kurzem als Bundeseigenthum förmlich anerkannt worden und nach seiner Ansicht den organischen Ein- richtungen des Bundes zugehörig und mit den Hoffnungen und Wünschen der ganzen Nation auf das Engste verknüpft sei.
Sollte dieser Versuch, das letzte Mittel zur Abwendung der drohenden Gefahr, scheitern, dann werde gewiß in nicht ferner Zukunft die Reue herankommen und das richtende Urtheil der Geschichte diejenigen Staaten nicht verschonen, durch deren Theilnahmslosigkeit jenes nationale Institut zu Grunde gegangen sei; darum möge man an der Hoffnung des Gelingens um so fester bis zum letzten Augenblicke halten.
Um jeden Zweifel an der Loyalität Hannovers gegen den Bund von vornherein auszuschließen, erklärte der Vorsitzende dann, daß die zu gründende Flotte nur im Bundesverhältnisse zu er- halten sei. Zu einer andern, als zu einer Einrichtung im Bundesverbande werde Hannover nie die Hand zu bieten ver- mögen, weil eine von der Einwirkung und Verfügung des Bundes unabhängige Kriegsmacht sich immer zu einem die Bundesgemeinsamkeit lösenden Elemente gestalten müsse. Des- halb sei es auch nur die Absicht, auf dem Congresse die zur Vorbereitung der weiteren Entschließung des Bundes nothwendige vorgängige Einigung der Staaten unter einander über die Bil- dung des Contingents zu erstreben.
Dann zu dem als nothwendig erkannten Bestande der be- absichtigten Flotte übergehend, wurde als Minimalgrundlage eines kräftigen Organismus ein Geschwader von zwei Segelfregatten,
Werner
Wortlaute nach jeden Hintergedanken ausſchloß und nur den deutſch-patriotiſchen Gefühlen Hannovers in dieſer nationalen Angelegenheit Ausdruck gab. Er ſprach aus, daß Hannover ſich gedrungen gefühlt habe, in letzter Stunde noch einen Verſuch anzuſtellen, durch Erhaltung der Flotte der Gegenwart das be- klagenswerthe Schauſpiel der Auflöſung einer Inſtitution zu er- ſparen, die von dem Bunde der ſouveränen Fürſten und freien Städte Deutſchlands vor kurzem als Bundeseigenthum förmlich anerkannt worden und nach ſeiner Anſicht den organiſchen Ein- richtungen des Bundes zugehörig und mit den Hoffnungen und Wünſchen der ganzen Nation auf das Engſte verknüpft ſei.
Sollte dieſer Verſuch, das letzte Mittel zur Abwendung der drohenden Gefahr, ſcheitern, dann werde gewiß in nicht ferner Zukunft die Reue herankommen und das richtende Urtheil der Geſchichte diejenigen Staaten nicht verſchonen, durch deren Theilnahmsloſigkeit jenes nationale Inſtitut zu Grunde gegangen ſei; darum möge man an der Hoffnung des Gelingens um ſo feſter bis zum letzten Augenblicke halten.
Um jeden Zweifel an der Loyalität Hannovers gegen den Bund von vornherein auszuſchließen, erklärte der Vorſitzende dann, daß die zu gründende Flotte nur im Bundesverhältniſſe zu er- halten ſei. Zu einer andern, als zu einer Einrichtung im Bundesverbande werde Hannover nie die Hand zu bieten ver- mögen, weil eine von der Einwirkung und Verfügung des Bundes unabhängige Kriegsmacht ſich immer zu einem die Bundesgemeinſamkeit löſenden Elemente geſtalten müſſe. Des- halb ſei es auch nur die Abſicht, auf dem Congreſſe die zur Vorbereitung der weiteren Entſchließung des Bundes nothwendige vorgängige Einigung der Staaten unter einander über die Bil- dung des Contingents zu erſtreben.
Dann zu dem als nothwendig erkannten Beſtande der be- abſichtigten Flotte übergehend, wurde als Minimalgrundlage eines kräftigen Organismus ein Geſchwader von zwei Segelfregatten,
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Werner
Wortlaute nach jeden Hintergedanken ausſchloß und nur den
deutſch-patriotiſchen Gefühlen Hannovers in dieſer nationalen
Angelegenheit Ausdruck gab. Er ſprach aus, daß Hannover ſich
gedrungen gefühlt habe, in letzter Stunde noch einen Verſuch
anzuſtellen, durch Erhaltung der Flotte der Gegenwart das be-
klagenswerthe Schauſpiel der Auflöſung einer Inſtitution zu er-
ſparen, die von dem Bunde der ſouveränen Fürſten und freien
Städte Deutſchlands vor kurzem als Bundeseigenthum förmlich
anerkannt worden und nach ſeiner Anſicht den organiſchen Ein-
richtungen des Bundes zugehörig und mit den Hoffnungen und
Wünſchen der ganzen Nation auf das Engſte verknüpft ſei.
Sollte dieſer Verſuch, das letzte Mittel zur Abwendung
der drohenden Gefahr, ſcheitern, dann werde gewiß in nicht
ferner Zukunft die Reue herankommen und das richtende Urtheil
der Geſchichte diejenigen Staaten nicht verſchonen, durch deren
Theilnahmsloſigkeit jenes nationale Inſtitut zu Grunde gegangen
ſei; darum möge man an der Hoffnung des Gelingens um ſo
feſter bis zum letzten Augenblicke halten.
Um jeden Zweifel an der Loyalität Hannovers gegen den
Bund von vornherein auszuſchließen, erklärte der Vorſitzende dann,
daß die zu gründende Flotte nur im Bundesverhältniſſe zu er-
halten ſei. Zu einer andern, als zu einer Einrichtung im
Bundesverbande werde Hannover nie die Hand zu bieten ver-
mögen, weil eine von der Einwirkung und Verfügung des
Bundes unabhängige Kriegsmacht ſich immer zu einem die
Bundesgemeinſamkeit löſenden Elemente geſtalten müſſe. Des-
halb ſei es auch nur die Abſicht, auf dem Congreſſe die zur
Vorbereitung der weiteren Entſchließung des Bundes nothwendige
vorgängige Einigung der Staaten unter einander über die Bil-
dung des Contingents zu erſtreben.
Dann zu dem als nothwendig erkannten Beſtande der be-
abſichtigten Flotte übergehend, wurde als Minimalgrundlage eines
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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/230>, abgerufen am 16.02.2025.
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