Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Haupt-Rebelle
gessen kan. Hätt ich nun keine Banditen und kei-
ne gemeine Leute auf der Seite/ so wäre mein Hand-
werck auf einmahl verdorben. Doch sieh da/ was
bekom ich da vor einen vornehmen Gast?

Car. Ach meine wertheste Gebietherin/ sie ver-
gönne mir doch einen geringen Auffenthalt in die-
sem Hause.

Bar. Ihr Gnaden/ ich sehe sie vor eine solche ho-
he Person an/ der mein geringes Hauß nicht wohl
anstehen möchte.

Car. Mein Kind/ ich habe vielmahls Verlangen
gehabt/ jhrer angenehmen Conversation zugenies-
sen/ weil sie mir offtmahls als eine höffliche Per-
son ist gerühmet worden: Doch nunmehr seh ich
wohl/ wie mich das Glück biß zu einer Zeit gespa-
ret hat/ da ich meiner schönen Gebieterin das Leben
dancken soll.

Bard. Ach behütte mich der Himmel/ daß ich
mir solche hohe Sachen einbilden solte! sonderlich
in dem meine Einfalt so groß ist/ daß ich aus Un-
wissenheit als eine unbekandte jhr Gnaden den ge-
bührenden Respect nicht erweisen könte.

Caraf. Ich bin unbekandt: aber diese zwey hun-
dert Ducaten sollen mich bekandt machen/ daß ich
eine einzige Wohlthat Lebenslang mit dergleichen
Danckbarkeit erkennen wil.

Bard. Ich entsetze mich vor diesem Geschencke/
weil ich keine Gelegenheit vor mir sehe/ wie solches
möchte vergolten werden.
Car.
Der Haupt-Rebelle
geſſen kan. Haͤtt ich nun keine Banditen und kei-
ne gemeine Leute auf der Seite/ ſo waͤre mein Hand-
werck auf einmahl verdorben. Doch ſieh da/ was
bekom ich da vor einen vornehmen Gaſt?

Car. Ach meine wertheſte Gebietherin/ ſie ver-
goͤnne mir doch einen geringen Auffenthalt in die-
ſem Hauſe.

Bar. Ihr Gnaden/ ich ſehe ſie vor eine ſolche ho-
he Perſon an/ der mein geringes Hauß nicht wohl
anſtehen moͤchte.

Car. Mein Kind/ ich habe vielmahls Verlangen
gehabt/ jhrer angenehmen Converſation zugenieſ-
ſen/ weil ſie mir offtmahls als eine hoͤffliche Per-
ſon iſt geruͤhmet worden: Doch nunmehr ſeh ich
wohl/ wie mich das Gluͤck biß zu einer Zeit geſpa-
ret hat/ da ich meiner ſchoͤnen Gebieterin das Leben
dancken ſoll.

Bard. Ach behuͤtte mich der Himmel/ daß ich
mir ſolche hohe Sachen einbilden ſolte! ſonderlich
in dem meine Einfalt ſo groß iſt/ daß ich aus Un-
wiſſenheit als eine unbekandte jhr Gnaden den ge-
buͤhrenden Reſpect nicht erweiſen koͤnte.

Caraf. Ich bin unbekandt: aber dieſe zwey hun-
dert Ducaten ſollen mich bekandt machen/ daß ich
eine einzige Wohlthat Lebenslang mit dergleichen
Danckbarkeit erkennen wil.

Bard. Ich entſetze mich vor dieſem Geſchencke/
weil ich keine Gelegenheit vor mir ſehe/ wie ſolches
moͤchte vergolten werden.
Car.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp>
              <p><pb facs="#f0471" n="130"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Haupt-Rebelle</hi></fw><lb/>
ge&#x017F;&#x017F;en kan. Ha&#x0364;tt ich nun keine Banditen und kei-<lb/>
ne gemeine Leute auf der Seite/ &#x017F;o wa&#x0364;re mein Hand-<lb/>
werck auf einmahl verdorben. Doch &#x017F;ieh da/ was<lb/>
bekom ich da vor einen vornehmen Ga&#x017F;t?</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Car.</hi> </speaker>
              <p>Ach meine werthe&#x017F;te Gebietherin/ &#x017F;ie ver-<lb/>
go&#x0364;nne mir doch einen geringen Auffenthalt in die-<lb/>
&#x017F;em Hau&#x017F;e.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Bar.</hi> </speaker>
              <p>Ihr Gnaden/ ich &#x017F;ehe &#x017F;ie vor eine &#x017F;olche ho-<lb/>
he Per&#x017F;on an/ der mein geringes Hauß nicht wohl<lb/>
an&#x017F;tehen mo&#x0364;chte.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Car.</hi> </speaker>
              <p>Mein Kind/ ich habe vielmahls Verlangen<lb/>
gehabt/ jhrer angenehmen <hi rendition="#aq">Conver&#x017F;ation</hi> zugenie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ weil &#x017F;ie mir offtmahls als eine ho&#x0364;ffliche Per-<lb/>
&#x017F;on i&#x017F;t geru&#x0364;hmet worden: Doch nunmehr &#x017F;eh ich<lb/>
wohl/ wie mich das Glu&#x0364;ck biß zu einer Zeit ge&#x017F;pa-<lb/>
ret hat/ da ich meiner &#x017F;cho&#x0364;nen Gebieterin das Leben<lb/>
dancken &#x017F;oll.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Bard.</hi> </speaker>
              <p>Ach behu&#x0364;tte mich der Himmel/ daß ich<lb/>
mir &#x017F;olche hohe Sachen einbilden &#x017F;olte! &#x017F;onderlich<lb/>
in dem meine Einfalt &#x017F;o groß i&#x017F;t/ daß ich aus Un-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;enheit als eine unbekandte jhr Gnaden den ge-<lb/>
bu&#x0364;hrenden <hi rendition="#aq">Re&#x017F;pect</hi> nicht erwei&#x017F;en ko&#x0364;nte.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Caraf.</hi> </speaker>
              <p>Ich bin unbekandt: aber die&#x017F;e zwey hun-<lb/>
dert Ducaten &#x017F;ollen mich bekandt machen/ daß ich<lb/>
eine einzige Wohlthat Lebenslang mit dergleichen<lb/>
Danckbarkeit erkennen wil.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Bard.</hi> </speaker>
              <p>Ich ent&#x017F;etze mich vor die&#x017F;em Ge&#x017F;chencke/<lb/>
weil ich keine Gelegenheit vor mir &#x017F;ehe/ wie &#x017F;olches<lb/>
mo&#x0364;chte vergolten werden.</p>
            </sp><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Car.</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[130/0471] Der Haupt-Rebelle geſſen kan. Haͤtt ich nun keine Banditen und kei- ne gemeine Leute auf der Seite/ ſo waͤre mein Hand- werck auf einmahl verdorben. Doch ſieh da/ was bekom ich da vor einen vornehmen Gaſt? Car. Ach meine wertheſte Gebietherin/ ſie ver- goͤnne mir doch einen geringen Auffenthalt in die- ſem Hauſe. Bar. Ihr Gnaden/ ich ſehe ſie vor eine ſolche ho- he Perſon an/ der mein geringes Hauß nicht wohl anſtehen moͤchte. Car. Mein Kind/ ich habe vielmahls Verlangen gehabt/ jhrer angenehmen Converſation zugenieſ- ſen/ weil ſie mir offtmahls als eine hoͤffliche Per- ſon iſt geruͤhmet worden: Doch nunmehr ſeh ich wohl/ wie mich das Gluͤck biß zu einer Zeit geſpa- ret hat/ da ich meiner ſchoͤnen Gebieterin das Leben dancken ſoll. Bard. Ach behuͤtte mich der Himmel/ daß ich mir ſolche hohe Sachen einbilden ſolte! ſonderlich in dem meine Einfalt ſo groß iſt/ daß ich aus Un- wiſſenheit als eine unbekandte jhr Gnaden den ge- buͤhrenden Reſpect nicht erweiſen koͤnte. Caraf. Ich bin unbekandt: aber dieſe zwey hun- dert Ducaten ſollen mich bekandt machen/ daß ich eine einzige Wohlthat Lebenslang mit dergleichen Danckbarkeit erkennen wil. Bard. Ich entſetze mich vor dieſem Geſchencke/ weil ich keine Gelegenheit vor mir ſehe/ wie ſolches moͤchte vergolten werden. Car.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/471
Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/471>, abgerufen am 25.11.2024.