ersten sich entsprechen und ihre geringen Unterschiede auf Doppeldeterminanten bezogen werden könnten, so bleiben doch noch über siebenzig Determinanten von Riechfäden übrig, die nur beim männlichen Geschlecht zur Entfaltung gelangen, ganz abgesehen von den Determinanten des Fühlers selbst. Diese siebenzig Determinanten sind nur einfach vorhanden, da beim Weibchen die entsprechenden Theile fehlen, und es stehen sich also hier im Keimplasma zwei Gruppen von Determinanten gegenüber, die der weiblichen und die der männlichen Antenne, von denen immer nur die eine zur Aktivität gelangt. Man wird sich vorstellen dürfen, dass beide Gruppen, dicht beisammen liegend, die Zellenfolgen der Embryogenese durchlaufen bis zur Anlage der Antenne, dass aber dann eine Scheidung eintritt und die inaktiv bleibende Gruppe in einer "indifferenten" Zelle an der Basis des Fühlers liegen bleibt, während die andere durch fortgesetzte Zelltheilungen den Fühler des betreffenden Ge- schlechtes zur Ausführung bringt.
Ganz ähnlich wird es in tausend andern, aber noch weit verwickelteren Fällen sich verhalten. Wenn z. B. ein männ- liches Kolibri eine sechs Mal so lange Feder im Schwanz trägt als das Weibchen, die zugleich durch prachtvolles Ultramarin- blau von der graumelirten entsprechenden Feder des Weibchens absticht, so setzt dies zweierlei Gruppen von Determinanten voraus, die nach Zahl und Art verschieden sind. Beide Gruppen liegen beisammen im Keimplasma, durchlaufen dieselbe Zellen- folge in der Ontogenese und gelangen schliesslich an dieselbe Stelle der Haut über dem letzten Schwanzwirbel. Hier aber bleibt die eine inaktiv, und nur die andere giebt zu weiteren Zelltheilungen und zur Entstehung einer Feder Anlass.
Je tiefer greifend der sexuelle Dimorphismus ist, je grössere Theile er umfasst, um so grösser müssen auch die beiderlei Determinantengruppen sein, und je früher in der Ontogenese
ersten sich entsprechen und ihre geringen Unterschiede auf Doppeldeterminanten bezogen werden könnten, so bleiben doch noch über siebenzig Determinanten von Riechfäden übrig, die nur beim männlichen Geschlecht zur Entfaltung gelangen, ganz abgesehen von den Determinanten des Fühlers selbst. Diese siebenzig Determinanten sind nur einfach vorhanden, da beim Weibchen die entsprechenden Theile fehlen, und es stehen sich also hier im Keimplasma zwei Gruppen von Determinanten gegenüber, die der weiblichen und die der männlichen Antenne, von denen immer nur die eine zur Aktivität gelangt. Man wird sich vorstellen dürfen, dass beide Gruppen, dicht beisammen liegend, die Zellenfolgen der Embryogenese durchlaufen bis zur Anlage der Antenne, dass aber dann eine Scheidung eintritt und die inaktiv bleibende Gruppe in einer „indifferenten“ Zelle an der Basis des Fühlers liegen bleibt, während die andere durch fortgesetzte Zelltheilungen den Fühler des betreffenden Ge- schlechtes zur Ausführung bringt.
Ganz ähnlich wird es in tausend andern, aber noch weit verwickelteren Fällen sich verhalten. Wenn z. B. ein männ- liches Kolibri eine sechs Mal so lange Feder im Schwanz trägt als das Weibchen, die zugleich durch prachtvolles Ultramarin- blau von der graumelirten entsprechenden Feder des Weibchens absticht, so setzt dies zweierlei Gruppen von Determinanten voraus, die nach Zahl und Art verschieden sind. Beide Gruppen liegen beisammen im Keimplasma, durchlaufen dieselbe Zellen- folge in der Ontogenese und gelangen schliesslich an dieselbe Stelle der Haut über dem letzten Schwanzwirbel. Hier aber bleibt die eine inaktiv, und nur die andere giebt zu weiteren Zelltheilungen und zur Entstehung einer Feder Anlass.
Je tiefer greifend der sexuelle Dimorphismus ist, je grössere Theile er umfasst, um so grösser müssen auch die beiderlei Determinantengruppen sein, und je früher in der Ontogenese
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ersten sich entsprechen und ihre geringen Unterschiede auf
Doppeldeterminanten bezogen werden könnten, so bleiben doch
noch über siebenzig Determinanten von Riechfäden übrig, die
nur beim männlichen Geschlecht zur Entfaltung gelangen, ganz
abgesehen von den Determinanten des Fühlers selbst. Diese
siebenzig Determinanten sind nur einfach vorhanden, da beim
Weibchen die entsprechenden Theile fehlen, und es stehen sich
also hier im Keimplasma zwei Gruppen von Determinanten
gegenüber, die der weiblichen und die der männlichen Antenne,
von denen immer nur die eine zur Aktivität gelangt. Man
wird sich vorstellen dürfen, dass beide Gruppen, dicht beisammen
liegend, die Zellenfolgen der Embryogenese durchlaufen bis zur
Anlage der Antenne, dass aber dann eine Scheidung eintritt
und die inaktiv bleibende Gruppe in einer „indifferenten“ Zelle
an der Basis des Fühlers liegen bleibt, während die andere durch
fortgesetzte Zelltheilungen den Fühler des betreffenden Ge-
schlechtes zur Ausführung bringt.
Ganz ähnlich wird es in tausend andern, aber noch weit
verwickelteren Fällen sich verhalten. Wenn z. B. ein männ-
liches Kolibri eine sechs Mal so lange Feder im Schwanz trägt
als das Weibchen, die zugleich durch prachtvolles Ultramarin-
blau von der graumelirten entsprechenden Feder des Weibchens
absticht, so setzt dies zweierlei Gruppen von Determinanten
voraus, die nach Zahl und Art verschieden sind. Beide Gruppen
liegen beisammen im Keimplasma, durchlaufen dieselbe Zellen-
folge in der Ontogenese und gelangen schliesslich an dieselbe
Stelle der Haut über dem letzten Schwanzwirbel. Hier aber
bleibt die eine inaktiv, und nur die andere giebt zu weiteren
Zelltheilungen und zur Entstehung einer Feder Anlass.
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Theile er umfasst, um so grösser müssen auch die beiderlei
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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/500>, abgerufen am 25.11.2024.
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