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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892.

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lange noch in Dunkelheit geblieben sein. Ich kann es aber
nicht für eine unpartheiische Geschichtsschreibung halten1), wenn
die Meinungen meiner Vorläufer chronologisch geordnet dar-
gelegt werden, ohne dass zugleich gesagt wird, dass sie
alle unbeachtet und ohne Einfluss auf den Gang der
Wissenschaft geblieben sind
. Jedermann weiss, dass es so
ist. Wenn es aber auch dem Einzelnen eine Genugthuung sein
kann, einen richtigen Gedanken gehabt zu haben, so kann doch
die Wissenschaft nur dann ihn als fruchtbar und als eine neue
Errungenschaft anerkennen, wenn er so ausgesprochen wird,
dass er in seiner Bedeutung erfasst werden, wirken und weiteren
Fortschritt anbahnen muss. Diese Wirkung ist aber erst nach
dem Erscheinen meiner Schriften eingetreten.

4. Einwürfe gegen die Keimplasma-Theorie.

Bemerkenswerthe Einwürfe sind von Seiten mehrerer Bota-
niker erhoben worden, und die Thatsachen, auf welche sie sich
dabei stützten, können auf den ersten Blick sehr wohl den Ein-
druck erwecken, als sei diese Theorie bei den Pflanzen nicht
durchführbar. Wäre sie das aber nicht, so würde ihre Richtig-
keit überhaupt zweifelhaft erscheinen, denn der Vererbungs-
Mechanismus kann bei Pflanzen und bei Thieren wohl nicht
ein gänzlich verschiedener sein. Es wird deshalb nöthig, die
Verhältnisse bei den Pflanzen einer näheren Betrachtung zu
unterziehen. Ich hoffe zeigen zu können, dass die von mir
angenommenen Grund-Vorstellungen sehr wohl geeignet sind,
auch auf die Verhältnisse bei den Pflanzen übertragen zu werden,
wenn sie auch ursprünglich nicht auf botanischem Boden ge-
wachsen sind.

Zunächst handelt es sich um Beseitigung einiger Miss-

1) Man vergleiche z. B. die Darstellung dieser Entdeckung in Gedde's
und Thomson's "Evolution of Sex", p. 93 u. 94.

lange noch in Dunkelheit geblieben sein. Ich kann es aber
nicht für eine unpartheiische Geschichtsschreibung halten1), wenn
die Meinungen meiner Vorläufer chronologisch geordnet dar-
gelegt werden, ohne dass zugleich gesagt wird, dass sie
alle unbeachtet und ohne Einfluss auf den Gang der
Wissenschaft geblieben sind
. Jedermann weiss, dass es so
ist. Wenn es aber auch dem Einzelnen eine Genugthuung sein
kann, einen richtigen Gedanken gehabt zu haben, so kann doch
die Wissenschaft nur dann ihn als fruchtbar und als eine neue
Errungenschaft anerkennen, wenn er so ausgesprochen wird,
dass er in seiner Bedeutung erfasst werden, wirken und weiteren
Fortschritt anbahnen muss. Diese Wirkung ist aber erst nach
dem Erscheinen meiner Schriften eingetreten.

4. Einwürfe gegen die Keimplasma-Theorie.

Bemerkenswerthe Einwürfe sind von Seiten mehrerer Bota-
niker erhoben worden, und die Thatsachen, auf welche sie sich
dabei stützten, können auf den ersten Blick sehr wohl den Ein-
druck erwecken, als sei diese Theorie bei den Pflanzen nicht
durchführbar. Wäre sie das aber nicht, so würde ihre Richtig-
keit überhaupt zweifelhaft erscheinen, denn der Vererbungs-
Mechanismus kann bei Pflanzen und bei Thieren wohl nicht
ein gänzlich verschiedener sein. Es wird deshalb nöthig, die
Verhältnisse bei den Pflanzen einer näheren Betrachtung zu
unterziehen. Ich hoffe zeigen zu können, dass die von mir
angenommenen Grund-Vorstellungen sehr wohl geeignet sind,
auch auf die Verhältnisse bei den Pflanzen übertragen zu werden,
wenn sie auch ursprünglich nicht auf botanischem Boden ge-
wachsen sind.

Zunächst handelt es sich um Beseitigung einiger Miss-

1) Man vergleiche z. B. die Darstellung dieser Entdeckung in Gedde’s
und Thomson’s „Evolution of Sex“, p. 93 u. 94.
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[265/0289] lange noch in Dunkelheit geblieben sein. Ich kann es aber nicht für eine unpartheiische Geschichtsschreibung halten 1), wenn die Meinungen meiner Vorläufer chronologisch geordnet dar- gelegt werden, ohne dass zugleich gesagt wird, dass sie alle unbeachtet und ohne Einfluss auf den Gang der Wissenschaft geblieben sind. Jedermann weiss, dass es so ist. Wenn es aber auch dem Einzelnen eine Genugthuung sein kann, einen richtigen Gedanken gehabt zu haben, so kann doch die Wissenschaft nur dann ihn als fruchtbar und als eine neue Errungenschaft anerkennen, wenn er so ausgesprochen wird, dass er in seiner Bedeutung erfasst werden, wirken und weiteren Fortschritt anbahnen muss. Diese Wirkung ist aber erst nach dem Erscheinen meiner Schriften eingetreten. 4. Einwürfe gegen die Keimplasma-Theorie. Bemerkenswerthe Einwürfe sind von Seiten mehrerer Bota- niker erhoben worden, und die Thatsachen, auf welche sie sich dabei stützten, können auf den ersten Blick sehr wohl den Ein- druck erwecken, als sei diese Theorie bei den Pflanzen nicht durchführbar. Wäre sie das aber nicht, so würde ihre Richtig- keit überhaupt zweifelhaft erscheinen, denn der Vererbungs- Mechanismus kann bei Pflanzen und bei Thieren wohl nicht ein gänzlich verschiedener sein. Es wird deshalb nöthig, die Verhältnisse bei den Pflanzen einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Ich hoffe zeigen zu können, dass die von mir angenommenen Grund-Vorstellungen sehr wohl geeignet sind, auch auf die Verhältnisse bei den Pflanzen übertragen zu werden, wenn sie auch ursprünglich nicht auf botanischem Boden ge- wachsen sind. Zunächst handelt es sich um Beseitigung einiger Miss- 1) Man vergleiche z. B. die Darstellung dieser Entdeckung in Gedde’s und Thomson’s „Evolution of Sex“, p. 93 u. 94.

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Zitationshilfe: Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/289>, abgerufen am 22.11.2024.