Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Haupt-Rebelle
jhm selbst mit dem Blutvergiessen gedienet/ und
bat jhn/ er möchte nur das Recht ergehen lassen.

Leon. So wird er vielleicht aus Trotz das Wie-
derspiel befohlen haben.

Anacl. Ach nein/ er winckte schon seinem Scharf-
Richter/ welcher zur Execution greiffen solte. Al-
lein der Herr Ertz-Bischoff sagte/ es wäre vor die-
ses mahl ein glückseliger Tag/ da man sich mit
Blutvergiessen nicht bemühen dürffte. Auff den
morgenden Tag wolte er dem Spectacul selbst bey-
wohnen/ er solte sich nur vor dießmahl eine kleine
Recreation machen/ und nach Polisippo fahren.

Leon. Und also ward der Vorschlag angenom-
men?

Anacl. Er gieng sehr wohl von statten: die Ge-
fangenen wurden in jhren Bauden bewacht/ und
der Fischer-Knecht versuchte/ ob er die Lufft auff
der See noch vertragen könte.

Leon. Er hat viel Stadt-Lufft in sich gesogen/
mich dünckt/ die freye Lufft wird jhm zu wieder
seyn.

Anacl. Gnädigste Frau/ ob die Lufft was gethan
hat/ das weiß ich nicht; allein er übernahm sich im
Weine/ der mochte jhm als einem gebohrnen Was-
ser-Manne den Kopff in schädliche Confusion
bringen.

Leon. So recht/ wer viel rothes Blut vergos-
sen hat/ der muß in dem rothen Weine Blut und
Gifft hinein sauffen.
Fünff-
Der Haupt-Rebelle
jhm ſelbſt mit dem Blutvergieſſen gedienet/ und
bat jhn/ er moͤchte nur das Recht ergehen laſſen.

Leon. So wird er vielleicht aus Trotz das Wie-
derſpiel befohlen haben.

Anacl. Ach nein/ er winckte ſchon ſeinem Scharf-
Richter/ welcher zur Execution greiffen ſolte. Al-
lein der Herr Ertz-Biſchoff ſagte/ es waͤre vor die-
ſes mahl ein gluͤckſeliger Tag/ da man ſich mit
Blutvergieſſen nicht bemuͤhen duͤrffte. Auff den
morgenden Tag wolte er dem Spectacul ſelbſt bey-
wohnen/ er ſolte ſich nur vor dießmahl eine kleine
Recreation machen/ und nach Poliſippo fahren.

Leon. Und alſo ward der Vorſchlag angenom-
men?

Anacl. Er gieng ſehr wohl von ſtatten: die Ge-
fangenen wurden in jhren Bauden bewacht/ und
der Fiſcher-Knecht verſuchte/ ob er die Lufft auff
der See noch vertragen koͤnte.

Leon. Er hat viel Stadt-Lufft in ſich geſogen/
mich duͤnckt/ die freye Lufft wird jhm zu wieder
ſeyn.

Anacl. Gnaͤdigſte Frau/ ob die Lufft was gethan
hat/ das weiß ich nicht; allein er uͤbernahm ſich im
Weine/ der mochte jhm als einem gebohrnen Waſ-
ſer-Manne den Kopff in ſchaͤdliche Confuſion
bringen.

Leon. So recht/ wer viel rothes Blut vergoſ-
ſen hat/ der muß in dem rothen Weine Blut und
Gifft hinein ſauffen.
Fuͤnff-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp>
              <p><pb facs="#f0537" n="196"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Haupt-Rebelle</hi></fw><lb/>
jhm &#x017F;elb&#x017F;t mit dem Blutvergie&#x017F;&#x017F;en gedienet/ und<lb/>
bat jhn/ er mo&#x0364;chte nur das Recht ergehen la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Leon.</hi> </speaker>
              <p>So wird er vielleicht aus Trotz das Wie-<lb/>
der&#x017F;piel befohlen haben.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Anacl.</hi> </speaker>
              <p>Ach nein/ er winckte &#x017F;chon &#x017F;einem Scharf-<lb/>
Richter/ welcher zur <hi rendition="#aq">Execution</hi> greiffen &#x017F;olte. Al-<lb/>
lein der Herr Ertz-Bi&#x017F;choff &#x017F;agte/ es wa&#x0364;re vor die-<lb/>
&#x017F;es mahl ein glu&#x0364;ck&#x017F;eliger Tag/ da man &#x017F;ich mit<lb/>
Blutvergie&#x017F;&#x017F;en nicht bemu&#x0364;hen du&#x0364;rffte. Auff den<lb/>
morgenden Tag wolte er dem <hi rendition="#aq">Spectacul</hi> &#x017F;elb&#x017F;t bey-<lb/>
wohnen/ er &#x017F;olte &#x017F;ich nur vor dießmahl eine kleine<lb/><hi rendition="#aq">Recreation</hi> machen/ und nach <hi rendition="#aq">Poli&#x017F;ippo</hi> fahren.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Leon.</hi> </speaker>
              <p>Und al&#x017F;o ward der Vor&#x017F;chlag angenom-<lb/>
men?</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Anacl.</hi> </speaker>
              <p>Er gieng &#x017F;ehr wohl von &#x017F;tatten: die Ge-<lb/>
fangenen wurden in jhren Bauden bewacht/ und<lb/>
der Fi&#x017F;cher-Knecht ver&#x017F;uchte/ ob er die Lufft auff<lb/>
der See noch vertragen ko&#x0364;nte.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Leon.</hi> </speaker>
              <p>Er hat viel Stadt-Lufft in &#x017F;ich ge&#x017F;ogen/<lb/>
mich du&#x0364;nckt/ die freye Lufft wird jhm zu wieder<lb/>
&#x017F;eyn.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Anacl.</hi> </speaker>
              <p>Gna&#x0364;dig&#x017F;te Frau/ ob die Lufft was gethan<lb/>
hat/ das weiß ich nicht; allein er u&#x0364;bernahm &#x017F;ich im<lb/>
Weine/ der mochte jhm als einem gebohrnen Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er-Manne den Kopff in &#x017F;cha&#x0364;dliche <hi rendition="#aq">Confu&#x017F;ion</hi><lb/>
bringen.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Leon.</hi> </speaker>
              <p>So recht/ wer viel rothes Blut vergo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en hat/ der muß in dem rothen Weine Blut und<lb/>
Gifft hinein &#x017F;auffen.</p>
            </sp>
          </div>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Fu&#x0364;nff-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0537] Der Haupt-Rebelle jhm ſelbſt mit dem Blutvergieſſen gedienet/ und bat jhn/ er moͤchte nur das Recht ergehen laſſen. Leon. So wird er vielleicht aus Trotz das Wie- derſpiel befohlen haben. Anacl. Ach nein/ er winckte ſchon ſeinem Scharf- Richter/ welcher zur Execution greiffen ſolte. Al- lein der Herr Ertz-Biſchoff ſagte/ es waͤre vor die- ſes mahl ein gluͤckſeliger Tag/ da man ſich mit Blutvergieſſen nicht bemuͤhen duͤrffte. Auff den morgenden Tag wolte er dem Spectacul ſelbſt bey- wohnen/ er ſolte ſich nur vor dießmahl eine kleine Recreation machen/ und nach Poliſippo fahren. Leon. Und alſo ward der Vorſchlag angenom- men? Anacl. Er gieng ſehr wohl von ſtatten: die Ge- fangenen wurden in jhren Bauden bewacht/ und der Fiſcher-Knecht verſuchte/ ob er die Lufft auff der See noch vertragen koͤnte. Leon. Er hat viel Stadt-Lufft in ſich geſogen/ mich duͤnckt/ die freye Lufft wird jhm zu wieder ſeyn. Anacl. Gnaͤdigſte Frau/ ob die Lufft was gethan hat/ das weiß ich nicht; allein er uͤbernahm ſich im Weine/ der mochte jhm als einem gebohrnen Waſ- ſer-Manne den Kopff in ſchaͤdliche Confuſion bringen. Leon. So recht/ wer viel rothes Blut vergoſ- ſen hat/ der muß in dem rothen Weine Blut und Gifft hinein ſauffen. Fuͤnff-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/537
Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/537>, abgerufen am 25.11.2024.