als ob diese gefeit seien. Trotz der Tausende von Geschossen, die sie überschütteten, wurden sie weder zum Schweigen gebracht noch eines ihrer Geschütze dauernd außer Gefecht gesetzt. Gar oft zwar wurde eines oder das andere getroffen, aber immer gelang es, den Schaden wieder auszubessern und von Neuem sprühte es dem erschreckten Feinde seinen tödtlichen Inhalt ent- gegen.
Gegen elf Uhr hatte die "Gefion" schon bedeutend gelitten; sie lag im Kreuzfeuer beider Batterien und ihre Todten und Verwundeten beliefen sich bereits auf ein Viertheil der Besatzung. Auf ein Signal von ihr kam der Geschwaderchef Garde mit dem "Geyser" in die Bucht hinein, um die Fregatte aus ihrer ver- zweifelten Lage zu befreien. Schon befand sich der Dampfer in nächster Nähe des unglücklichen Schiffes; es wurden Anstalten gemacht, um das Bugsiertau an Bord zu geben; wenige Minu- ten länger und die "Gefion" wäre gerettet gewesen -- da schlug eine aus der Nordschanze kommende Kugel in den Radkasten des "Geyser" und vereitelte den Versuch. Der Schuß war von dem Gefreiten Wommelsdorf gegeben worden, er besiegelte das Schicksal der "Gefion". Der "Geyser" war so beschädigt, daß er sofort Kehrt machen und von dem "Hecla" in's Schlepptau genommen werden mußte.
Kapitän Paludan gewann die Ueberzeugung, daß sowol sein Schiff, wie die "Gefion" verloren waren; Hauptmann Jungmann hatte begonnen, mit glühenden Kugeln zu feuern und mehrere der- selben waren nur mit großer Mühe aus dem Rumpf des "Christian VIII." zu entfernen gewesen. Paludan ließ deshalb kurz nach zwölf Uhr die Parlamentärflagge aufziehen und sandte nach Einstellung des Feuers einen Seeofficier mit der peremptori schen Forderung an's Land, sofort die Schanzen zu räumen und die beiden Schiffe ungehindert ziehen zu lassen, widrigenfalls die Stadt in Brand geschossen werden würde. Doch die Botschaft ver- fehlte ihren Zweck; trotz der drohenden Form erklang es aus
Die deutſche Marine 1848—1852
als ob dieſe gefeit ſeien. Trotz der Tauſende von Geſchoſſen, die ſie überſchütteten, wurden ſie weder zum Schweigen gebracht noch eines ihrer Geſchütze dauernd außer Gefecht geſetzt. Gar oft zwar wurde eines oder das andere getroffen, aber immer gelang es, den Schaden wieder auszubeſſern und von Neuem ſprühte es dem erſchreckten Feinde ſeinen tödtlichen Inhalt ent- gegen.
Gegen elf Uhr hatte die „Gefion“ ſchon bedeutend gelitten; ſie lag im Kreuzfeuer beider Batterien und ihre Todten und Verwundeten beliefen ſich bereits auf ein Viertheil der Beſatzung. Auf ein Signal von ihr kam der Geſchwaderchef Garde mit dem „Geyſer“ in die Bucht hinein, um die Fregatte aus ihrer ver- zweifelten Lage zu befreien. Schon befand ſich der Dampfer in nächſter Nähe des unglücklichen Schiffes; es wurden Anſtalten gemacht, um das Bugſiertau an Bord zu geben; wenige Minu- ten länger und die „Gefion“ wäre gerettet geweſen — da ſchlug eine aus der Nordſchanze kommende Kugel in den Radkaſten des „Geyſer“ und vereitelte den Verſuch. Der Schuß war von dem Gefreiten Wommelsdorf gegeben worden, er beſiegelte das Schickſal der „Gefion“. Der „Geyſer“ war ſo beſchädigt, daß er ſofort Kehrt machen und von dem „Hecla“ in’s Schlepptau genommen werden mußte.
Kapitän Paludan gewann die Ueberzeugung, daß ſowol ſein Schiff, wie die „Gefion“ verloren waren; Hauptmann Jungmann hatte begonnen, mit glühenden Kugeln zu feuern und mehrere der- ſelben waren nur mit großer Mühe aus dem Rumpf des „Chriſtian VIII.“ zu entfernen geweſen. Paludan ließ deshalb kurz nach zwölf Uhr die Parlamentärflagge aufziehen und ſandte nach Einſtellung des Feuers einen Seeofficier mit der peremptori ſchen Forderung an’s Land, ſofort die Schanzen zu räumen und die beiden Schiffe ungehindert ziehen zu laſſen, widrigenfalls die Stadt in Brand geſchoſſen werden würde. Doch die Botſchaft ver- fehlte ihren Zweck; trotz der drohenden Form erklang es aus
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Die deutſche Marine 1848—1852
als ob dieſe gefeit ſeien. Trotz der Tauſende von Geſchoſſen,
die ſie überſchütteten, wurden ſie weder zum Schweigen gebracht
noch eines ihrer Geſchütze dauernd außer Gefecht geſetzt. Gar
oft zwar wurde eines oder das andere getroffen, aber immer
gelang es, den Schaden wieder auszubeſſern und von Neuem
ſprühte es dem erſchreckten Feinde ſeinen tödtlichen Inhalt ent-
gegen.
Gegen elf Uhr hatte die „Gefion“ ſchon bedeutend gelitten;
ſie lag im Kreuzfeuer beider Batterien und ihre Todten und
Verwundeten beliefen ſich bereits auf ein Viertheil der Beſatzung.
Auf ein Signal von ihr kam der Geſchwaderchef Garde mit dem
„Geyſer“ in die Bucht hinein, um die Fregatte aus ihrer ver-
zweifelten Lage zu befreien. Schon befand ſich der Dampfer in
nächſter Nähe des unglücklichen Schiffes; es wurden Anſtalten
gemacht, um das Bugſiertau an Bord zu geben; wenige Minu-
ten länger und die „Gefion“ wäre gerettet geweſen — da ſchlug
eine aus der Nordſchanze kommende Kugel in den Radkaſten
des „Geyſer“ und vereitelte den Verſuch. Der Schuß war
von dem Gefreiten Wommelsdorf gegeben worden, er beſiegelte
das Schickſal der „Gefion“. Der „Geyſer“ war ſo beſchädigt, daß
er ſofort Kehrt machen und von dem „Hecla“ in’s Schlepptau
genommen werden mußte.
Kapitän Paludan gewann die Ueberzeugung, daß ſowol ſein
Schiff, wie die „Gefion“ verloren waren; Hauptmann Jungmann
hatte begonnen, mit glühenden Kugeln zu feuern und mehrere der-
ſelben waren nur mit großer Mühe aus dem Rumpf des
„Chriſtian VIII.“ zu entfernen geweſen. Paludan ließ deshalb
kurz nach zwölf Uhr die Parlamentärflagge aufziehen und ſandte
nach Einſtellung des Feuers einen Seeofficier mit der peremptori
ſchen Forderung an’s Land, ſofort die Schanzen zu räumen und die
beiden Schiffe ungehindert ziehen zu laſſen, widrigenfalls die Stadt
in Brand geſchoſſen werden würde. Doch die Botſchaft ver-
fehlte ihren Zweck; trotz der drohenden Form erklang es aus
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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/193>, abgerufen am 27.07.2024.
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