zellen treten vielmehr erst weit später auf, wenn der Polyp schon ausgebildet ist. Wenn also Knospung in diesem Falle aus Verdoppelung des Eies hervorgegangen ist, so muss diese Verdoppelung selbst wieder zurückgegangen sein, und nur ihr wesentlichster Inhalt geblieben: dass nämlich Keimplasma in gebundenem Zustand dem aktiven Keimplasma der Eizelle beigesellt blieb und dann gewissen Zellfolgen der Ontogenese mitgegeben wurde.
Mag sich nun der Vorgang der Knospung wirklich aus der Ei-Verdoppelung abgeleitet haben, oder nicht, so viel scheint mir jedenfalls sicher, dass der idioplasmatische Vorgang dabei zuerst die Verdoppelung der Ide des Keimplasma's in der befruchteten Eizelle gewesen sein muss, und dass diese eintrat, ohne dass damit schon eine Theilung der Eizelle verbunden war, so also, dass die eine Hälfte des Keimplasma's als "Knospen-Keimplasma" in gebundenem, unthätigen, aber vermehrungsfähigen Zustand verharrte. Dieses Knospenplasma wurde dann bei der ersten Theilung der Eizelle einer der beiden ersten Furchungszellen als "Neben-Idioplasma" beigegeben und ging von dieser dann durch bestimmte Zellfolgen weiter, immer in gebundenem Zustand, und erst dann zur Aktivität übergehend, wenn es im ausgebildeten Thier an gewisse Stellen gelangte, wo es nun Knospung veranlasste.
Es ist mir nicht undenkbar, dass die Knospung phyletisch von einer solchen spontanen Spaltung und Verdoppelung des Keimplasma's der Eizelle ausging, die von vornherein mit In- aktivität der einen Hälfte verbunden war, und dass somit ihr Zusammenhang mit der Ei-Verdoppelung nicht der oben an- gedeutete war, d. h. dass Knospung nicht aus Ei-Verdoppelung hervorging, sondern dass beide Vorgänge, die Ei-Verdop- pelung und die Knospung ihre Wurzel in einer Spaltung und Verdoppelung des Keimplasma's der Eizelle haben,
zellen treten vielmehr erst weit später auf, wenn der Polyp schon ausgebildet ist. Wenn also Knospung in diesem Falle aus Verdoppelung des Eies hervorgegangen ist, so muss diese Verdoppelung selbst wieder zurückgegangen sein, und nur ihr wesentlichster Inhalt geblieben: dass nämlich Keimplasma in gebundenem Zustand dem aktiven Keimplasma der Eizelle beigesellt blieb und dann gewissen Zellfolgen der Ontogenese mitgegeben wurde.
Mag sich nun der Vorgang der Knospung wirklich aus der Ei-Verdoppelung abgeleitet haben, oder nicht, so viel scheint mir jedenfalls sicher, dass der idioplasmatische Vorgang dabei zuerst die Verdoppelung der Ide des Keimplasma’s in der befruchteten Eizelle gewesen sein muss, und dass diese eintrat, ohne dass damit schon eine Theilung der Eizelle verbunden war, so also, dass die eine Hälfte des Keimplasma’s als „Knospen-Keimplasma“ in gebundenem, unthätigen, aber vermehrungsfähigen Zustand verharrte. Dieses Knospenplasma wurde dann bei der ersten Theilung der Eizelle einer der beiden ersten Furchungszellen als „Neben-Idioplasma“ beigegeben und ging von dieser dann durch bestimmte Zellfolgen weiter, immer in gebundenem Zustand, und erst dann zur Aktivität übergehend, wenn es im ausgebildeten Thier an gewisse Stellen gelangte, wo es nun Knospung veranlasste.
Es ist mir nicht undenkbar, dass die Knospung phyletisch von einer solchen spontanen Spaltung und Verdoppelung des Keimplasma’s der Eizelle ausging, die von vornherein mit In- aktivität der einen Hälfte verbunden war, und dass somit ihr Zusammenhang mit der Ei-Verdoppelung nicht der oben an- gedeutete war, d. h. dass Knospung nicht aus Ei-Verdoppelung hervorging, sondern dass beide Vorgänge, die Ei-Verdop- pelung und die Knospung ihre Wurzel in einer Spaltung und Verdoppelung des Keimplasma’s der Eizelle haben,
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zellen treten vielmehr erst weit später auf, wenn der Polyp
schon ausgebildet ist. Wenn also Knospung in diesem Falle
aus Verdoppelung des Eies hervorgegangen ist, so muss diese
Verdoppelung selbst wieder zurückgegangen sein, und nur ihr
wesentlichster Inhalt geblieben: dass nämlich Keimplasma in
gebundenem Zustand dem aktiven Keimplasma der Eizelle
beigesellt blieb und dann gewissen Zellfolgen der Ontogenese
mitgegeben wurde.
Mag sich nun der Vorgang der Knospung wirklich aus
der Ei-Verdoppelung abgeleitet haben, oder nicht, so viel scheint
mir jedenfalls sicher, dass der idioplasmatische Vorgang dabei
zuerst die Verdoppelung der Ide des Keimplasma’s in
der befruchteten Eizelle gewesen sein muss, und dass
diese eintrat, ohne dass damit schon eine Theilung der Eizelle
verbunden war, so also, dass die eine Hälfte des Keimplasma’s
als „Knospen-Keimplasma“ in gebundenem, unthätigen, aber
vermehrungsfähigen Zustand verharrte. Dieses Knospenplasma
wurde dann bei der ersten Theilung der Eizelle einer der beiden
ersten Furchungszellen als „Neben-Idioplasma“ beigegeben und
ging von dieser dann durch bestimmte Zellfolgen weiter, immer
in gebundenem Zustand, und erst dann zur Aktivität übergehend,
wenn es im ausgebildeten Thier an gewisse Stellen gelangte,
wo es nun Knospung veranlasste.
Es ist mir nicht undenkbar, dass die Knospung phyletisch
von einer solchen spontanen Spaltung und Verdoppelung des
Keimplasma’s der Eizelle ausging, die von vornherein mit In-
aktivität der einen Hälfte verbunden war, und dass somit ihr
Zusammenhang mit der Ei-Verdoppelung nicht der oben an-
gedeutete war, d. h. dass Knospung nicht aus Ei-Verdoppelung
hervorging, sondern dass beide Vorgänge, die Ei-Verdop-
pelung und die Knospung ihre Wurzel in einer Spaltung
und Verdoppelung des Keimplasma’s der Eizelle haben,
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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/250>, abgerufen am 22.11.2024.
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