Weiße, Christian Felix: Lieder für Kinder. Leipzig, 1767.Eitle Schönheit. Der Knabe vor dem Spiegel. Der Bruder. O! ich bin doch ein schöner Knabe! Das ist gewiß! Der Spiegel, den ich vor mir habe Verräth mir dieß! Wie sanft ist mein Gesicht! wie rund! Die blauen Augen schmachten! Und dieser kleine rothe Mund Jst auch nicht zu verachten. So bald ich freundlich lächle, prangen Die Zähn, als Elfenbein, Auf Ros und Lilien vollen Wangen Drückt sich ein Grübchen ein, Und ach! das güldne Haar: so soll Ein paar der schönsten Götterknaben, (Sie hießen Bacchus und Apoll) Es einst getragen haben. Die
Eitle Schoͤnheit. Der Knabe vor dem Spiegel. Der Bruder. O! ich bin doch ein ſchoͤner Knabe! Das iſt gewiß! Der Spiegel, den ich vor mir habe Verraͤth mir dieß! Wie ſanft iſt mein Geſicht! wie rund! Die blauen Augen ſchmachten! Und dieſer kleine rothe Mund Jſt auch nicht zu verachten. So bald ich freundlich laͤchle, prangen Die Zaͤhn, als Elfenbein, Auf Ros und Lilien vollen Wangen Druͤckt ſich ein Gruͤbchen ein, Und ach! das guͤldne Haar: ſo ſoll Ein paar der ſchoͤnſten Goͤtterknaben, (Sie hießen Bacchus und Apoll) Es einſt getragen haben. Die
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Eitle Schoͤnheit.
Der Knabe vor dem Spiegel.
Der Bruder.
O! ich bin doch ein ſchoͤner Knabe!
Das iſt gewiß!
Der Spiegel, den ich vor mir habe
Verraͤth mir dieß!
Wie ſanft iſt mein Geſicht! wie rund!
Die blauen Augen ſchmachten!
Und dieſer kleine rothe Mund
Jſt auch nicht zu verachten.
So bald ich freundlich laͤchle, prangen
Die Zaͤhn, als Elfenbein,
Auf Ros und Lilien vollen Wangen
Druͤckt ſich ein Gruͤbchen ein,
Und ach! das guͤldne Haar: ſo ſoll
Ein paar der ſchoͤnſten Goͤtterknaben,
(Sie hießen Bacchus und Apoll)
Es einſt getragen haben.
Die
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