Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.Jacobs Erster Handlung Eilfter Aufftrit. Laban, Lea. Lab. Wie so Melancholisch meine Tochter? die Zeitung/ die ich bringe/ erfodert ein fröliches Ge- sichte. Lea. Herr Vater/ das Lachen ist gar theuer/ wo man lauter Schaden in der Haußhaltung vorge- gehen siehet. Lab. Was höre ich vor Schaden? Lea. Die Woche ist an meiner Schwester/ daß sie die Schafe zur Träncke begleiten sol. Aber sie kan sich fein beqvemen/ daß sie zu Hause bleibet: da ich nun als die älteste Schwester ein Wort dar- zu sprechen wil/ so hätte sie lieber einen Streit mit mir angefangen. Der Herr Vater muß einmahl mit der schweren Hand darzwischen kommen/ sonst wil ich an aller Verantwortung unschuldig seyn. Lab. Gib dich zu frieden meine Tochter/ die Streitigkeit mit deiner Schwester sol am längsten gewähret haben. Denn als numehr vor sieben Jahren mein Vetter Jacob sich bey uns in Dien- ste begab/ so dingte er sich dieses zum Lohne aus/ daß ich jhm nach verflossener Zeit deine Schwester Rahel zum Weibe geben solte. Weil nun die Zeit vorüber ist/ so werde ich mein Wort halten: du
Jacobs Erſter Handlung Eilfter Aufftrit. Laban, Lea. Lab. Wie ſo Melancholiſch meine Tochter? die Zeitung/ die ich bringe/ erfodert ein froͤliches Ge- ſichte. Lea. Herr Vater/ das Lachen iſt gar theuer/ wo man lauter Schaden in der Haußhaltung vorge- gehen ſiehet. Lab. Was hoͤre ich vor Schaden? Lea. Die Woche iſt an meiner Schweſter/ daß ſie die Schafe zur Traͤncke begleiten ſol. Aber ſie kan ſich fein beqvemen/ daß ſie zu Hauſe bleibet: da ich nun als die aͤlteſte Schweſter ein Wort dar- zu ſprechen wil/ ſo haͤtte ſie lieber einen Streit mit mir angefangen. Der Herr Vater muß einmahl mit der ſchweren Hand darzwiſchen kommen/ ſonſt wil ich an aller Verantwortung unſchuldig ſeyn. Lab. Gib dich zu frieden meine Tochter/ die Streitigkeit mit deiner Schweſter ſol am laͤngſten gewaͤhret haben. Denn als numehr vor ſieben Jahren mein Vetter Jacob ſich bey uns in Dien- ſte begab/ ſo dingte er ſich dieſes zum Lohne aus/ daß ich jhm nach verfloſſener Zeit deine Schweſter Rahel zum Weibe geben ſolte. Weil nun die Zeit voruͤber iſt/ ſo werde ich mein Wort halten: du
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0057" n="36"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Jacobs</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">E</hi>rſter <hi rendition="#in">H</hi>andlung</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Eilfter Aufftrit.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Laban, Lea.</hi> </hi> </stage><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Lab.</hi> </speaker> <p>Wie ſo Melancholiſch meine Tochter? die<lb/> Zeitung/ die ich bringe/ erfodert ein froͤliches Ge-<lb/> ſichte.</p><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Lea.</hi> </speaker> <p>Herr Vater/ das Lachen iſt gar theuer/ wo<lb/> man lauter Schaden in der Haußhaltung vorge-<lb/> gehen ſiehet.</p><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Lab.</hi> </speaker> <p>Was hoͤre ich vor Schaden?</p><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Lea.</hi> </speaker> <p>Die Woche iſt an meiner Schweſter/ daß<lb/> ſie die Schafe zur Traͤncke begleiten ſol. Aber ſie<lb/> kan ſich fein beqvemen/ daß ſie zu Hauſe bleibet:<lb/> da ich nun als die aͤlteſte Schweſter ein Wort dar-<lb/> zu ſprechen wil/ ſo haͤtte ſie lieber einen Streit mit<lb/> mir angefangen. Der Herr Vater muß einmahl<lb/> mit der ſchweren Hand darzwiſchen kommen/ ſonſt<lb/> wil ich an aller Verantwortung unſchuldig ſeyn.</p><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Lab.</hi> </speaker> <p>Gib dich zu frieden meine Tochter/ die<lb/> Streitigkeit mit deiner Schweſter ſol am laͤngſten<lb/> gewaͤhret haben. Denn als numehr vor ſieben<lb/> Jahren mein Vetter Jacob ſich bey uns in Dien-<lb/> ſte begab/ ſo dingte er ſich dieſes zum Lohne aus/<lb/> daß ich jhm nach verfloſſener Zeit deine Schweſter<lb/> Rahel zum Weibe geben ſolte. Weil nun die<lb/> Zeit voruͤber iſt/ ſo werde ich mein Wort halten:<lb/> <fw place="bottom" type="catch">du</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [36/0057]
Jacobs
Erſter Handlung
Eilfter Aufftrit.
Laban, Lea.
Lab. Wie ſo Melancholiſch meine Tochter? die
Zeitung/ die ich bringe/ erfodert ein froͤliches Ge-
ſichte.
Lea. Herr Vater/ das Lachen iſt gar theuer/ wo
man lauter Schaden in der Haußhaltung vorge-
gehen ſiehet.
Lab. Was hoͤre ich vor Schaden?
Lea. Die Woche iſt an meiner Schweſter/ daß
ſie die Schafe zur Traͤncke begleiten ſol. Aber ſie
kan ſich fein beqvemen/ daß ſie zu Hauſe bleibet:
da ich nun als die aͤlteſte Schweſter ein Wort dar-
zu ſprechen wil/ ſo haͤtte ſie lieber einen Streit mit
mir angefangen. Der Herr Vater muß einmahl
mit der ſchweren Hand darzwiſchen kommen/ ſonſt
wil ich an aller Verantwortung unſchuldig ſeyn.
Lab. Gib dich zu frieden meine Tochter/ die
Streitigkeit mit deiner Schweſter ſol am laͤngſten
gewaͤhret haben. Denn als numehr vor ſieben
Jahren mein Vetter Jacob ſich bey uns in Dien-
ſte begab/ ſo dingte er ſich dieſes zum Lohne aus/
daß ich jhm nach verfloſſener Zeit deine Schweſter
Rahel zum Weibe geben ſolte. Weil nun die
Zeit voruͤber iſt/ ſo werde ich mein Wort halten:
du
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |