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Weiss, Philipp Friedrich: Ueber den Starrkrampf. Stuttgart, 1824.

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welchem nach einem Schenkelbruch ein Te-
tanus entstanden war, der über 20 Tage lang
den grössten Gaben von Opium und Moschus,
Aderlässen und fast allen übrigen Mitteln auf
das hartnäckigste widerstanden hatte, in 3
Tagen durch die Einreibung von ßXX Queck-
silber in Salbenform unter dem Erscheinen ei-
ner bedeutenden Salivation. Dass das Reiben
selbst sehr vortheilhaft wirkt, ist keine Frage;
gelindes Reiben besteht in einem mechanischen
Entfernen und wieder Zusammendrängen der
einzelnen Theilchen der Muskel-Fieber, wel-
ches nothwendig eine Verminderung der Starr-
heit derselben zur Folge haben muss; und
heftiges Reiben, z. B mit wollenen Tüchern
kann noch als Hautreiz wirken; dass man aber
die Wirkung des Reibens bey Mercurial-Ein-
reibungen so hoch anschlägt als die Aufnahme
des Quecksilbers in den Körper selbst, ist
durchaus unrecht; schon der Speichelfluss der
sich mit der Heilung einstellt, wäre hinreichend
eine solche Meinung zu widerlegen.

Die Indicatio vitae hat beym Tetanus vor-
züglich zwey tödtliche Wendungen zu ver-
hüten; nämlich den Uebergang in Lähmung
und den in Apoplexie Zeigen sich schon läh-
mungsartige Erscheinungen in einzelnen Thei-
len, so ist nach den bisherigen Erfahrungen
der Tod nicht mehr zu verhindern. Vielleicht

welchem nach einem Schenkelbruch ein Te-
tanus entstanden war, der über 20 Tage lang
den grössten Gaben von Opium und Moschus,
Aderlässen und fast allen übrigen Mitteln auf
das hartnäckigste widerstanden hatte, in 3
Tagen durch die Einreibung von ʒXX Queck-
silber in Salbenform unter dem Erscheinen ei-
ner bedeutenden Salivation. Dass das Reiben
selbst sehr vortheilhaft wirkt, ist keine Frage;
gelindes Reiben besteht in einem mechanischen
Entfernen und wieder Zusammendrängen der
einzelnen Theilchen der Muskel-Fieber, wel-
ches nothwendig eine Verminderung der Starr-
heit derselben zur Folge haben muss; und
heftiges Reiben, z. B mit wollenen Tüchern
kann noch als Hautreiz wirken; dass man aber
die Wirkung des Reibens bey Mercurial-Ein-
reibungen so hoch anschlägt als die Aufnahme
des Quecksilbers in den Körper selbst, ist
durchaus unrecht; schon der Speichelfluss der
sich mit der Heilung einstellt, wäre hinreichend
eine solche Meinung zu widerlegen.

Die Indicatio vitae hat beym Tetanus vor-
züglich zwey tödtliche Wendungen zu ver-
hüten; nämlich den Uebergang in Lähmung
und den in Apoplexie Zeigen sich schon läh-
mungsartige Erscheinungen in einzelnen Thei-
len, so ist nach den bisherigen Erfahrungen
der Tod nicht mehr zu verhindern. Vielleicht

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[79/0089] welchem nach einem Schenkelbruch ein Te- tanus entstanden war, der über 20 Tage lang den grössten Gaben von Opium und Moschus, Aderlässen und fast allen übrigen Mitteln auf das hartnäckigste widerstanden hatte, in 3 Tagen durch die Einreibung von ʒXX Queck- silber in Salbenform unter dem Erscheinen ei- ner bedeutenden Salivation. Dass das Reiben selbst sehr vortheilhaft wirkt, ist keine Frage; gelindes Reiben besteht in einem mechanischen Entfernen und wieder Zusammendrängen der einzelnen Theilchen der Muskel-Fieber, wel- ches nothwendig eine Verminderung der Starr- heit derselben zur Folge haben muss; und heftiges Reiben, z. B mit wollenen Tüchern kann noch als Hautreiz wirken; dass man aber die Wirkung des Reibens bey Mercurial-Ein- reibungen so hoch anschlägt als die Aufnahme des Quecksilbers in den Körper selbst, ist durchaus unrecht; schon der Speichelfluss der sich mit der Heilung einstellt, wäre hinreichend eine solche Meinung zu widerlegen. Die Indicatio vitae hat beym Tetanus vor- züglich zwey tödtliche Wendungen zu ver- hüten; nämlich den Uebergang in Lähmung und den in Apoplexie Zeigen sich schon läh- mungsartige Erscheinungen in einzelnen Thei- len, so ist nach den bisherigen Erfahrungen der Tod nicht mehr zu verhindern. Vielleicht

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Zitationshilfe: Weiss, Philipp Friedrich: Ueber den Starrkrampf. Stuttgart, 1824, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weiss_starrkrampf_1824/89>, abgerufen am 24.11.2024.