Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.Der Haupt-Rebelle Conv. Ich dachte Venedig hätte keinen König. Alleg. Ein untergebener muß nicht klüger seyn als der Hoffmeister. Ich weiß wohl/ Venedig hat nur einen Bürgermeister: aber dasselbe mahl reisete ein fremder König Incognito durch/ und be- kam in den rechten Nasen-Loche einen Schaden/ daß er sich sechs Jahr lang muste curiren lassen/ und da war ich in den Wirths-Hause zur Höltzer- nen Sparbüchsen sein geheimer Cammer-Diener und Ceremonien-Meister. Lub. Wie stehts um die Exercitia, wenn wir fechten/ reiten und tantzen sollen? Alleg. Ihr jungen Herren/ ich wolte euer Hoch- Gräfl. Eltern wären zugegen/ ich weiß sie wür- den dergleichen Künste nicht gesehen haben. Ich fechte mit der blossen Hand wieder einen blossen Degen. (Ad Spectat.) Wenn ich davon lauffe. Ich tantze drey Stunden nach einander und berüh- re den Boden nicht einmahl mit den Füssen. (Ad Spectat.) Denn ich tantze allzeit in Schuhen. Und wenn ich ein Pferd zwischen die Beine kriege/ so reit ich in einem Futter sieben hundert Meilen. (Ad Spectat.) Denn mein gefütterter Brustlatz der verläst mich nicht. Conv. So wären wir auch in diesem Stücke wohl versorget: aber mein Herr Vater wil einen Gelehrten aus mir haben; wir sollen allemahl La- tein reden. Alleg.
Der Haupt-Rebelle Conv. Ich dachte Venedig haͤtte keinen Koͤnig. Alleg. Ein untergebener muß nicht kluͤger ſeyn als der Hoffmeiſter. Ich weiß wohl/ Venedig hat nur einen Buͤrgermeiſter: aber daſſelbe mahl reiſete ein fremder Koͤnig Incognito durch/ und be- kam in den rechten Naſen-Loche einen Schaden/ daß er ſich ſechs Jahr lang muſte curiren laſſen/ und da war ich in den Wirths-Hauſe zur Hoͤltzer- nen Sparbuͤchſen ſein geheimer Cammer-Diener und Ceremonien-Meiſter. Lub. Wie ſtehts um die Exercitia, wenn wir fechten/ reiten und tantzen ſollen? Alleg. Ihr jungen Herren/ ich wolte euer Hoch- Graͤfl. Eltern waͤren zugegen/ ich weiß ſie wuͤr- den dergleichen Kuͤnſte nicht geſehen haben. Ich fechte mit der bloſſen Hand wieder einen bloſſen Degen. (Ad Spectat.) Wenn ich davon lauffe. Ich tantze drey Stunden nach einander und beruͤh- re den Boden nicht einmahl mit den Fuͤſſen. (Ad Spectat.) Denn ich tantze allzeit in Schuhen. Und wenn ich ein Pferd zwiſchen die Beine kriege/ ſo reit ich in einem Futter ſieben hundert Meilen. (Ad Spectat.) Denn mein gefuͤtterter Bruſtlatz der verlaͤſt mich nicht. Conv. So waͤren wir auch in dieſem Stuͤcke wohl verſorget: aber mein Herr Vater wil einen Gelehrten aus mir haben; wir ſollen allemahl La- tein reden. Alleg.
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Der Haupt-Rebelle
Conv. Ich dachte Venedig haͤtte keinen Koͤnig.
Alleg. Ein untergebener muß nicht kluͤger ſeyn
als der Hoffmeiſter. Ich weiß wohl/ Venedig
hat nur einen Buͤrgermeiſter: aber daſſelbe mahl
reiſete ein fremder Koͤnig Incognito durch/ und be-
kam in den rechten Naſen-Loche einen Schaden/
daß er ſich ſechs Jahr lang muſte curiren laſſen/
und da war ich in den Wirths-Hauſe zur Hoͤltzer-
nen Sparbuͤchſen ſein geheimer Cammer-Diener
und Ceremonien-Meiſter.
Lub. Wie ſtehts um die Exercitia, wenn wir
fechten/ reiten und tantzen ſollen?
Alleg. Ihr jungen Herren/ ich wolte euer Hoch-
Graͤfl. Eltern waͤren zugegen/ ich weiß ſie wuͤr-
den dergleichen Kuͤnſte nicht geſehen haben. Ich
fechte mit der bloſſen Hand wieder einen bloſſen
Degen. (Ad Spectat.) Wenn ich davon lauffe.
Ich tantze drey Stunden nach einander und beruͤh-
re den Boden nicht einmahl mit den Fuͤſſen. (Ad
Spectat.) Denn ich tantze allzeit in Schuhen. Und
wenn ich ein Pferd zwiſchen die Beine kriege/ ſo
reit ich in einem Futter ſieben hundert Meilen.
(Ad Spectat.) Denn mein gefuͤtterter Bruſtlatz
der verlaͤſt mich nicht.
Conv. So waͤren wir auch in dieſem Stuͤcke
wohl verſorget: aber mein Herr Vater wil einen
Gelehrten aus mir haben; wir ſollen allemahl La-
tein reden.
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/501>, abgerufen am 23.07.2024. |