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Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893.

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nicht aus der Welt geschafft. Was soll es heissen, wenn
er auseinandersetzt, dass die Somazellen eines gesunden
Weibes noch lange fortfahren sich durch Theilung zu ver-
mehren, nachdem die Keimzellen ihres Ovariums längst ab-
gestorben sind? Wann hätte ich je behauptet, dass Keim-
zellen nicht sterben könnten? Ich habe im Gegentheil
meinen früheren Gegnern den Unterschied zwischen acciden-
tellem und natürlichem Tod mehrfach klar zu machen ge-
sucht, so in Aufsatz III gegen Götte. Das Absterben
aber derjenigen Eizellen, welche nicht zur Befruchtung ge-
langen, ist in demselben Sinne als accidenteller Tod zu be-
trachten, als der Tod eines Wolfs durch Hunger: die Be-
dingungen des Weiterlebens sind nicht erfüllt.

Spencer greift die Sache aber noch von der anderen
Seite an, indem er die Sterblichkeit des Körpers leugnet,
oder vielmehr nicht des Körpers als Ganzes, sondern die
Fähigkeit unbegrenzter Theilung der Körperzellen. Ich be-
zog den natürlichen Tod und damit die natürliche Lebens-
dauer auf eine bestimmte Regulirung der Fortpflanzuungs-
kraft der somatischen Zellen; Spencer ist der Ansicht,
dass ihr Absterben durch die äusseren Bedingungen veran-
lasst wird, dass sie also unter günstigen Bedingungen
ebenso gut fähig wären zu unbegrenzter Vermehrung, als
die Propagationszellen. Er gibt sich viele Mühe, Fälle
darzulegen, in welchen Arten sich unbegrenzte Zeit hin-
durch mittelst Knospung fortgepflanzt haben, wie das ja
von zahlreichen Pflanzen wohl bekannt ist.

Hätte er meine Aufsätze alle gelesen, oder in mein
neues Buch 1) mehr als blos hereingeblickt, so würde er

1) "Das Keimplasma, eine Theorie der Vererbung", Jena
1892, Capitel VI u. VII.

nicht aus der Welt geschafft. Was soll es heissen, wenn
er auseinandersetzt, dass die Somazellen eines gesunden
Weibes noch lange fortfahren sich durch Theilung zu ver-
mehren, nachdem die Keimzellen ihres Ovariums längst ab-
gestorben sind? Wann hätte ich je behauptet, dass Keim-
zellen nicht sterben könnten? Ich habe im Gegentheil
meinen früheren Gegnern den Unterschied zwischen acciden-
tellem und natürlichem Tod mehrfach klar zu machen ge-
sucht, so in Aufsatz III gegen Götte. Das Absterben
aber derjenigen Eizellen, welche nicht zur Befruchtung ge-
langen, ist in demselben Sinne als accidenteller Tod zu be-
trachten, als der Tod eines Wolfs durch Hunger: die Be-
dingungen des Weiterlebens sind nicht erfüllt.

Spencer greift die Sache aber noch von der anderen
Seite an, indem er die Sterblichkeit des Körpers leugnet,
oder vielmehr nicht des Körpers als Ganzes, sondern die
Fähigkeit unbegrenzter Theilung der Körperzellen. Ich be-
zog den natürlichen Tod und damit die natürliche Lebens-
dauer auf eine bestimmte Regulirung der Fortpflanzuungs-
kraft der somatischen Zellen; Spencer ist der Ansicht,
dass ihr Absterben durch die äusseren Bedingungen veran-
lasst wird, dass sie also unter günstigen Bedingungen
ebenso gut fähig wären zu unbegrenzter Vermehrung, als
die Propagationszellen. Er gibt sich viele Mühe, Fälle
darzulegen, in welchen Arten sich unbegrenzte Zeit hin-
durch mittelst Knospung fortgepflanzt haben, wie das ja
von zahlreichen Pflanzen wohl bekannt ist.

Hätte er meine Aufsätze alle gelesen, oder in mein
neues Buch 1) mehr als blos hereingeblickt, so würde er

1) „Das Keimplasma, eine Theorie der Vererbung“, Jena
1892, Capitel VI u. VII.
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[74/0086] nicht aus der Welt geschafft. Was soll es heissen, wenn er auseinandersetzt, dass die Somazellen eines gesunden Weibes noch lange fortfahren sich durch Theilung zu ver- mehren, nachdem die Keimzellen ihres Ovariums längst ab- gestorben sind? Wann hätte ich je behauptet, dass Keim- zellen nicht sterben könnten? Ich habe im Gegentheil meinen früheren Gegnern den Unterschied zwischen acciden- tellem und natürlichem Tod mehrfach klar zu machen ge- sucht, so in Aufsatz III gegen Götte. Das Absterben aber derjenigen Eizellen, welche nicht zur Befruchtung ge- langen, ist in demselben Sinne als accidenteller Tod zu be- trachten, als der Tod eines Wolfs durch Hunger: die Be- dingungen des Weiterlebens sind nicht erfüllt. Spencer greift die Sache aber noch von der anderen Seite an, indem er die Sterblichkeit des Körpers leugnet, oder vielmehr nicht des Körpers als Ganzes, sondern die Fähigkeit unbegrenzter Theilung der Körperzellen. Ich be- zog den natürlichen Tod und damit die natürliche Lebens- dauer auf eine bestimmte Regulirung der Fortpflanzuungs- kraft der somatischen Zellen; Spencer ist der Ansicht, dass ihr Absterben durch die äusseren Bedingungen veran- lasst wird, dass sie also unter günstigen Bedingungen ebenso gut fähig wären zu unbegrenzter Vermehrung, als die Propagationszellen. Er gibt sich viele Mühe, Fälle darzulegen, in welchen Arten sich unbegrenzte Zeit hin- durch mittelst Knospung fortgepflanzt haben, wie das ja von zahlreichen Pflanzen wohl bekannt ist. Hätte er meine Aufsätze alle gelesen, oder in mein neues Buch 1) mehr als blos hereingeblickt, so würde er 1) „Das Keimplasma, eine Theorie der Vererbung“, Jena 1892, Capitel VI u. VII.

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Zitationshilfe: Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_naturzuechtung_1893/86>, abgerufen am 26.11.2024.