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Weiss, Philipp Friedrich: Ueber den Starrkrampf. Stuttgart, 1824.

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in heissen Gegenden gewöhnlich schon in
6 -- 12 Stunden und seine Dauer bis zum
zehnten Tag ist eine der längsten, welche
beobachtet wurden (Bajon 1 c. p. 156). Sehr
selten ist schon seine Dauer bis zum fünften,
siebenten oder achten Tag.

Die Prognose ist im Ganzen immer un-
günstig, wiewohl in unserer Zeit nicht mehr
so schlimm, als bey den Alten, die noch keine
so durchgreifende Behandhmgsweise kannten,
als wir. Hippokrates, Aretaeus und die mei-
sten alten Aerzte erklären bekanntlich die
Konvulsionen, die sich zu Wunden gesellen,
geradezu für letal. -- Vorzüglich sind es fol-
gende Zeichen, die als den Tod vorhersagend
betrachtet werden, das Herausfliessen einer
eingebrachten Flüssigkeit aus der Nase, auch
eines Schleims aus derselben, während sie
vorher trocken war; lautes Deliriren, heftiges
Schreyen oder Possenreissen, besonders nach
vorausgegangener Aphonie. Das plötzliche
Schlaffwerden der Kinnbackenmuskeln, wäh-
rend der übrige Körper noch vom Starrkrampf
befallen ist (Hippokrates). Die Lähmung ei-
nes Gliedes wird auch von den Neueren als
ein gewisses Zeichen des Todes angesehen.
Ferner heftige Erschütterungen, die den gan-
zen Körper gewaltsam angreifen, und schnell
auf einander folgen; ein kalter klebriger Schweiss,


in heissen Gegenden gewöhnlich schon in
6 — 12 Stunden und seine Dauer bis zum
zehnten Tag ist eine der längsten, welche
beobachtet wurden (Bajon 1 c. p. 156). Sehr
selten ist schon seine Dauer bis zum fünften,
siebenten oder achten Tag.

Die Prognose ist im Ganzen immer un-
günstig, wiewohl in unserer Zeit nicht mehr
so schlimm, als bey den Alten, die noch keine
so durchgreifende Behandhmgsweise kannten,
als wir. Hippokrates, Aretaeus und die mei-
sten alten Aerzte erklären bekanntlich die
Konvulsionen, die sich zu Wunden gesellen,
geradezu für letal. — Vorzüglich sind es fol-
gende Zeichen, die als den Tod vorhersagend
betrachtet werden, das Herausfliessen einer
eingebrachten Flüssigkeit aus der Nase, auch
eines Schleims aus derselben, während sie
vorher trocken war; lautes Deliriren, heftiges
Schreyen oder Possenreissen, besonders nach
vorausgegangener Aphonie. Das plötzliche
Schlaffwerden der Kinnbackenmuskeln, wäh-
rend der übrige Körper noch vom Starrkrampf
befallen ist (Hippokrates). Die Lähmung ei-
nes Gliedes wird auch von den Neueren als
ein gewisses Zeichen des Todes angesehen.
Ferner heftige Erschütterungen, die den gan-
zen Körper gewaltsam angreifen, und schnell
auf einander folgen; ein kalter klebriger Schweiss,

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[38/0048] in heissen Gegenden gewöhnlich schon in 6 — 12 Stunden und seine Dauer bis zum zehnten Tag ist eine der längsten, welche beobachtet wurden (Bajon 1 c. p. 156). Sehr selten ist schon seine Dauer bis zum fünften, siebenten oder achten Tag. Die Prognose ist im Ganzen immer un- günstig, wiewohl in unserer Zeit nicht mehr so schlimm, als bey den Alten, die noch keine so durchgreifende Behandhmgsweise kannten, als wir. Hippokrates, Aretaeus und die mei- sten alten Aerzte erklären bekanntlich die Konvulsionen, die sich zu Wunden gesellen, geradezu für letal. — Vorzüglich sind es fol- gende Zeichen, die als den Tod vorhersagend betrachtet werden, das Herausfliessen einer eingebrachten Flüssigkeit aus der Nase, auch eines Schleims aus derselben, während sie vorher trocken war; lautes Deliriren, heftiges Schreyen oder Possenreissen, besonders nach vorausgegangener Aphonie. Das plötzliche Schlaffwerden der Kinnbackenmuskeln, wäh- rend der übrige Körper noch vom Starrkrampf befallen ist (Hippokrates). Die Lähmung ei- nes Gliedes wird auch von den Neueren als ein gewisses Zeichen des Todes angesehen. Ferner heftige Erschütterungen, die den gan- zen Körper gewaltsam angreifen, und schnell auf einander folgen; ein kalter klebriger Schweiss,

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Zitationshilfe: Weiss, Philipp Friedrich: Ueber den Starrkrampf. Stuttgart, 1824, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weiss_starrkrampf_1824/48>, abgerufen am 24.11.2024.