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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892.

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dieser Ansicht stehe ich heute keineswegs allein, und wenn
gewiss auch Wahrheit nicht durch Abstimmung gefunden werden
kann, so wird es doch niemals ohne Bedeutung gehalten werden,
wenn Forscher, wie Ray Lankester 1), Thiselton Dyer,
Brooks, Meynert
2), van Bemmelen 3) u. A. meine Meinung
theilen.

Damit aber, dass wir eine Vererbung der Wirkungen von
Gebrauch und Nichtgebrauch leugnen, wird nicht eine jegliche
Wirkung derselben in Abrede gestellt, und ich habe in früheren
Schriften 4) schon zu zeigen versucht, dass Beides, Gebrauch
sowohl als Nichtgebrauch auf indirektem Wege zu Abänderung
führen kann, Ersteres überall da, wo die Steigerung nützlich
ist, Letzteres in allen Fällen, in denen umgekehrt das Organ
für die Erhaltung der Art keine Bedeutung mehr hat, und in
denen in Bezug auf das nicht mehr gebrauchte Organ das ein-
tritt, was ich als Panmixie bezeichnet habe.

Der Platz fehlt mir, um im Einzelnen auf diese Fragen
hier einzugehen; ihre Erörterung gehört auch mehr in ein Buch
über Descendenztheorie, als in eine Vererbungstheorie, und ich
darf mich wohl auf meine Darlegungen in den angeführten
früheren Schriften beziehen, die, wie ich glaube, hinlänglich
zeigen, dass die allmälige Verkümmerung nicht mehr gebrauchter
Organe der Annahme einer Vererbung somatogener Abänderungen
nicht bedarf, dass wir also auch von Seiten der Thatsachen

1) Ray Lankester, "The History and Scope of Zoology", Enc.
Brit. Vol. XXIV.
2) Meynert, "Mechanik der Physiognomik", Vortrag gehalten auf
d. Deutsch. Naturforscherversammlung zu Wiesbaden 1887.
3) J. F. van Bemmelen, "De Erfelijkheid van verwooven Eigen-
schappen", s'Gravenhage 1890.
4) Vergl. "Über die Vererbung", Jena 1883, und "Die Continuität
des Keimplasma's als Grundlage einer Theorie der Vererbung", Jena 1885.

dieser Ansicht stehe ich heute keineswegs allein, und wenn
gewiss auch Wahrheit nicht durch Abstimmung gefunden werden
kann, so wird es doch niemals ohne Bedeutung gehalten werden,
wenn Forscher, wie Ray Lankester 1), Thiselton Dyer,
Brooks, Meynert
2), van Bemmelen 3) u. A. meine Meinung
theilen.

Damit aber, dass wir eine Vererbung der Wirkungen von
Gebrauch und Nichtgebrauch leugnen, wird nicht eine jegliche
Wirkung derselben in Abrede gestellt, und ich habe in früheren
Schriften 4) schon zu zeigen versucht, dass Beides, Gebrauch
sowohl als Nichtgebrauch auf indirektem Wege zu Abänderung
führen kann, Ersteres überall da, wo die Steigerung nützlich
ist, Letzteres in allen Fällen, in denen umgekehrt das Organ
für die Erhaltung der Art keine Bedeutung mehr hat, und in
denen in Bezug auf das nicht mehr gebrauchte Organ das ein-
tritt, was ich als Panmixie bezeichnet habe.

Der Platz fehlt mir, um im Einzelnen auf diese Fragen
hier einzugehen; ihre Erörterung gehört auch mehr in ein Buch
über Descendenztheorie, als in eine Vererbungstheorie, und ich
darf mich wohl auf meine Darlegungen in den angeführten
früheren Schriften beziehen, die, wie ich glaube, hinlänglich
zeigen, dass die allmälige Verkümmerung nicht mehr gebrauchter
Organe der Annahme einer Vererbung somatogener Abänderungen
nicht bedarf, dass wir also auch von Seiten der Thatsachen

1) Ray Lankester, „The History and Scope of Zoology“, Enc.
Brit. Vol. XXIV.
2) Meynert, „Mechanik der Physiognomik“, Vortrag gehalten auf
d. Deutsch. Naturforscherversammlung zu Wiesbaden 1887.
3) J. F. van Bemmelen, „De Erfelijkheid van verwooven Eigen-
schappen“, s’Gravenhage 1890.
4) Vergl. „Über die Vererbung“, Jena 1883, und „Die Continuität
des Keimplasma’s als Grundlage einer Theorie der Vererbung“, Jena 1885.
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[519/0543] dieser Ansicht stehe ich heute keineswegs allein, und wenn gewiss auch Wahrheit nicht durch Abstimmung gefunden werden kann, so wird es doch niemals ohne Bedeutung gehalten werden, wenn Forscher, wie Ray Lankester 1), Thiselton Dyer, Brooks, Meynert 2), van Bemmelen 3) u. A. meine Meinung theilen. Damit aber, dass wir eine Vererbung der Wirkungen von Gebrauch und Nichtgebrauch leugnen, wird nicht eine jegliche Wirkung derselben in Abrede gestellt, und ich habe in früheren Schriften 4) schon zu zeigen versucht, dass Beides, Gebrauch sowohl als Nichtgebrauch auf indirektem Wege zu Abänderung führen kann, Ersteres überall da, wo die Steigerung nützlich ist, Letzteres in allen Fällen, in denen umgekehrt das Organ für die Erhaltung der Art keine Bedeutung mehr hat, und in denen in Bezug auf das nicht mehr gebrauchte Organ das ein- tritt, was ich als Panmixie bezeichnet habe. Der Platz fehlt mir, um im Einzelnen auf diese Fragen hier einzugehen; ihre Erörterung gehört auch mehr in ein Buch über Descendenztheorie, als in eine Vererbungstheorie, und ich darf mich wohl auf meine Darlegungen in den angeführten früheren Schriften beziehen, die, wie ich glaube, hinlänglich zeigen, dass die allmälige Verkümmerung nicht mehr gebrauchter Organe der Annahme einer Vererbung somatogener Abänderungen nicht bedarf, dass wir also auch von Seiten der Thatsachen 1) Ray Lankester, „The History and Scope of Zoology“, Enc. Brit. Vol. XXIV. 2) Meynert, „Mechanik der Physiognomik“, Vortrag gehalten auf d. Deutsch. Naturforscherversammlung zu Wiesbaden 1887. 3) J. F. van Bemmelen, „De Erfelijkheid van verwooven Eigen- schappen“, s’Gravenhage 1890. 4) Vergl. „Über die Vererbung“, Jena 1883, und „Die Continuität des Keimplasma’s als Grundlage einer Theorie der Vererbung“, Jena 1885.

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Zitationshilfe: Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/543>, abgerufen am 22.11.2024.