gebundenes Keimplasma enthalten sein, welches nur aus der Ursprungszelle des ganzen Organismus herstammen kann, da nur in ihr sämmtliche Determinanten zu Keimplasma organisch verbunden enthalten sind. Von der Eizelle an muss es daher eine Reihe von Zellen geben, welche Keimplasma als gebundenes Neben-Idioplasma enthalten und welche zu der Stelle im Körper hinführen, an welcher früher oder später die Bildung der Keim- zellen vor sich geht (Continuität des Keimplasma's).
Bei niederen Pflanzen und Thieren ist die Zahl der Keim- bahnen eine sehr grosse; nicht nur werden normaler Weise, besonders bei Thier- und Pflanzen stöcken, an sehr vielen Stellen Keimzellen gebildet, sondern es kann auch ausnahms- weise, besonders nach Verstümmelungen des Stockes, an vielen Stellen zur Bildung neuer Personen durch Knospung kommen, welche ihrerseits dann wieder Keimzellen hervorbringen können. So müssen bei Hydroidpolypen und Bryozoen sehr zahlreiche Zellen des Stockes mit Keimplasma ausgerüstet sein, und es muss dahingestellt bleiben, ob dies dieselben Zellen sind, welche das Knospungs-Idioplasma enthalten, oder ob es andere, ihnen benachbarte Zellen sind, die mit in die Knospenbildung ein- treten. Jedenfalls ist Knospungs-Idioplasma, auch dann, wenn es wie bei Pflanzen und Hydroidpolypen sämmtliche Determi- nanten der Art enthält, doch nicht identisch mit dem Keim- plasma der Eizelle, sondern muss mindestens die Determinanten in anderer Ordnung enthalten, besteht aber nicht selten aus ganz anderen, und beim Generationswechsel der Medusen auch aus viel zahlreicheren Determinantenarten.
Die Zellen der Keimbahnen sind somatische Zellen, d. h. werden von einer besondern Determinante bestimmt, und ent- halten das Keimplasma nicht nur in inaktivem, sondern auch in unzerlegbarem oder gebundenem Zustand. Dasselbe wird erst wieder zerlegbar, wenn seine Träger zu Keimzellen werden
gebundenes Keimplasma enthalten sein, welches nur aus der Ursprungszelle des ganzen Organismus herstammen kann, da nur in ihr sämmtliche Determinanten zu Keimplasma organisch verbunden enthalten sind. Von der Eizelle an muss es daher eine Reihe von Zellen geben, welche Keimplasma als gebundenes Neben-Idioplasma enthalten und welche zu der Stelle im Körper hinführen, an welcher früher oder später die Bildung der Keim- zellen vor sich geht (Continuität des Keimplasma’s).
Bei niederen Pflanzen und Thieren ist die Zahl der Keim- bahnen eine sehr grosse; nicht nur werden normaler Weise, besonders bei Thier- und Pflanzen stöcken, an sehr vielen Stellen Keimzellen gebildet, sondern es kann auch ausnahms- weise, besonders nach Verstümmelungen des Stockes, an vielen Stellen zur Bildung neuer Personen durch Knospung kommen, welche ihrerseits dann wieder Keimzellen hervorbringen können. So müssen bei Hydroidpolypen und Bryozoen sehr zahlreiche Zellen des Stockes mit Keimplasma ausgerüstet sein, und es muss dahingestellt bleiben, ob dies dieselben Zellen sind, welche das Knospungs-Idioplasma enthalten, oder ob es andere, ihnen benachbarte Zellen sind, die mit in die Knospenbildung ein- treten. Jedenfalls ist Knospungs-Idioplasma, auch dann, wenn es wie bei Pflanzen und Hydroidpolypen sämmtliche Determi- nanten der Art enthält, doch nicht identisch mit dem Keim- plasma der Eizelle, sondern muss mindestens die Determinanten in anderer Ordnung enthalten, besteht aber nicht selten aus ganz anderen, und beim Generationswechsel der Medusen auch aus viel zahlreicheren Determinantenarten.
Die Zellen der Keimbahnen sind somatische Zellen, d. h. werden von einer besondern Determinante bestimmt, und ent- halten das Keimplasma nicht nur in inaktivem, sondern auch in unzerlegbarem oder gebundenem Zustand. Dasselbe wird erst wieder zerlegbar, wenn seine Träger zu Keimzellen werden
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0324"n="300"/>
gebundenes Keimplasma enthalten sein, welches nur aus der<lb/>
Ursprungszelle des ganzen Organismus herstammen kann, da<lb/>
nur in ihr sämmtliche Determinanten zu Keimplasma organisch<lb/>
verbunden enthalten sind. Von der Eizelle an muss es daher<lb/>
eine Reihe von Zellen geben, welche Keimplasma als gebundenes<lb/>
Neben-Idioplasma enthalten und welche zu der Stelle im Körper<lb/>
hinführen, an welcher früher oder später die Bildung der Keim-<lb/>
zellen vor sich geht (Continuität des Keimplasma’s).</p><lb/><p>Bei niederen Pflanzen und Thieren ist die Zahl der Keim-<lb/>
bahnen eine sehr grosse; nicht nur werden normaler Weise,<lb/>
besonders bei Thier- und Pflanzen <hirendition="#g">stöcken</hi>, an sehr <hirendition="#g">vielen</hi><lb/>
Stellen Keimzellen gebildet, sondern es kann auch ausnahms-<lb/>
weise, besonders nach Verstümmelungen des Stockes, an vielen<lb/>
Stellen zur Bildung neuer Personen durch Knospung kommen,<lb/>
welche ihrerseits dann wieder Keimzellen hervorbringen können.<lb/>
So müssen bei Hydroidpolypen und Bryozoen sehr zahlreiche<lb/>
Zellen des Stockes mit Keimplasma ausgerüstet sein, und es<lb/>
muss dahingestellt bleiben, ob dies dieselben Zellen sind, welche<lb/>
das Knospungs-Idioplasma enthalten, oder ob es andere, ihnen<lb/>
benachbarte Zellen sind, die mit in die Knospenbildung ein-<lb/>
treten. Jedenfalls ist Knospungs-Idioplasma, auch dann, wenn<lb/>
es wie bei Pflanzen und Hydroidpolypen sämmtliche Determi-<lb/>
nanten der Art enthält, doch nicht identisch mit dem Keim-<lb/>
plasma der Eizelle, sondern muss mindestens die Determinanten<lb/>
in anderer Ordnung enthalten, besteht aber nicht selten aus<lb/>
ganz anderen, und beim Generationswechsel der Medusen auch<lb/>
aus viel zahlreicheren Determinantenarten.</p><lb/><p>Die Zellen der Keimbahnen sind somatische Zellen, d. h.<lb/>
werden von einer besondern Determinante bestimmt, und ent-<lb/>
halten das Keimplasma nicht nur in inaktivem, sondern auch<lb/>
in unzerlegbarem oder gebundenem Zustand. Dasselbe wird<lb/>
erst wieder zerlegbar, wenn seine Träger zu Keimzellen werden<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[300/0324]
gebundenes Keimplasma enthalten sein, welches nur aus der
Ursprungszelle des ganzen Organismus herstammen kann, da
nur in ihr sämmtliche Determinanten zu Keimplasma organisch
verbunden enthalten sind. Von der Eizelle an muss es daher
eine Reihe von Zellen geben, welche Keimplasma als gebundenes
Neben-Idioplasma enthalten und welche zu der Stelle im Körper
hinführen, an welcher früher oder später die Bildung der Keim-
zellen vor sich geht (Continuität des Keimplasma’s).
Bei niederen Pflanzen und Thieren ist die Zahl der Keim-
bahnen eine sehr grosse; nicht nur werden normaler Weise,
besonders bei Thier- und Pflanzen stöcken, an sehr vielen
Stellen Keimzellen gebildet, sondern es kann auch ausnahms-
weise, besonders nach Verstümmelungen des Stockes, an vielen
Stellen zur Bildung neuer Personen durch Knospung kommen,
welche ihrerseits dann wieder Keimzellen hervorbringen können.
So müssen bei Hydroidpolypen und Bryozoen sehr zahlreiche
Zellen des Stockes mit Keimplasma ausgerüstet sein, und es
muss dahingestellt bleiben, ob dies dieselben Zellen sind, welche
das Knospungs-Idioplasma enthalten, oder ob es andere, ihnen
benachbarte Zellen sind, die mit in die Knospenbildung ein-
treten. Jedenfalls ist Knospungs-Idioplasma, auch dann, wenn
es wie bei Pflanzen und Hydroidpolypen sämmtliche Determi-
nanten der Art enthält, doch nicht identisch mit dem Keim-
plasma der Eizelle, sondern muss mindestens die Determinanten
in anderer Ordnung enthalten, besteht aber nicht selten aus
ganz anderen, und beim Generationswechsel der Medusen auch
aus viel zahlreicheren Determinantenarten.
Die Zellen der Keimbahnen sind somatische Zellen, d. h.
werden von einer besondern Determinante bestimmt, und ent-
halten das Keimplasma nicht nur in inaktivem, sondern auch
in unzerlegbarem oder gebundenem Zustand. Dasselbe wird
erst wieder zerlegbar, wenn seine Träger zu Keimzellen werden
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/324>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.