kurz gesagt "schwarze" und "weisse" Pangene geben, deren Anwesenheit die schwarze oder weisse Färbung einer Zelle be- dingen. Aber die Zebrastreifung beruht nicht auf Entwickelung von Schwarz und Weiss innerhalb einer Zelle, sondern auf der regelmässigen Abwechselung von Tausenden streifenweise angeordneten schwarzen oder weissen Zellen.
De Vries bezieht sich auch einmal auf die zuweilen durch Rückschlag auf eine weit zurückliegende Stammform entstehende langstengelige Abart der alpinen Primula acaulis. Auch hier kann der Charakter der Langstengeligkeit nicht auf "Langstengel- Pangenen" beruhen, denn die Langstengeligkeit ist keine intra- celluläre Eigenschaft. Ebensowenig die specifische Form der Blätter u. s. w. Der gesägte Rand eines Blattes kann nicht auf der Anwesenheit von "Säge-Pangenen" beruhen, sondern er beruht auf eigenthümlicher Anordnung der Zellen des Blatt- randes. Ebenso verhält es sich fast bei allen Charakteren, die wir als sichtbare "Eigenschaften" der Art, Gattung, Familie u. s. w. bezeichnen, so bei der Grösse, Structur, Be- filzung, Gestalt eines Blattes, den charakteristischen und oft so durchaus constanten Farbenflecken auf Blumenblättern (Orchi- deen) u. s. w. Alle diese "Eigenschaften" kommen nur durch das ordnungsmässige Zusammenwirken vieler Zellen zu Stande. Oder denke man an "Eigenschaften" des Menschen, an seine Schädel-, seine Nasenform u. s. w. Alle diese so charakteristischen "Eigen- schaften" können nicht einfach nur auf der blossen Anwesen- heit der Pangene im Keim beruhen, welche die Hunderte und Tausende verschiedener Zellen bilden sollen, die die betreffende "Eigenschaft" zusammensetzen, sondern sie müssen auf einer festen und von Generation auf Generation übertrag- baren Gruppenbildung der "Pangene" oder irgend welcher andern primärer Elemente des Keimes beruhen.
Das Charakteristische der Art kann nicht blos auf Anzahl
kurz gesagt „schwarze“ und „weisse“ Pangene geben, deren Anwesenheit die schwarze oder weisse Färbung einer Zelle be- dingen. Aber die Zebrastreifung beruht nicht auf Entwickelung von Schwarz und Weiss innerhalb einer Zelle, sondern auf der regelmässigen Abwechselung von Tausenden streifenweise angeordneten schwarzen oder weissen Zellen.
De Vries bezieht sich auch einmal auf die zuweilen durch Rückschlag auf eine weit zurückliegende Stammform entstehende langstengelige Abart der alpinen Primula acaulis. Auch hier kann der Charakter der Langstengeligkeit nicht auf „Langstengel- Pangenen“ beruhen, denn die Langstengeligkeit ist keine intra- celluläre Eigenschaft. Ebensowenig die specifische Form der Blätter u. s. w. Der gesägte Rand eines Blattes kann nicht auf der Anwesenheit von „Säge-Pangenen“ beruhen, sondern er beruht auf eigenthümlicher Anordnung der Zellen des Blatt- randes. Ebenso verhält es sich fast bei allen Charakteren, die wir als sichtbare „Eigenschaften“ der Art, Gattung, Familie u. s. w. bezeichnen, so bei der Grösse, Structur, Be- filzung, Gestalt eines Blattes, den charakteristischen und oft so durchaus constanten Farbenflecken auf Blumenblättern (Orchi- deen) u. s. w. Alle diese „Eigenschaften“ kommen nur durch das ordnungsmässige Zusammenwirken vieler Zellen zu Stande. Oder denke man an „Eigenschaften“ des Menschen, an seine Schädel-, seine Nasenform u. s. w. Alle diese so charakteristischen „Eigen- schaften“ können nicht einfach nur auf der blossen Anwesen- heit der Pangene im Keim beruhen, welche die Hunderte und Tausende verschiedener Zellen bilden sollen, die die betreffende „Eigenschaft“ zusammensetzen, sondern sie müssen auf einer festen und von Generation auf Generation übertrag- baren Gruppenbildung der „Pangene“ oder irgend welcher andern primärer Elemente des Keimes beruhen.
Das Charakteristische der Art kann nicht blos auf Anzahl
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kurz gesagt „schwarze“ und „weisse“ Pangene geben, deren
Anwesenheit die schwarze oder weisse Färbung einer Zelle be-
dingen. Aber die Zebrastreifung beruht nicht auf Entwickelung
von Schwarz und Weiss innerhalb einer Zelle, sondern auf
der regelmässigen Abwechselung von Tausenden streifenweise
angeordneten schwarzen oder weissen Zellen.
De Vries bezieht sich auch einmal auf die zuweilen durch
Rückschlag auf eine weit zurückliegende Stammform entstehende
langstengelige Abart der alpinen Primula acaulis. Auch hier
kann der Charakter der Langstengeligkeit nicht auf „Langstengel-
Pangenen“ beruhen, denn die Langstengeligkeit ist keine intra-
celluläre Eigenschaft. Ebensowenig die specifische Form der
Blätter u. s. w. Der gesägte Rand eines Blattes kann nicht
auf der Anwesenheit von „Säge-Pangenen“ beruhen, sondern
er beruht auf eigenthümlicher Anordnung der Zellen des Blatt-
randes. Ebenso verhält es sich fast bei allen Charakteren,
die wir als sichtbare „Eigenschaften“ der Art, Gattung,
Familie u. s. w. bezeichnen, so bei der Grösse, Structur, Be-
filzung, Gestalt eines Blattes, den charakteristischen und oft so
durchaus constanten Farbenflecken auf Blumenblättern (Orchi-
deen) u. s. w. Alle diese „Eigenschaften“ kommen nur durch das
ordnungsmässige Zusammenwirken vieler Zellen zu Stande. Oder
denke man an „Eigenschaften“ des Menschen, an seine Schädel-,
seine Nasenform u. s. w. Alle diese so charakteristischen „Eigen-
schaften“ können nicht einfach nur auf der blossen Anwesen-
heit der Pangene im Keim beruhen, welche die Hunderte und
Tausende verschiedener Zellen bilden sollen, die die betreffende
„Eigenschaft“ zusammensetzen, sondern sie müssen auf einer
festen und von Generation auf Generation übertrag-
baren Gruppenbildung der „Pangene“ oder irgend welcher
andern primärer Elemente des Keimes beruhen.
Das Charakteristische der Art kann nicht blos auf Anzahl
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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/47>, abgerufen am 11.12.2024.
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