Auflösung in ihre Biophoren erreichen. Die übrigen, für spätere Stufen bestimmten Determinanten des Id's einer Zelle ver- harren unaufgelöst und also ohne eine bestimmende Wirkung auf die Zelle auszuüben; durch die Art und Weise ihrer Zu- sammenordnung im Id aber und durch den einer jeden Determi- nantenart eigenen Rhythmus ihrer Vermehrung bestimmen sie den nächsten Modus der Kerntheilung, d. h. sie entscheiden dadurch, welche Determinanten dem einen, welche dem andern Tochterkern zugetheilt werden. Damit wird nicht nur über die histologische Natur dieser Tochterzellen, sondern auch über die Bestimmung ihrer Nachkommen entschieden, so dass also die Vertheilung der im Keimplasma vorhandenen Anlagen durch die anfänglich schon gegebene, dann aber durch ungleiche Ver- mehrung und durch stufenweise Zerlegung der Ide sich stetig und gesetzmässig ändernde Architektur des Id's bewirkt wird.
Lediglich sekundär wirkt dabei der Theilungsapparat der Zelle mit, dessen Hauptorgan, das Centrosoma, zwar auch, wie die Vererbungssubstanz von der oder den elterlichen Keim- zellen her übernommen wird, welches aber eben nur den Mecha- nismus zur Theilung des Kernes und der Zelle darstellt, nicht aber irgend welche "Anlagen" in sich einschliesst. Auch der Rhythmus der Zelltheilungen kann nicht vom Centrosoma be- stimmt werden, obwohl dieses den Anstoss dazu giebt, sondern die durch das Idioplasma bestimmte Zelle ist es, welche den Theilungsapparat in Bewegung setzt. Wäre dies nicht so, so könnte die Kernsubstanz nicht die Vererbungssubstanz sein, denn die meisten vererbbaren Eigenschaften der Arten beruhen weniger auf der Differenzirung der einzelnen Zellen, als viel- mehr auf der Anzahl und Gruppirung der Zellen, welche ein bestimmtes Organ oder einen ganzen Körpertheil zusammen- setzen; diese aber wiederum beruhen auf dem Modus und Rhyth- mus der Zelltheilungen.
Auflösung in ihre Biophoren erreichen. Die übrigen, für spätere Stufen bestimmten Determinanten des Id’s einer Zelle ver- harren unaufgelöst und also ohne eine bestimmende Wirkung auf die Zelle auszuüben; durch die Art und Weise ihrer Zu- sammenordnung im Id aber und durch den einer jeden Determi- nantenart eigenen Rhythmus ihrer Vermehrung bestimmen sie den nächsten Modus der Kerntheilung, d. h. sie entscheiden dadurch, welche Determinanten dem einen, welche dem andern Tochterkern zugetheilt werden. Damit wird nicht nur über die histologische Natur dieser Tochterzellen, sondern auch über die Bestimmung ihrer Nachkommen entschieden, so dass also die Vertheilung der im Keimplasma vorhandenen Anlagen durch die anfänglich schon gegebene, dann aber durch ungleiche Ver- mehrung und durch stufenweise Zerlegung der Ide sich stetig und gesetzmässig ändernde Architektur des Id’s bewirkt wird.
Lediglich sekundär wirkt dabei der Theilungsapparat der Zelle mit, dessen Hauptorgan, das Centrosoma, zwar auch, wie die Vererbungssubstanz von der oder den elterlichen Keim- zellen her übernommen wird, welches aber eben nur den Mecha- nismus zur Theilung des Kernes und der Zelle darstellt, nicht aber irgend welche „Anlagen“ in sich einschliesst. Auch der Rhythmus der Zelltheilungen kann nicht vom Centrosoma be- stimmt werden, obwohl dieses den Anstoss dazu giebt, sondern die durch das Idioplasma bestimmte Zelle ist es, welche den Theilungsapparat in Bewegung setzt. Wäre dies nicht so, so könnte die Kernsubstanz nicht die Vererbungssubstanz sein, denn die meisten vererbbaren Eigenschaften der Arten beruhen weniger auf der Differenzirung der einzelnen Zellen, als viel- mehr auf der Anzahl und Gruppirung der Zellen, welche ein bestimmtes Organ oder einen ganzen Körpertheil zusammen- setzen; diese aber wiederum beruhen auf dem Modus und Rhyth- mus der Zelltheilungen.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0621"n="597"/>
Auflösung in ihre Biophoren erreichen. Die übrigen, für spätere<lb/>
Stufen bestimmten Determinanten des Id’s einer Zelle ver-<lb/>
harren unaufgelöst und also ohne eine bestimmende Wirkung<lb/>
auf die Zelle auszuüben; durch die Art und Weise ihrer Zu-<lb/>
sammenordnung im Id aber und durch den einer jeden Determi-<lb/>
nantenart eigenen Rhythmus ihrer Vermehrung bestimmen sie<lb/>
den nächsten Modus der Kerntheilung, d. h. sie entscheiden<lb/>
dadurch, welche Determinanten dem einen, welche dem andern<lb/>
Tochterkern zugetheilt werden. Damit wird nicht nur über die<lb/>
histologische Natur dieser Tochterzellen, sondern auch über die<lb/>
Bestimmung ihrer Nachkommen entschieden, so dass also die<lb/>
Vertheilung der im Keimplasma vorhandenen Anlagen durch die<lb/>
anfänglich schon gegebene, dann aber durch ungleiche Ver-<lb/>
mehrung und durch stufenweise Zerlegung der Ide sich stetig<lb/>
und gesetzmässig ändernde Architektur des Id’s bewirkt wird.</p><lb/><p>Lediglich sekundär wirkt dabei der Theilungsapparat der<lb/>
Zelle mit, dessen Hauptorgan, das Centrosoma, zwar auch, wie<lb/>
die Vererbungssubstanz von <hirendition="#g">der</hi> oder <hirendition="#g">den</hi> elterlichen Keim-<lb/>
zellen her übernommen wird, welches aber eben nur den Mecha-<lb/>
nismus zur Theilung des Kernes und der Zelle darstellt, nicht<lb/>
aber irgend welche „Anlagen“ in sich einschliesst. Auch der<lb/>
Rhythmus der Zelltheilungen kann nicht vom Centrosoma be-<lb/>
stimmt werden, obwohl dieses den Anstoss dazu giebt, sondern<lb/>
die durch das Idioplasma bestimmte Zelle ist es, welche den<lb/>
Theilungsapparat in Bewegung setzt. Wäre dies nicht so, so<lb/>
könnte die Kernsubstanz nicht die Vererbungssubstanz sein,<lb/>
denn die meisten vererbbaren Eigenschaften der Arten beruhen<lb/>
weniger auf der Differenzirung der einzelnen Zellen, als viel-<lb/>
mehr auf der Anzahl und Gruppirung der Zellen, welche ein<lb/>
bestimmtes Organ oder einen ganzen Körpertheil zusammen-<lb/>
setzen; diese aber wiederum beruhen auf dem Modus und Rhyth-<lb/>
mus der Zelltheilungen.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[597/0621]
Auflösung in ihre Biophoren erreichen. Die übrigen, für spätere
Stufen bestimmten Determinanten des Id’s einer Zelle ver-
harren unaufgelöst und also ohne eine bestimmende Wirkung
auf die Zelle auszuüben; durch die Art und Weise ihrer Zu-
sammenordnung im Id aber und durch den einer jeden Determi-
nantenart eigenen Rhythmus ihrer Vermehrung bestimmen sie
den nächsten Modus der Kerntheilung, d. h. sie entscheiden
dadurch, welche Determinanten dem einen, welche dem andern
Tochterkern zugetheilt werden. Damit wird nicht nur über die
histologische Natur dieser Tochterzellen, sondern auch über die
Bestimmung ihrer Nachkommen entschieden, so dass also die
Vertheilung der im Keimplasma vorhandenen Anlagen durch die
anfänglich schon gegebene, dann aber durch ungleiche Ver-
mehrung und durch stufenweise Zerlegung der Ide sich stetig
und gesetzmässig ändernde Architektur des Id’s bewirkt wird.
Lediglich sekundär wirkt dabei der Theilungsapparat der
Zelle mit, dessen Hauptorgan, das Centrosoma, zwar auch, wie
die Vererbungssubstanz von der oder den elterlichen Keim-
zellen her übernommen wird, welches aber eben nur den Mecha-
nismus zur Theilung des Kernes und der Zelle darstellt, nicht
aber irgend welche „Anlagen“ in sich einschliesst. Auch der
Rhythmus der Zelltheilungen kann nicht vom Centrosoma be-
stimmt werden, obwohl dieses den Anstoss dazu giebt, sondern
die durch das Idioplasma bestimmte Zelle ist es, welche den
Theilungsapparat in Bewegung setzt. Wäre dies nicht so, so
könnte die Kernsubstanz nicht die Vererbungssubstanz sein,
denn die meisten vererbbaren Eigenschaften der Arten beruhen
weniger auf der Differenzirung der einzelnen Zellen, als viel-
mehr auf der Anzahl und Gruppirung der Zellen, welche ein
bestimmtes Organ oder einen ganzen Körpertheil zusammen-
setzen; diese aber wiederum beruhen auf dem Modus und Rhyth-
mus der Zelltheilungen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 597. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/621>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.