Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.Absurda wol vergehen. Ich habe die Materie genommenaus den neulichsten Avisen/ und das ist eine Frie- dens-Comödie zwischen dem Türcken und Mosco- witer. Rob. Es wird furchtsam anzusehen seyn. Nun setzt euch dort nieder/ die andern wollen das jhrige auch vorbringen. Erster Handlung Sechster Aufftrit. Die Vorigen und Melcher. Curs. Melcher Tummernix/ wolbestelter Cantor zu Qverleqvitsch. Mel. Herr/ das bin ich. Sigh. Seyd jhr der Cantor zu Qverleqvitsch? Melch. Ja Herr/ so weit habe ichs in meinem Studieren gebracht. Sigh. Ich meinte aber/ das schlechte Dorff kön- te kaum einen Schulmeister ernähren. Melch. Der Herr lasse sich berichten. In der That selber bin ich nicht mehr als ein Schulmei- ster; Aber mein sel. Vorfahre war ein Exulante, und hatte anderswo vor einen Cantor gedienet; So thatens jhm die Bauren zu Troste und hiessen jhn Cantor. Nun freyte ich seine hinterlassene Wittwe/ die war einmahl in Possession, daß sie Fr. Cantorin hieß/ also geschach es der lieben Frau zu- ge-
Absurda wol vergehen. Ich habe die Materie genommenaus den neulichſten Aviſen/ und das iſt eine Frie- dens-Comoͤdie zwiſchen dem Tuͤrcken und Moſco- witer. Rob. Es wird furchtſam anzuſehen ſeyn. Nun ſetzt euch dort nieder/ die andern wollen das jhrige auch vorbringen. Erſter Handlung Sechſter Aufftrit. Die Vorigen und Melcher. Curſ. Melcher Tummernix/ wolbeſtelter Cantor zu Qverleqvitſch. Mel. Herr/ das bin ich. Sigh. Seyd jhr der Cantor zu Qverleqvitſch? Melch. Ja Herr/ ſo weit habe ichs in meinem Studieren gebracht. Sigh. Ich meinte aber/ das ſchlechte Dorff koͤn- te kaum einen Schulmeiſter ernaͤhren. Melch. Der Herr laſſe ſich berichten. In der That ſelber bin ich nicht mehr als ein Schulmei- ſter; Aber mein ſel. Vorfahre war ein Exulante, und hatte anderswo vor einen Cantor gedienet; So thatens jhm die Bauren zu Troſte und hieſſen jhn Cantor. Nun freyte ich ſeine hinterlaſſene Wittwe/ die war einmahl in Poſſeſſion, daß ſie Fr. Cantorin hieß/ alſo geſchach es der lieben Frau zu- ge-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp> <p><pb facs="#f0597" n="258[256]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Absurda</hi></hi></hi></fw><lb/> wol vergehen. Ich habe die Materie genommen<lb/> aus den neulichſten Aviſen/ und das iſt eine Frie-<lb/> dens-Comoͤdie zwiſchen dem Tuͤrcken und Moſco-<lb/> witer.</p><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Rob.</hi> </speaker> <p>Es wird furchtſam anzuſehen ſeyn. Nun<lb/> ſetzt euch dort nieder/ die andern wollen das jhrige<lb/> auch vorbringen.</p> </sp> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">E</hi>rſter <hi rendition="#in">H</hi>andlung</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Sechſter Aufftrit.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Die Vorigen und</hi> <hi rendition="#aq">Melcher.</hi> </hi> </stage><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Curſ.</hi> </speaker> <p><hi rendition="#aq">Melcher</hi> Tummernix/ wolbeſtelter Cantor<lb/> zu Qverleqvitſch.</p><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Mel.</hi> </speaker> <p>Herr/ das bin ich.</p><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Sigh.</hi> </speaker> <p>Seyd jhr der Cantor zu Qverleqvitſch?</p><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Melch.</hi> </speaker> <p>Ja Herr/ ſo weit habe ichs in meinem<lb/> Studieren gebracht.</p><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Sigh.</hi> </speaker> <p>Ich meinte aber/ das ſchlechte Dorff koͤn-<lb/> te kaum einen Schulmeiſter ernaͤhren.</p><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Melch.</hi> </speaker> <p>Der Herr laſſe ſich berichten. In der<lb/> That ſelber bin ich nicht mehr als ein Schulmei-<lb/> ſter; Aber mein ſel. Vorfahre war ein <hi rendition="#aq">Exulante,</hi><lb/> und hatte anderswo vor einen Cantor gedienet;<lb/> So thatens jhm die Bauren zu Troſte und hieſſen<lb/> jhn Cantor. Nun freyte ich ſeine hinterlaſſene<lb/> Wittwe/ die war einmahl in <hi rendition="#aq">Poſſeſſion,</hi> daß ſie Fr.<lb/> Cantorin hieß/ alſo geſchach es der lieben Frau zu-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [258[256]/0597]
Absurda
wol vergehen. Ich habe die Materie genommen
aus den neulichſten Aviſen/ und das iſt eine Frie-
dens-Comoͤdie zwiſchen dem Tuͤrcken und Moſco-
witer.
Rob. Es wird furchtſam anzuſehen ſeyn. Nun
ſetzt euch dort nieder/ die andern wollen das jhrige
auch vorbringen.
Erſter Handlung
Sechſter Aufftrit.
Die Vorigen und Melcher.
Curſ. Melcher Tummernix/ wolbeſtelter Cantor
zu Qverleqvitſch.
Mel. Herr/ das bin ich.
Sigh. Seyd jhr der Cantor zu Qverleqvitſch?
Melch. Ja Herr/ ſo weit habe ichs in meinem
Studieren gebracht.
Sigh. Ich meinte aber/ das ſchlechte Dorff koͤn-
te kaum einen Schulmeiſter ernaͤhren.
Melch. Der Herr laſſe ſich berichten. In der
That ſelber bin ich nicht mehr als ein Schulmei-
ſter; Aber mein ſel. Vorfahre war ein Exulante,
und hatte anderswo vor einen Cantor gedienet;
So thatens jhm die Bauren zu Troſte und hieſſen
jhn Cantor. Nun freyte ich ſeine hinterlaſſene
Wittwe/ die war einmahl in Poſſeſſion, daß ſie Fr.
Cantorin hieß/ alſo geſchach es der lieben Frau zu-
ge-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/597 |
Zitationshilfe: | Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 258[256]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/597>, abgerufen am 16.02.2025. |