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Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

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MASANIELLO.
die verhinderung unsers Vertrages denselben bey-
messen/ darauff er sich am meisten bißhero verlassen
hat.

Arp. Peronne hätte mehr bekandt/ wenn jhm
die Folter noch etwas besser zugesetzet hätte.

Vit. Doch die Andern haben sich desto besser her-
aus gelassen.

Geon. Was wollen wir thun? Wir haben
nicht Zeit alle Schelmen zu martern. Der gantze
Adel ist uns aufsätzig: wenn wir allen das Licht
ausblasen/ so werden wir bessere Zeit zugewarten
haben.

Arp. Nunmehr hab ich gesehen/ daß keinem Ban-
diten zu trauen ist/ da sie doch bey jhrer Compa-
gnie sonsten so gute Ordnung zu halten wissen.

Vit. Und ich besorge/ manche Banditen werden
sich in Münchs-Kappen verstecken/ weil die Mön-
che selber den grossen Herren ziemiich viel zugefäl-
len thun.

Geon. Und ich besorge/ mancher Schelm wird
sich in ein Weibes-Kleid verkriechen/ so kan er den
Degen darunter verbergen/ biß sich bey Gelegen-
heit ein Mord begehen läst.

Arp. Die Banditen müssen aufgesucht werden.
Es sind doch alle Schelmen: und wenn gleich der
Unschuldige mit dem Schuldigen leiden muß/ so be-
geht mann doch keine Ungerechtigkeit.

Vit. Und so lange dieser Tumult noch wehret/
so muß den Geistlichen das lange Kleid verbothen
werden.
Geon
MASANIELLO.
die verhinderung unſers Vertrages denſelben bey-
meſſen/ darauff er ſich am meiſten bißhero verlaſſen
hat.

Arp. Peronne haͤtte mehr bekandt/ wenn jhm
die Folter noch etwas beſſer zugeſetzet haͤtte.

Vit. Doch die Andern haben ſich deſto beſſer her-
aus gelaſſen.

Geon. Was wollen wir thun? Wir haben
nicht Zeit alle Schelmen zu martern. Der gantze
Adel iſt uns aufſaͤtzig: wenn wir allen das Licht
ausblaſen/ ſo werden wir beſſere Zeit zugewarten
haben.

Arp. Nunmehr hab ich geſehen/ daß keinem Ban-
diten zu trauen iſt/ da ſie doch bey jhrer Compa-
gnie ſonſten ſo gute Ordnung zu halten wiſſen.

Vit. Und ich beſorge/ manche Banditen werden
ſich in Muͤnchs-Kappen verſtecken/ weil die Moͤn-
che ſelber den groſſen Herren ziemiich viel zugefaͤl-
len thun.

Geon. Und ich beſorge/ mancher Schelm wird
ſich in ein Weibes-Kleid verkriechen/ ſo kan er den
Degen darunter verbergen/ biß ſich bey Gelegen-
heit ein Mord begehen laͤſt.

Arp. Die Banditen muͤſſen aufgeſucht werden.
Es ſind doch alle Schelmen: und wenn gleich der
Unſchuldige mit dem Schuldigen leiden muß/ ſo be-
geht mann doch keine Ungerechtigkeit.

Vit. Und ſo lange dieſer Tumult noch wehret/
ſo muß den Geiſtlichen das lange Kleid verbothen
werden.
Geon
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[139/0480] MASANIELLO. die verhinderung unſers Vertrages denſelben bey- meſſen/ darauff er ſich am meiſten bißhero verlaſſen hat. Arp. Peronne haͤtte mehr bekandt/ wenn jhm die Folter noch etwas beſſer zugeſetzet haͤtte. Vit. Doch die Andern haben ſich deſto beſſer her- aus gelaſſen. Geon. Was wollen wir thun? Wir haben nicht Zeit alle Schelmen zu martern. Der gantze Adel iſt uns aufſaͤtzig: wenn wir allen das Licht ausblaſen/ ſo werden wir beſſere Zeit zugewarten haben. Arp. Nunmehr hab ich geſehen/ daß keinem Ban- diten zu trauen iſt/ da ſie doch bey jhrer Compa- gnie ſonſten ſo gute Ordnung zu halten wiſſen. Vit. Und ich beſorge/ manche Banditen werden ſich in Muͤnchs-Kappen verſtecken/ weil die Moͤn- che ſelber den groſſen Herren ziemiich viel zugefaͤl- len thun. Geon. Und ich beſorge/ mancher Schelm wird ſich in ein Weibes-Kleid verkriechen/ ſo kan er den Degen darunter verbergen/ biß ſich bey Gelegen- heit ein Mord begehen laͤſt. Arp. Die Banditen muͤſſen aufgeſucht werden. Es ſind doch alle Schelmen: und wenn gleich der Unſchuldige mit dem Schuldigen leiden muß/ ſo be- geht mann doch keine Ungerechtigkeit. Vit. Und ſo lange dieſer Tumult noch wehret/ ſo muß den Geiſtlichen das lange Kleid verbothen werden. Geon

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/480>, abgerufen am 22.11.2024.