Die Argumente die von den ursächlichen Mo- menten bey der Krankheiten
hergenommen sind, beweisen gar nichts, indem es überall auf die Reaction des
Organismus ankömmt, und die Gleichheit der ursächlichen Momente über- haupt
nichts für die Identität von zwey Krank- heits-Formen beweisen kann. Ueberdies
sind die ursächlichen Momente gar nicht so sehr gleich: Blutverlust,
schlechte Kost, Gelenk- wunden, Kummer, Sorge, sind keine Ursachen der
Myelitis, unter deren sehr beschränkten Ursachen mechanische Einwirkungen auf
das Rückenmark die häufigsten sind. Auch die Erfahrung, dass Tetanus gerade
in den heissen Gegenden, wo Entzündungen überhaupt weit seltener sind, als in
kalten, endemisch herrscht, spricht gewiss nicht für die entzündliche Na- tur
desselben.
Der letzte Grund, den die Entzündungs- Theorie anführen kann, ist die günstige
Wir- kung der antiphlogistischen Methode im Te- tanus. Dass Aderlässen
zuweilen heilsam seyn können, ist kaum zu bezweifeln. Die Wir- kung derselben
aber, wenn nämlich keine wirk- liche Entzündung mit dem Tetanus
verbunden ist, scheint mir eine andere zu seyn, als die, welche sie gegen
Entzündungen hat. Die an- tiphlogistische Methode in ihrem ganzen Um- fang ist
nach den glaubwürdigsten Erfahrun-
Die Argumente die von den ursächlichen Mo- menten bey der Krankheiten
hergenommen sind, beweisen gar nichts, indem es überall auf die Reaction des
Organismus ankömmt, und die Gleichheit der ursächlichen Momente über- haupt
nichts für die Identität von zwey Krank- heits-Formen beweisen kann. Ueberdies
sind die ursächlichen Momente gar nicht so sehr gleich: Blutverlust,
schlechte Kost, Gelenk- wunden, Kummer, Sorge, sind keine Ursachen der
Myelitis, unter deren sehr beschränkten Ursachen mechanische Einwirkungen auf
das Rückenmark die häufigsten sind. Auch die Erfahrung, dass Tetanus gerade
in den heissen Gegenden, wo Entzündungen überhaupt weit seltener sind, als in
kalten, endemisch herrscht, spricht gewiss nicht für die entzündliche Na- tur
desselben.
Der letzte Grund, den die Entzündungs- Theorie anführen kann, ist die günstige
Wir- kung der antiphlogistischen Methode im Te- tanus. Dass Aderlässen
zuweilen heilsam seyn können, ist kaum zu bezweifeln. Die Wir- kung derselben
aber, wenn nämlich keine wirk- liche Entzündung mit dem Tetanus
verbunden ist, scheint mir eine andere zu seyn, als die, welche sie gegen
Entzündungen hat. Die an- tiphlogistische Methode in ihrem ganzen Um- fang ist
nach den glaubwürdigsten Erfahrun-
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Die Argumente die von den ursächlichen Mo-
menten bey der Krankheiten hergenommen sind,
beweisen gar nichts, indem es überall auf die
Reaction des Organismus ankömmt, und die
Gleichheit der ursächlichen Momente über-
haupt nichts für die Identität von zwey Krank-
heits-Formen beweisen kann. Ueberdies sind
die ursächlichen Momente gar nicht so sehr
gleich: Blutverlust, schlechte Kost, Gelenk-
wunden, Kummer, Sorge, sind keine Ursachen
der Myelitis, unter deren sehr beschränkten
Ursachen mechanische Einwirkungen auf das
Rückenmark die häufigsten sind. Auch die
Erfahrung, dass Tetanus gerade in den heissen
Gegenden, wo Entzündungen überhaupt weit
seltener sind, als in kalten, endemisch herrscht,
spricht gewiss nicht für die entzündliche Na-
tur desselben.
Der letzte Grund, den die Entzündungs-
Theorie anführen kann, ist die günstige Wir-
kung der antiphlogistischen Methode im Te-
tanus. Dass Aderlässen zuweilen heilsam seyn
können, ist kaum zu bezweifeln. Die Wir-
kung derselben aber, wenn nämlich keine wirk-
liche Entzündung mit dem Tetanus verbunden
ist, scheint mir eine andere zu seyn, als die,
welche sie gegen Entzündungen hat. Die an-
tiphlogistische Methode in ihrem ganzen Um-
fang ist nach den glaubwürdigsten Erfahrun-
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Weiss, Philipp Friedrich: Ueber den Starrkrampf. Stuttgart, 1824, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weiss_starrkrampf_1824/69>, abgerufen am 27.07.2024.
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