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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892.

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einer andern Längsebene halbirt; beide Hälften sterben viel-
mehr. Anders bei Hydra; theilt man sie in einer Längsebene,
so ergänzen sich beide Hälften wieder zum ganzen Individuum,
und es ist dabei gleichgültig, welche Ebene vom Schnitt ge-
troffen wird. Da nun Quertheilung des Thieres an beliebiger
Stelle ebenfalls eine Ergänzung jeder Hälfte zum Ganzen zur
Folge hat, so muss also von jeder Stelle des Körpers eine Re-
generation in dreifacher Richtung ausgehen können, nämlich
nach den drei Richtungen des Raumes, und da der Körper in
diesen drei Richtungen verschieden gebaut ist, so wird man zu
der Annahme gedrängt, dass in jeder Zelle drei verschiedene
Arten von Determinanten-Gruppen enthalten sind, nämlich solche
für das Vorderende, solche für das Hinderende und solche für
den Mauerschluss des Körpers, wenn ich diesen Ausdruck für
den Ausbau der Körperwandung in der Richtung der Quer-
achsen gebrauchen darf. Ein und dieselbe Zelle1) müsste also
in dreierlei Richtung hin sich theilen und dreierlei Abschnitte
des Körpers liefern können, und zwar müsste auch hier nicht
die Qualität, sondern die Richtung, von welcher her der Wund-
reiz wirkt, die Entscheidung darüber geben, welche Theilungs-
art faktisch ausgeführt wird, d. h. welche Determinanten in
in Activität treten und die Herrschaft über die Zelle über-
nehmen.

Mit dieser Annahme, scheint mir, lassen sich die Regene-
rations-Vorgänge bei Hydra einigermassen verstehen. Wird
z. B. die Gruppe der Ersatz-Determinanten des Hinderendes
activ, so entstehen seitlich zu Ringen geschlossene lineare Zellen-
reihen in der Richtung von vorn nach hinten mit der Tendenz,
sich zum Fussgewölbe so bald als möglich zusammenzuschliessen

1) Auf den histologischen Theil der Regeneration von Hydra gehe
ich nicht ein, weil mir die Thatsachen hier noch allzu unsicher und
lückenhaft zu sein scheinen.

einer andern Längsebene halbirt; beide Hälften sterben viel-
mehr. Anders bei Hydra; theilt man sie in einer Längsebene,
so ergänzen sich beide Hälften wieder zum ganzen Individuum,
und es ist dabei gleichgültig, welche Ebene vom Schnitt ge-
troffen wird. Da nun Quertheilung des Thieres an beliebiger
Stelle ebenfalls eine Ergänzung jeder Hälfte zum Ganzen zur
Folge hat, so muss also von jeder Stelle des Körpers eine Re-
generation in dreifacher Richtung ausgehen können, nämlich
nach den drei Richtungen des Raumes, und da der Körper in
diesen drei Richtungen verschieden gebaut ist, so wird man zu
der Annahme gedrängt, dass in jeder Zelle drei verschiedene
Arten von Determinanten-Gruppen enthalten sind, nämlich solche
für das Vorderende, solche für das Hinderende und solche für
den Mauerschluss des Körpers, wenn ich diesen Ausdruck für
den Ausbau der Körperwandung in der Richtung der Quer-
achsen gebrauchen darf. Ein und dieselbe Zelle1) müsste also
in dreierlei Richtung hin sich theilen und dreierlei Abschnitte
des Körpers liefern können, und zwar müsste auch hier nicht
die Qualität, sondern die Richtung, von welcher her der Wund-
reiz wirkt, die Entscheidung darüber geben, welche Theilungs-
art faktisch ausgeführt wird, d. h. welche Determinanten in
in Activität treten und die Herrschaft über die Zelle über-
nehmen.

Mit dieser Annahme, scheint mir, lassen sich die Regene-
rations-Vorgänge bei Hydra einigermassen verstehen. Wird
z. B. die Gruppe der Ersatz-Determinanten des Hinderendes
activ, so entstehen seitlich zu Ringen geschlossene lineare Zellen-
reihen in der Richtung von vorn nach hinten mit der Tendenz,
sich zum Fussgewölbe so bald als möglich zusammenzuschliessen

1) Auf den histologischen Theil der Regeneration von Hydra gehe
ich nicht ein, weil mir die Thatsachen hier noch allzu unsicher und
lückenhaft zu sein scheinen.
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[170/0194] einer andern Längsebene halbirt; beide Hälften sterben viel- mehr. Anders bei Hydra; theilt man sie in einer Längsebene, so ergänzen sich beide Hälften wieder zum ganzen Individuum, und es ist dabei gleichgültig, welche Ebene vom Schnitt ge- troffen wird. Da nun Quertheilung des Thieres an beliebiger Stelle ebenfalls eine Ergänzung jeder Hälfte zum Ganzen zur Folge hat, so muss also von jeder Stelle des Körpers eine Re- generation in dreifacher Richtung ausgehen können, nämlich nach den drei Richtungen des Raumes, und da der Körper in diesen drei Richtungen verschieden gebaut ist, so wird man zu der Annahme gedrängt, dass in jeder Zelle drei verschiedene Arten von Determinanten-Gruppen enthalten sind, nämlich solche für das Vorderende, solche für das Hinderende und solche für den Mauerschluss des Körpers, wenn ich diesen Ausdruck für den Ausbau der Körperwandung in der Richtung der Quer- achsen gebrauchen darf. Ein und dieselbe Zelle 1) müsste also in dreierlei Richtung hin sich theilen und dreierlei Abschnitte des Körpers liefern können, und zwar müsste auch hier nicht die Qualität, sondern die Richtung, von welcher her der Wund- reiz wirkt, die Entscheidung darüber geben, welche Theilungs- art faktisch ausgeführt wird, d. h. welche Determinanten in in Activität treten und die Herrschaft über die Zelle über- nehmen. Mit dieser Annahme, scheint mir, lassen sich die Regene- rations-Vorgänge bei Hydra einigermassen verstehen. Wird z. B. die Gruppe der Ersatz-Determinanten des Hinderendes activ, so entstehen seitlich zu Ringen geschlossene lineare Zellen- reihen in der Richtung von vorn nach hinten mit der Tendenz, sich zum Fussgewölbe so bald als möglich zusammenzuschliessen 1) Auf den histologischen Theil der Regeneration von Hydra gehe ich nicht ein, weil mir die Thatsachen hier noch allzu unsicher und lückenhaft zu sein scheinen.

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Zitationshilfe: Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/194>, abgerufen am 18.12.2024.