derm aus. Somit würden die von uns angenommenen Neben- Determinanten der Epidermiszellen, welche die Theilungs-Re- generation ermöglichen, nicht direkt aus der Embryogenese stammen, sondern aus der Wachsthumszone des Schwanzendes, welches sie seinerseits aber aus der Embryogenese über- nommen hat.
3. Theilung bei den Mikrostomeen.
Dass es nun nicht etwa in der Natur jeder Ektodermzelle liegt, alle möglichen Zellenarten und Organe mit Ausnahme des Darmepithels aus sich hervorgehen zu lassen, sondern dass sie dazu in besonderer Weise ausgerüstet sein müssen, beweist die Thatsache, dass das Ektoderm keineswegs bei allen Thieren, welche sich durch Theilung fortpflanzen, ja nicht einmal bei allen Würmern diese Rolle spielt.
Nach den schönen Untersuchungen von F. von Wagner1) geht bei der Theilung eines Plattwurmes, des Microstoma lineare, die Neubildung des Hinter- oder Vorderendes zum ge- ringsten Theil von den Zellen der Haut aus, vielmehr zum grössten Theil von Mesodermzellen, jenen sogenannten "Binde- gewebszellen", welche "zwischen den Trabekeln der Gerüst- substanz zahlreich in der Perivisceralflüssigkeit suspendirt liegen". Diese fangen an sich zu vermehren, wenn das Thier sich zur Theilung vorbereitet, und bilden durch ihre Vermehrung einen ventral gelegenen Haufen sogenannter "embryonaler" Zellen, von welchen dann die Bildung des Pharynx, der Pharyn- gealdrüsen, der Kopfdrüsen, ja, wie es scheint, sogar gewisser Theile des Nervensystems, jedenfalls aber aller der Theile aus- geht, welche gewöhnlich als "parenchymatische Bildungen" oder "mesodermale" bezeichnet werden. Ähnlich fand es Kennel2) bei einer Planarie.
1) A. a. O. p. 371.
2) J. Kennel, "Untersuchungen an neuen Turbellarien" in Zool. Jahrbüch. Bd. 3, Abth. f. Anat. u. Ontog. d. Thiere, p. 447.
derm aus. Somit würden die von uns angenommenen Neben- Determinanten der Epidermiszellen, welche die Theilungs-Re- generation ermöglichen, nicht direkt aus der Embryogenese stammen, sondern aus der Wachsthumszone des Schwanzendes, welches sie seinerseits aber aus der Embryogenese über- nommen hat.
3. Theilung bei den Mikrostomeen.
Dass es nun nicht etwa in der Natur jeder Ektodermzelle liegt, alle möglichen Zellenarten und Organe mit Ausnahme des Darmepithels aus sich hervorgehen zu lassen, sondern dass sie dazu in besonderer Weise ausgerüstet sein müssen, beweist die Thatsache, dass das Ektoderm keineswegs bei allen Thieren, welche sich durch Theilung fortpflanzen, ja nicht einmal bei allen Würmern diese Rolle spielt.
Nach den schönen Untersuchungen von F. von Wagner1) geht bei der Theilung eines Plattwurmes, des Microstoma lineare, die Neubildung des Hinter- oder Vorderendes zum ge- ringsten Theil von den Zellen der Haut aus, vielmehr zum grössten Theil von Mesodermzellen, jenen sogenannten „Binde- gewebszellen“, welche „zwischen den Trabekeln der Gerüst- substanz zahlreich in der Perivisceralflüssigkeit suspendirt liegen“. Diese fangen an sich zu vermehren, wenn das Thier sich zur Theilung vorbereitet, und bilden durch ihre Vermehrung einen ventral gelegenen Haufen sogenannter „embryonaler“ Zellen, von welchen dann die Bildung des Pharynx, der Pharyn- gealdrüsen, der Kopfdrüsen, ja, wie es scheint, sogar gewisser Theile des Nervensystems, jedenfalls aber aller der Theile aus- geht, welche gewöhnlich als „parenchymatische Bildungen“ oder „mesodermale“ bezeichnet werden. Ähnlich fand es Kennel2) bei einer Planarie.
1) A. a. O. p. 371.
2) J. Kennel, „Untersuchungen an neuen Turbellarien“ in Zool. Jahrbüch. Bd. 3, Abth. f. Anat. u. Ontog. d. Thiere, p. 447.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0223"n="199"/>
derm aus. Somit würden die von uns angenommenen Neben-<lb/>
Determinanten der Epidermiszellen, welche die Theilungs-Re-<lb/>
generation ermöglichen, nicht direkt aus der Embryogenese<lb/>
stammen, sondern aus der Wachsthumszone des Schwanzendes,<lb/>
welches sie seinerseits aber aus der Embryogenese über-<lb/>
nommen hat.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">3. Theilung bei den Mikrostomeen.</hi></head><lb/><p>Dass es nun nicht etwa in der Natur jeder Ektodermzelle<lb/>
liegt, alle möglichen Zellenarten und Organe mit Ausnahme des<lb/>
Darmepithels aus sich hervorgehen zu lassen, sondern dass sie<lb/>
dazu in besonderer Weise ausgerüstet sein müssen, beweist die<lb/>
Thatsache, dass das Ektoderm keineswegs bei allen Thieren,<lb/>
welche sich durch Theilung fortpflanzen, ja nicht einmal bei<lb/>
allen Würmern diese Rolle spielt.</p><lb/><p>Nach den schönen Untersuchungen von F. <hirendition="#g">von Wagner</hi><noteplace="foot"n="1)">A. a. O. p. 371.</note><lb/>
geht bei der Theilung eines Plattwurmes, des Microstoma<lb/>
lineare, die Neubildung des Hinter- oder Vorderendes zum ge-<lb/>
ringsten Theil von den Zellen der Haut aus, vielmehr zum<lb/>
grössten Theil von Mesodermzellen, jenen sogenannten „Binde-<lb/>
gewebszellen“, welche „zwischen den Trabekeln der Gerüst-<lb/>
substanz zahlreich in der Perivisceralflüssigkeit suspendirt<lb/>
liegen“. Diese fangen an sich zu vermehren, wenn das Thier<lb/>
sich zur Theilung vorbereitet, und bilden durch ihre Vermehrung<lb/>
einen ventral gelegenen Haufen sogenannter „embryonaler“<lb/>
Zellen, von welchen dann die Bildung des Pharynx, der Pharyn-<lb/>
gealdrüsen, der Kopfdrüsen, ja, wie es scheint, sogar gewisser<lb/>
Theile des Nervensystems, jedenfalls aber aller der Theile aus-<lb/>
geht, welche gewöhnlich als „parenchymatische Bildungen“ oder<lb/>„mesodermale“ bezeichnet werden. Ähnlich fand es <hirendition="#g">Kennel</hi><noteplace="foot"n="2)">J. <hirendition="#g">Kennel</hi>, „Untersuchungen an neuen Turbellarien“ in Zool.<lb/>
Jahrbüch. Bd. 3, Abth. f. Anat. u. Ontog. d. Thiere, p. 447.</note><lb/>
bei einer Planarie.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[199/0223]
derm aus. Somit würden die von uns angenommenen Neben-
Determinanten der Epidermiszellen, welche die Theilungs-Re-
generation ermöglichen, nicht direkt aus der Embryogenese
stammen, sondern aus der Wachsthumszone des Schwanzendes,
welches sie seinerseits aber aus der Embryogenese über-
nommen hat.
3. Theilung bei den Mikrostomeen.
Dass es nun nicht etwa in der Natur jeder Ektodermzelle
liegt, alle möglichen Zellenarten und Organe mit Ausnahme des
Darmepithels aus sich hervorgehen zu lassen, sondern dass sie
dazu in besonderer Weise ausgerüstet sein müssen, beweist die
Thatsache, dass das Ektoderm keineswegs bei allen Thieren,
welche sich durch Theilung fortpflanzen, ja nicht einmal bei
allen Würmern diese Rolle spielt.
Nach den schönen Untersuchungen von F. von Wagner 1)
geht bei der Theilung eines Plattwurmes, des Microstoma
lineare, die Neubildung des Hinter- oder Vorderendes zum ge-
ringsten Theil von den Zellen der Haut aus, vielmehr zum
grössten Theil von Mesodermzellen, jenen sogenannten „Binde-
gewebszellen“, welche „zwischen den Trabekeln der Gerüst-
substanz zahlreich in der Perivisceralflüssigkeit suspendirt
liegen“. Diese fangen an sich zu vermehren, wenn das Thier
sich zur Theilung vorbereitet, und bilden durch ihre Vermehrung
einen ventral gelegenen Haufen sogenannter „embryonaler“
Zellen, von welchen dann die Bildung des Pharynx, der Pharyn-
gealdrüsen, der Kopfdrüsen, ja, wie es scheint, sogar gewisser
Theile des Nervensystems, jedenfalls aber aller der Theile aus-
geht, welche gewöhnlich als „parenchymatische Bildungen“ oder
„mesodermale“ bezeichnet werden. Ähnlich fand es Kennel 2)
bei einer Planarie.
1) A. a. O. p. 371.
2) J. Kennel, „Untersuchungen an neuen Turbellarien“ in Zool.
Jahrbüch. Bd. 3, Abth. f. Anat. u. Ontog. d. Thiere, p. 447.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/223>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.