Weiße, Christian Felix: Lieder für Kinder. Leipzig, 1767.Die Dohle und die Nachtigall. Dohle. Kleiner Schreyhals sage mir, Ey, wie kömmts, daß Menschen dir So viel Beyfall gern gewähren? Gleichwohl schweigt oft dein Gesang: Jch! ich schwatze Tage lang, Und mich wünscht kein Mensch zu hören! Nachtigall. Kömmt es denn aufs Schwatzen an?Dem, der niemals schweigen kann, Wird kein Kluger Lob gewähren. Du sprichst ohne Unterlaß, Jmmer einerley, und was? Nichts. Das wünscht man auch zu hören! Der
Die Dohle und die Nachtigall. Dohle. Kleiner Schreyhals ſage mir, Ey, wie koͤmmts, daß Menſchen dir So viel Beyfall gern gewaͤhren? Gleichwohl ſchweigt oft dein Geſang: Jch! ich ſchwatze Tage lang, Und mich wuͤnſcht kein Menſch zu hoͤren! Nachtigall. Koͤmmt es denn aufs Schwatzen an?Dem, der niemals ſchweigen kann, Wird kein Kluger Lob gewaͤhren. Du ſprichſt ohne Unterlaß, Jmmer einerley, und was? Nichts. Das wuͤnſcht man auch zu hoͤren! Der
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Die Dohle und die Nachtigall.
Dohle.
Kleiner Schreyhals ſage mir,
Ey, wie koͤmmts, daß Menſchen dir
So viel Beyfall gern gewaͤhren?
Gleichwohl ſchweigt oft dein Geſang:
Jch! ich ſchwatze Tage lang,
Und mich wuͤnſcht kein Menſch zu hoͤren!
Nachtigall.Koͤmmt es denn aufs Schwatzen an?
Dem, der niemals ſchweigen kann,
Wird kein Kluger Lob gewaͤhren.
Du ſprichſt ohne Unterlaß,
Jmmer einerley, und was?
Nichts. Das wuͤnſcht man auch zu hoͤren!
Der
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Zitationshilfe: | Weiße, Christian Felix: Lieder für Kinder. Leipzig, 1767, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weisse_lieder_1767/37>, abgerufen am 16.02.2025. |