Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893.schehen, so wissen wir doch von vielen Infusorienarten, Der zweite Versuch aber, die Unsterblichkeit zu wider- schehen, so wissen wir doch von vielen Infusorienarten, Der zweite Versuch aber, die Unsterblichkeit zu wider- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0085" n="73"/> schehen, so wissen wir doch von vielen Infusorienarten,<lb/> dass sie schon zu <hi rendition="#g">Ehrenberg’s</hi> und O. F. <hi rendition="#g">Müller’s</hi><lb/> Zeiten vorhanden waren, und dies beweist, wenn man nicht<lb/> die absurde Annahme einer Generatio aequivoca so hoch<lb/> differenzirter Thiere machen will, dass sie sich doch immer-<lb/> hin seit einem Jahrhundert durch stete Theilung vermehrt<lb/> haben. Es gibt aber lebende Foraminiferen, die schon im<lb/> Tertiär gefunden werden, deren Zweitheilungen sich also<lb/> durch ganze geologische Perioden fortgesetzt haben.</p><lb/> <p>Der zweite Versuch aber, die Unsterblichkeit zu wider-<lb/> legen, ist der, dass gesagt wird, die zwei in der Conjugation<lb/> miteinander verschmelzenden Infusorien <hi rendition="#g">seien nicht<lb/> mehr dieselbe Individualität</hi>, wie vor ihrer Ver-<lb/> schmelzung, es entstehe dadurch ein neues Individuum. Das<lb/> ist nun zwar insoweit richtig, als in der That zwei Indi-<lb/> vidualitäten hier sich vermischen, wie ich gezeigt habe<lb/> (Aufsatz XII), allein widerlegt dies meine Behauptung, dass<lb/> der natürliche Tod den Einzelligen fehlt? Ist etwa Con-<lb/> jugation gleich Tod? Findet sich nicht dieselbe Conjugation<lb/> oder Amphimixis bei der Befruchtung der Metazoen, und<lb/> ist diese der natürliche Tod derselben? Nun, wenn dies<lb/> nicht so ist, <hi rendition="#g">dann haben eben die Metazoen<lb/> diesen natürlichen Tod noch ausserdem, sie<lb/> unterscheiden sich dadurch von den Protozoen</hi><lb/> — q. e. d., denn das ist Alles, was ich behauptet habe. Ich<lb/> habe darauf aufmerksam gemacht, dass hier eine wesent-<lb/> liche Verschiedenheit zwischen Protozoen und Metazoen be-<lb/> steht, dass bei den Metazoen die Differenzirung von Körper<lb/> und Keimzellen auftritt, und dass dieser Körper <hi rendition="#g">allein</hi><lb/> dem natürlichen Tod unterworfen ist. So ist es wirklich,<lb/> und dies wird durch alle Sophismen <hi rendition="#g">Herbert Spencer’s</hi><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [73/0085]
schehen, so wissen wir doch von vielen Infusorienarten,
dass sie schon zu Ehrenberg’s und O. F. Müller’s
Zeiten vorhanden waren, und dies beweist, wenn man nicht
die absurde Annahme einer Generatio aequivoca so hoch
differenzirter Thiere machen will, dass sie sich doch immer-
hin seit einem Jahrhundert durch stete Theilung vermehrt
haben. Es gibt aber lebende Foraminiferen, die schon im
Tertiär gefunden werden, deren Zweitheilungen sich also
durch ganze geologische Perioden fortgesetzt haben.
Der zweite Versuch aber, die Unsterblichkeit zu wider-
legen, ist der, dass gesagt wird, die zwei in der Conjugation
miteinander verschmelzenden Infusorien seien nicht
mehr dieselbe Individualität, wie vor ihrer Ver-
schmelzung, es entstehe dadurch ein neues Individuum. Das
ist nun zwar insoweit richtig, als in der That zwei Indi-
vidualitäten hier sich vermischen, wie ich gezeigt habe
(Aufsatz XII), allein widerlegt dies meine Behauptung, dass
der natürliche Tod den Einzelligen fehlt? Ist etwa Con-
jugation gleich Tod? Findet sich nicht dieselbe Conjugation
oder Amphimixis bei der Befruchtung der Metazoen, und
ist diese der natürliche Tod derselben? Nun, wenn dies
nicht so ist, dann haben eben die Metazoen
diesen natürlichen Tod noch ausserdem, sie
unterscheiden sich dadurch von den Protozoen
— q. e. d., denn das ist Alles, was ich behauptet habe. Ich
habe darauf aufmerksam gemacht, dass hier eine wesent-
liche Verschiedenheit zwischen Protozoen und Metazoen be-
steht, dass bei den Metazoen die Differenzirung von Körper
und Keimzellen auftritt, und dass dieser Körper allein
dem natürlichen Tod unterworfen ist. So ist es wirklich,
und dies wird durch alle Sophismen Herbert Spencer’s
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