Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.MASANIELLO. Con. Ich höre/ er hat dem Vice-Roy die Füs- se geküst: ich hätte jhm mit dem Fusse eines reichen wollen. Lub. Aber nun sind wir zu schwach/ und wissen nicht was wir thun sollen. Conv. Da ist wohl ein Herr/ der wil unser Hoff- Meister werden/ aber wir können jhm schlechte Be- stallung machen. Lub. In meinem Hause sind wir nicht sicher. Conv. So wollen wirs bey uns versuchen: ich weiß noch eine verborgene Kammer/ da wir Spei- se genung holen können. Alleg. Nun wie stehts jhr jungen Herren/ habt jhr euch des Hoffmeisters wegen verglichen? Lub. Wir bedürffen einen treuen Beystand: aber hat er auch Courage, wenn uns jemand über- fallen wil? Alleg. Wer wil mich überfallen? Ich kenne kei- nen lebendigen Menschen/ der mir etwas zu Leide de gethan hat. Conv. Das wäre viel. Wo lebt ein Mensch ohne Feinde? Alleg. In dieser Kappe lebt ein solcher Mensch. Denn meine Feinde müssen alle sterben. Lub. Es tauert mich noch nicht/ daß wir den Hofmeister haben sollen: Aber versteht jhr euch auch auf die Ceremonien? Alleg. Ha/ ha/ ich bin bey dem Könige zu Ve- nedig sechs Jahr Ceremonien-Meister gewesen. Conv.
MASANIELLO. Con. Ich hoͤre/ er hat dem Vice-Roy die Fuͤſ- ſe gekuͤſt: ich haͤtte jhm mit dem Fuſſe eines reichen wollen. Lub. Aber nun ſind wir zu ſchwach/ und wiſſen nicht was wir thun ſollen. Conv. Da iſt wohl ein Herr/ der wil unſer Hoff- Meiſter werden/ aber wir koͤnnen jhm ſchlechte Be- ſtallung machen. Lub. In meinem Hauſe ſind wir nicht ſicher. Conv. So wollen wirs bey uns verſuchen: ich weiß noch eine verborgene Kammer/ da wir Spei- ſe genung holen koͤnnen. Alleg. Nun wie ſtehts jhr jungen Herren/ habt jhr euch des Hoffmeiſters wegen verglichen? Lub. Wir beduͤrffen einen treuen Beyſtand: aber hat er auch Courage, wenn uns jemand uͤber- fallen wil? Alleg. Wer wil mich uͤberfallen? Ich kenne kei- nen lebendigen Menſchen/ der mir etwas zu Leide de gethan hat. Conv. Das waͤre viel. Wo lebt ein Menſch ohne Feinde? Alleg. In dieſer Kappe lebt ein ſolcher Menſch. Denn meine Feinde muͤſſen alle ſterben. Lub. Es tauert mich noch nicht/ daß wir den Hofmeiſter haben ſollen: Aber verſteht jhr euch auch auf die Ceremonien? Alleg. Ha/ ha/ ich bin bey dem Koͤnige zu Ve- nedig ſechs Jahr Ceremonien-Meiſter geweſen. Conv.
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MASANIELLO.
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ſe gekuͤſt: ich haͤtte jhm mit dem Fuſſe eines reichen
wollen.
Lub. Aber nun ſind wir zu ſchwach/ und wiſſen
nicht was wir thun ſollen.
Conv. Da iſt wohl ein Herr/ der wil unſer Hoff-
Meiſter werden/ aber wir koͤnnen jhm ſchlechte Be-
ſtallung machen.
Lub. In meinem Hauſe ſind wir nicht ſicher.
Conv. So wollen wirs bey uns verſuchen: ich
weiß noch eine verborgene Kammer/ da wir Spei-
ſe genung holen koͤnnen.
Alleg. Nun wie ſtehts jhr jungen Herren/ habt
jhr euch des Hoffmeiſters wegen verglichen?
Lub. Wir beduͤrffen einen treuen Beyſtand:
aber hat er auch Courage, wenn uns jemand uͤber-
fallen wil?
Alleg. Wer wil mich uͤberfallen? Ich kenne kei-
nen lebendigen Menſchen/ der mir etwas zu Leide
de gethan hat.
Conv. Das waͤre viel. Wo lebt ein Menſch
ohne Feinde?
Alleg. In dieſer Kappe lebt ein ſolcher Menſch.
Denn meine Feinde muͤſſen alle ſterben.
Lub. Es tauert mich noch nicht/ daß wir den
Hofmeiſter haben ſollen: Aber verſteht jhr euch auch
auf die Ceremonien?
Alleg. Ha/ ha/ ich bin bey dem Koͤnige zu Ve-
nedig ſechs Jahr Ceremonien-Meiſter geweſen.
Conv.
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