Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.Die deutsche Marine 1848--1852 politische Seite sehr in's Gewicht. Die Anseglung unserergroßen Ströme Elbe und Weser, sowie auch der Eider, welche letztere alljährlich von Tausenden kleinerer Schiffe angelaufen wird, die ihren Weg durch den Eidercanal nach Osten nehmen, ist so gefährlich und kostet so sehr viel Opfer an Schiffen und Menschenleben, daß es im dringenden Interesse des Handels und der Schiffahrt liegt, dort einen leicht zugänglichen Noth- und Zufluchtshafen zu haben, wo die Schiffe Schutz gegen schweres Wetter finden. Dies Bedürfniß wird sich in noch weit dringenderer Weise nach dem Bau des Nordostseecanals geltend machen, der doch nur eine Frage der Zeit ist und der die jetzige Frequenz der Helgolander Bucht verzehnfacht. Für einen solchen Zufluchtshafen ist aber Helgoland nicht Deutschland kann natürlich Helgolands halber keinen Krieg Die deutſche Marine 1848—1852 politiſche Seite ſehr in’s Gewicht. Die Anſeglung unſerergroßen Ströme Elbe und Weſer, ſowie auch der Eider, welche letztere alljährlich von Tauſenden kleinerer Schiffe angelaufen wird, die ihren Weg durch den Eidercanal nach Oſten nehmen, iſt ſo gefährlich und koſtet ſo ſehr viel Opfer an Schiffen und Menſchenleben, daß es im dringenden Intereſſe des Handels und der Schiffahrt liegt, dort einen leicht zugänglichen Noth- und Zufluchtshafen zu haben, wo die Schiffe Schutz gegen ſchweres Wetter finden. Dies Bedürfniß wird ſich in noch weit dringenderer Weiſe nach dem Bau des Nordoſtſeecanals geltend machen, der doch nur eine Frage der Zeit iſt und der die jetzige Frequenz der Helgolander Bucht verzehnfacht. Für einen ſolchen Zufluchtshafen iſt aber Helgoland nicht Deutſchland kann natürlich Helgolands halber keinen Krieg <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0213" n="201"/><fw place="top" type="header">Die deutſche Marine 1848—1852</fw><lb/> politiſche Seite ſehr in’s Gewicht. Die Anſeglung unſerer<lb/> großen Ströme Elbe und Weſer, ſowie auch der Eider, welche<lb/> letztere alljährlich von Tauſenden kleinerer Schiffe angelaufen<lb/> wird, die ihren Weg durch den Eidercanal nach Oſten nehmen,<lb/> iſt ſo gefährlich und koſtet ſo ſehr viel Opfer an Schiffen und<lb/> Menſchenleben, daß es im dringenden Intereſſe des Handels<lb/> und der Schiffahrt liegt, dort einen leicht zugänglichen Noth-<lb/> und Zufluchtshafen zu haben, wo die Schiffe Schutz gegen<lb/> ſchweres Wetter finden. Dies Bedürfniß wird ſich in noch weit<lb/> dringenderer Weiſe nach dem Bau des Nordoſtſeecanals geltend<lb/> machen, der doch nur eine Frage der Zeit iſt und der die jetzige<lb/> Frequenz der Helgolander Bucht verzehnfacht.</p><lb/> <p>Für einen ſolchen Zufluchtshafen iſt aber Helgoland nicht<lb/> nur der geeignetſte, ſondern der einzig mögliche Punkt. So lange<lb/> es ſich unter engliſcher Herrſchaft befindet, iſt natürlich nicht<lb/> daran zu denken. Wie ſollte England auch dazu kommen, Mil-<lb/> lionen für eine Anlage auszugeben, die immer nur zum kleine-<lb/> ren Theile der eigenen Schiffahrt, im übrigen aber dem Concur-<lb/> renten Deutſchland und andern Nationen zu Gute käme! Ein<lb/> ſolcher Hafen iſt deshalb nur möglich, wenn Helgoland deutſch<lb/> iſt, und auch nach dieſer Richtung koſtet uns die in fremdem<lb/> Beſitz befindliche Inſel jährlich Hunderttauſende, die durch<lb/> Strandungen und Havarien unſerm Nationalvermögen verloren<lb/> gehen.</p><lb/> <p>Deutſchland kann natürlich Helgolands halber keinen Krieg<lb/> mit England anfangen. Wenn aber das deutſche Volk davon<lb/> durchdrungen wäre, daß der engliſche Beſitz der Inſel für<lb/> unſer Nationalgefühl nicht länger erträglich iſt, weil er eine<lb/> beſtändige Drohung gegen uns ausſpricht, wenn es ſich bewußt<lb/> bliebe, daß Helgoland in unſern Händen die Sicherheit unſerer<lb/> Küſten gegen jeden feindlichen Angriff ganz ungemein erhöht,<lb/> und daß uns dadurch, ſowie durch die Erbauung eines Noth-<lb/> hafens im Laufe der Zeit Hunderte von Millionen erſpart<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [201/0213]
Die deutſche Marine 1848—1852
politiſche Seite ſehr in’s Gewicht. Die Anſeglung unſerer
großen Ströme Elbe und Weſer, ſowie auch der Eider, welche
letztere alljährlich von Tauſenden kleinerer Schiffe angelaufen
wird, die ihren Weg durch den Eidercanal nach Oſten nehmen,
iſt ſo gefährlich und koſtet ſo ſehr viel Opfer an Schiffen und
Menſchenleben, daß es im dringenden Intereſſe des Handels
und der Schiffahrt liegt, dort einen leicht zugänglichen Noth-
und Zufluchtshafen zu haben, wo die Schiffe Schutz gegen
ſchweres Wetter finden. Dies Bedürfniß wird ſich in noch weit
dringenderer Weiſe nach dem Bau des Nordoſtſeecanals geltend
machen, der doch nur eine Frage der Zeit iſt und der die jetzige
Frequenz der Helgolander Bucht verzehnfacht.
Für einen ſolchen Zufluchtshafen iſt aber Helgoland nicht
nur der geeignetſte, ſondern der einzig mögliche Punkt. So lange
es ſich unter engliſcher Herrſchaft befindet, iſt natürlich nicht
daran zu denken. Wie ſollte England auch dazu kommen, Mil-
lionen für eine Anlage auszugeben, die immer nur zum kleine-
ren Theile der eigenen Schiffahrt, im übrigen aber dem Concur-
renten Deutſchland und andern Nationen zu Gute käme! Ein
ſolcher Hafen iſt deshalb nur möglich, wenn Helgoland deutſch
iſt, und auch nach dieſer Richtung koſtet uns die in fremdem
Beſitz befindliche Inſel jährlich Hunderttauſende, die durch
Strandungen und Havarien unſerm Nationalvermögen verloren
gehen.
Deutſchland kann natürlich Helgolands halber keinen Krieg
mit England anfangen. Wenn aber das deutſche Volk davon
durchdrungen wäre, daß der engliſche Beſitz der Inſel für
unſer Nationalgefühl nicht länger erträglich iſt, weil er eine
beſtändige Drohung gegen uns ausſpricht, wenn es ſich bewußt
bliebe, daß Helgoland in unſern Händen die Sicherheit unſerer
Küſten gegen jeden feindlichen Angriff ganz ungemein erhöht,
und daß uns dadurch, ſowie durch die Erbauung eines Noth-
hafens im Laufe der Zeit Hunderte von Millionen erſpart
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |