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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892.

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Thieren mindestens nach Hunderttausenden zu zählen sein, und
wenn man ja auch annehmen kann, dass diese alle in latentem
Zustand in jeder Zelle verharren und so die Thätigkeit der die
Zelle bestimmenden Determinante nicht zu stören brauchten,
so nehmen sie doch immer einen verhältnissmässig bedeutenden
Raum ein und entziehen ihn der bestimmenden Determinante,
die wir uns doch ebenfalls vielfach vorhanden vorstellen müssen.

Wollte man die Annahme machen, dass alle Determinanten
des Keimplasma's sämmtlichen Zellen der Ontogenese mitgegeben
würden, so müsste man die gesammte Differenzirung des Körpers
auf ein gesetzmässig geregeltes Latentbleiben aller Determinanten
mit Ausnahme einer bestimmten und für jede Zelle verschiednen
beziehen, eine Vorstellung, die wohl der andern an Wahrschein-
lichkeit nachsteht, dass in jeder Zelle des definitiven Organismus
-- abgesehen von besondern Anpassungen -- nur eben die eine
Determinante gelangt, welche sie zu bestimmen hat.

Machen wir also diese Annahme, so fragt es sich, welche
Momente die Zerlegung des Keimplasma-Id's in immer kleinere
Determinantengruppen, also in Ide, die immer weniger Determi-
nanten-Arten enthalten, bewirken könnten.

Ich denke mir, dass hier drei Momente zusammen wirken:
einmal die ererbte Architektur des Keimplasma's, in
welchem jede Determinante ihren bestimmten Platz hat, dann
die ungleich rasche Vermehrung der verschiedenen
Determinanten
und schliesslich Kräfte der Anziehung,
welche in den Determinanten ihren Sitz haben und ein Ausfluss
sind ihrer specifischen Natur, als einer besondern und selbst-
ständigen Lebenseinheit.

Über die Architektur des Keimplasma's im Allgemeinen
ist schon gesprochen worden; im Einzelnen können wir sie wohl
kaum errathen, wenigstens für jetzt nicht. Bei den höheren
Organismen werden wir uns vorzustellen haben, dass Hundert-

Thieren mindestens nach Hunderttausenden zu zählen sein, und
wenn man ja auch annehmen kann, dass diese alle in latentem
Zustand in jeder Zelle verharren und so die Thätigkeit der die
Zelle bestimmenden Determinante nicht zu stören brauchten,
so nehmen sie doch immer einen verhältnissmässig bedeutenden
Raum ein und entziehen ihn der bestimmenden Determinante,
die wir uns doch ebenfalls vielfach vorhanden vorstellen müssen.

Wollte man die Annahme machen, dass alle Determinanten
des Keimplasma’s sämmtlichen Zellen der Ontogenese mitgegeben
würden, so müsste man die gesammte Differenzirung des Körpers
auf ein gesetzmässig geregeltes Latentbleiben aller Determinanten
mit Ausnahme einer bestimmten und für jede Zelle verschiednen
beziehen, eine Vorstellung, die wohl der andern an Wahrschein-
lichkeit nachsteht, dass in jeder Zelle des definitiven Organismus
— abgesehen von besondern Anpassungen — nur eben die eine
Determinante gelangt, welche sie zu bestimmen hat.

Machen wir also diese Annahme, so fragt es sich, welche
Momente die Zerlegung des Keimplasma-Id’s in immer kleinere
Determinantengruppen, also in Ide, die immer weniger Determi-
nanten-Arten enthalten, bewirken könnten.

Ich denke mir, dass hier drei Momente zusammen wirken:
einmal die ererbte Architektur des Keimplasma’s, in
welchem jede Determinante ihren bestimmten Platz hat, dann
die ungleich rasche Vermehrung der verschiedenen
Determinanten
und schliesslich Kräfte der Anziehung,
welche in den Determinanten ihren Sitz haben und ein Ausfluss
sind ihrer specifischen Natur, als einer besondern und selbst-
ständigen Lebenseinheit.

Über die Architektur des Keimplasma’s im Allgemeinen
ist schon gesprochen worden; im Einzelnen können wir sie wohl
kaum errathen, wenigstens für jetzt nicht. Bei den höheren
Organismen werden wir uns vorzustellen haben, dass Hundert-

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[86/0110] Thieren mindestens nach Hunderttausenden zu zählen sein, und wenn man ja auch annehmen kann, dass diese alle in latentem Zustand in jeder Zelle verharren und so die Thätigkeit der die Zelle bestimmenden Determinante nicht zu stören brauchten, so nehmen sie doch immer einen verhältnissmässig bedeutenden Raum ein und entziehen ihn der bestimmenden Determinante, die wir uns doch ebenfalls vielfach vorhanden vorstellen müssen. Wollte man die Annahme machen, dass alle Determinanten des Keimplasma’s sämmtlichen Zellen der Ontogenese mitgegeben würden, so müsste man die gesammte Differenzirung des Körpers auf ein gesetzmässig geregeltes Latentbleiben aller Determinanten mit Ausnahme einer bestimmten und für jede Zelle verschiednen beziehen, eine Vorstellung, die wohl der andern an Wahrschein- lichkeit nachsteht, dass in jeder Zelle des definitiven Organismus — abgesehen von besondern Anpassungen — nur eben die eine Determinante gelangt, welche sie zu bestimmen hat. Machen wir also diese Annahme, so fragt es sich, welche Momente die Zerlegung des Keimplasma-Id’s in immer kleinere Determinantengruppen, also in Ide, die immer weniger Determi- nanten-Arten enthalten, bewirken könnten. Ich denke mir, dass hier drei Momente zusammen wirken: einmal die ererbte Architektur des Keimplasma’s, in welchem jede Determinante ihren bestimmten Platz hat, dann die ungleich rasche Vermehrung der verschiedenen Determinanten und schliesslich Kräfte der Anziehung, welche in den Determinanten ihren Sitz haben und ein Ausfluss sind ihrer specifischen Natur, als einer besondern und selbst- ständigen Lebenseinheit. Über die Architektur des Keimplasma’s im Allgemeinen ist schon gesprochen worden; im Einzelnen können wir sie wohl kaum errathen, wenigstens für jetzt nicht. Bei den höheren Organismen werden wir uns vorzustellen haben, dass Hundert-

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Zitationshilfe: Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/110>, abgerufen am 28.11.2024.