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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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Die deutsche Marine 1848--1852
handlung und Verwerthung vollauf die Zwecke erfüllen, für
welche Deutschland sie nöthig hat.

Sie kann unsere beiden deutschen Meere gegen jeden feind-
lichen Seeangriff wirksam vertheidigen, so daß unsere Seeflanken
gedeckt sind. In zweiter Reihe genügt sie im Frieden so
weit zum Schutze unseres Handels, um den Deutschen im Aus-
lande das Bewußtsein zu verschaffen, daß das Vaterland ihre
Rechte wahre. Unsere Flotte ist Deutschlands Größe und Macht-
stellung angemessen, aber nicht provocirend; sie übersteigt nicht
unsere Mittel und flößt Achtung ein -- mit einer solchen Gel-
tung zur See darf unser Volk sich schon zufrieden stellen.

Konnte die Flotte zu ihrer jetzigen Bedeutung aber auch
erst nach Aufrichtung des deutschen Reichs kommen, so be-
standen ihre Grundlagen doch bereits lange, und diesem Umstande
ist es zu danken, daß sie gegenwärtig schon einen verhältnißmäßig
hohen Standpunkt einnimmt. Jene Grundlagen stammten aus
dem Jahre 1848 und fanden ihre Verkörperung in der damals
in das Leben gerufenen deutschen Marine, deren größter Theil
zwar leider an unseren derzeitigen traurigen politischen Verhält-
nissen schmachvoll zu Grunde ging, deren kleinerer aber in der
preußischen Marine glücklicher Weise für eine bessere Zukunft ge-
rettet wurde. Aus dieser preußischen ist unsere Reichsmarine
hervorgegangen und die deutsche Flotte von 1848 ist deshalb
die Wiege unserer heutigen Seemacht.

Bei den regen Sympathien, welche der letzteren im ganzen
Lande entgegengebracht werden, dürfte es deshalb nicht ohne
Interesse sein, einen Blick auf die Marine von 1848 zu werfen,
auf welche einst die Augen des deutschen Volkes mit so viel
Liebe schauten und in deren schwarzrothgoldenem Banner sich auch
eine kurze Spanne Zeit seine Einheitsträume verwirklichen zu
wollen schienen. Ein solcher Rückblick wird zwar das Eingangs
Ausgesprochene bestätigen, daß man in Deutschland wenig Begriff
davon hatte, was zur Schaffung einer Flotte nöthig sei, gleich-

10*

Die deutſche Marine 1848—1852
handlung und Verwerthung vollauf die Zwecke erfüllen, für
welche Deutſchland ſie nöthig hat.

Sie kann unſere beiden deutſchen Meere gegen jeden feind-
lichen Seeangriff wirkſam vertheidigen, ſo daß unſere Seeflanken
gedeckt ſind. In zweiter Reihe genügt ſie im Frieden ſo
weit zum Schutze unſeres Handels, um den Deutſchen im Aus-
lande das Bewußtſein zu verſchaffen, daß das Vaterland ihre
Rechte wahre. Unſere Flotte iſt Deutſchlands Größe und Macht-
ſtellung angemeſſen, aber nicht provocirend; ſie überſteigt nicht
unſere Mittel und flößt Achtung ein — mit einer ſolchen Gel-
tung zur See darf unſer Volk ſich ſchon zufrieden ſtellen.

Konnte die Flotte zu ihrer jetzigen Bedeutung aber auch
erſt nach Aufrichtung des deutſchen Reichs kommen, ſo be-
ſtanden ihre Grundlagen doch bereits lange, und dieſem Umſtande
iſt es zu danken, daß ſie gegenwärtig ſchon einen verhältnißmäßig
hohen Standpunkt einnimmt. Jene Grundlagen ſtammten aus
dem Jahre 1848 und fanden ihre Verkörperung in der damals
in das Leben gerufenen deutſchen Marine, deren größter Theil
zwar leider an unſeren derzeitigen traurigen politiſchen Verhält-
niſſen ſchmachvoll zu Grunde ging, deren kleinerer aber in der
preußiſchen Marine glücklicher Weiſe für eine beſſere Zukunft ge-
rettet wurde. Aus dieſer preußiſchen iſt unſere Reichsmarine
hervorgegangen und die deutſche Flotte von 1848 iſt deshalb
die Wiege unſerer heutigen Seemacht.

Bei den regen Sympathien, welche der letzteren im ganzen
Lande entgegengebracht werden, dürfte es deshalb nicht ohne
Intereſſe ſein, einen Blick auf die Marine von 1848 zu werfen,
auf welche einſt die Augen des deutſchen Volkes mit ſo viel
Liebe ſchauten und in deren ſchwarzrothgoldenem Banner ſich auch
eine kurze Spanne Zeit ſeine Einheitsträume verwirklichen zu
wollen ſchienen. Ein ſolcher Rückblick wird zwar das Eingangs
Ausgeſprochene beſtätigen, daß man in Deutſchland wenig Begriff
davon hatte, was zur Schaffung einer Flotte nöthig ſei, gleich-

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[147/0159] Die deutſche Marine 1848—1852 handlung und Verwerthung vollauf die Zwecke erfüllen, für welche Deutſchland ſie nöthig hat. Sie kann unſere beiden deutſchen Meere gegen jeden feind- lichen Seeangriff wirkſam vertheidigen, ſo daß unſere Seeflanken gedeckt ſind. In zweiter Reihe genügt ſie im Frieden ſo weit zum Schutze unſeres Handels, um den Deutſchen im Aus- lande das Bewußtſein zu verſchaffen, daß das Vaterland ihre Rechte wahre. Unſere Flotte iſt Deutſchlands Größe und Macht- ſtellung angemeſſen, aber nicht provocirend; ſie überſteigt nicht unſere Mittel und flößt Achtung ein — mit einer ſolchen Gel- tung zur See darf unſer Volk ſich ſchon zufrieden ſtellen. Konnte die Flotte zu ihrer jetzigen Bedeutung aber auch erſt nach Aufrichtung des deutſchen Reichs kommen, ſo be- ſtanden ihre Grundlagen doch bereits lange, und dieſem Umſtande iſt es zu danken, daß ſie gegenwärtig ſchon einen verhältnißmäßig hohen Standpunkt einnimmt. Jene Grundlagen ſtammten aus dem Jahre 1848 und fanden ihre Verkörperung in der damals in das Leben gerufenen deutſchen Marine, deren größter Theil zwar leider an unſeren derzeitigen traurigen politiſchen Verhält- niſſen ſchmachvoll zu Grunde ging, deren kleinerer aber in der preußiſchen Marine glücklicher Weiſe für eine beſſere Zukunft ge- rettet wurde. Aus dieſer preußiſchen iſt unſere Reichsmarine hervorgegangen und die deutſche Flotte von 1848 iſt deshalb die Wiege unſerer heutigen Seemacht. Bei den regen Sympathien, welche der letzteren im ganzen Lande entgegengebracht werden, dürfte es deshalb nicht ohne Intereſſe ſein, einen Blick auf die Marine von 1848 zu werfen, auf welche einſt die Augen des deutſchen Volkes mit ſo viel Liebe ſchauten und in deren ſchwarzrothgoldenem Banner ſich auch eine kurze Spanne Zeit ſeine Einheitsträume verwirklichen zu wollen ſchienen. Ein ſolcher Rückblick wird zwar das Eingangs Ausgeſprochene beſtätigen, daß man in Deutſchland wenig Begriff davon hatte, was zur Schaffung einer Flotte nöthig ſei, gleich- 10*

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/159>, abgerufen am 24.11.2024.