Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.Der Haupt-Rebelle Phil. Hab ich doch längsten davon prophezeyet. Zu Hofe wollen sie den Bogen höher spannen/ als die gegenwärtige Zeit vertragen kan; so hat end- lich das Ungewitter seinen freyen Lauff. Ross. Ich bin ein Geistlicher/ und habe mich deswegen aus der Welt begeben/ daß ich mein Reichthum ausser der Welt suchen soll/ sonst wür- de mich der Verlust so vieler Wunderwercke von Hertzen betrüben. Ghir. Doch wer so weit in die Welt gelassen ist/ daß er vor die Weltlichen Einwohner Sorge tragen soll/ der muß sich gleichwohl betrüben/ wenn die Göttlichen Gaben und die kostbaren Güter so gar übel angewendet werden. Phil. Es stehet nicht in unserer Gewalt. Was der Pöbel heute verderben wil/ das wird durch Menschliche Gewalt nicht erhalten werden. Andrer Handlung Achter Aufftrit. Die Vorigen und Laudato. Laud. Ach jhr Eminentz/ ist alle Hülffe bey GOtt und Menschen verlohren? Phil. Mein Sohn/ was bringet euch zu dieser Klage? Laud. Die gantze Stadt wird in einen Stein- Hauf-
Der Haupt-Rebelle Phil. Hab ich doch laͤngſten davon prophezeyet. Zu Hofe wollen ſie den Bogen hoͤher ſpannen/ als die gegenwaͤrtige Zeit vertragen kan; ſo hat end- lich das Ungewitter ſeinen freyen Lauff. Roſſ. Ich bin ein Geiſtlicher/ und habe mich deswegen aus der Welt begeben/ daß ich mein Reichthum auſſer der Welt ſuchen ſoll/ ſonſt wuͤr- de mich der Verluſt ſo vieler Wunderwercke von Hertzen betruͤben. Ghir. Doch wer ſo weit in die Welt gelaſſen iſt/ daß er vor die Weltlichen Einwohner Sorge tragen ſoll/ der muß ſich gleichwohl betruͤben/ weñ die Goͤttlichen Gaben und die koſtbaren Guͤter ſo gar uͤbel angewendet werden. Phil. Es ſtehet nicht in unſerer Gewalt. Was der Poͤbel heute verderben wil/ das wird durch Menſchliche Gewalt nicht erhalten werden. Andrer Handlung Achter Aufftrit. Die Vorigen und Laudato. Laud. Ach jhr Eminentz/ iſt alle Huͤlffe bey GOtt und Menſchen verlohren? Phil. Mein Sohn/ was bringet euch zu dieſer Klage? Laud. Die gantze Stadt wird in einen Stein- Hauf-
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Der Haupt-Rebelle
Phil. Hab ich doch laͤngſten davon prophezeyet.
Zu Hofe wollen ſie den Bogen hoͤher ſpannen/ als
die gegenwaͤrtige Zeit vertragen kan; ſo hat end-
lich das Ungewitter ſeinen freyen Lauff.
Roſſ. Ich bin ein Geiſtlicher/ und habe mich
deswegen aus der Welt begeben/ daß ich mein
Reichthum auſſer der Welt ſuchen ſoll/ ſonſt wuͤr-
de mich der Verluſt ſo vieler Wunderwercke von
Hertzen betruͤben.
Ghir. Doch wer ſo weit in die Welt gelaſſen
iſt/ daß er vor die Weltlichen Einwohner Sorge
tragen ſoll/ der muß ſich gleichwohl betruͤben/ weñ
die Goͤttlichen Gaben und die koſtbaren Guͤter ſo
gar uͤbel angewendet werden.
Phil. Es ſtehet nicht in unſerer Gewalt. Was
der Poͤbel heute verderben wil/ das wird durch
Menſchliche Gewalt nicht erhalten werden.
Andrer Handlung
Achter Aufftrit.
Die Vorigen und Laudato.
Laud. Ach jhr Eminentz/ iſt alle Huͤlffe bey GOtt
und Menſchen verlohren?
Phil. Mein Sohn/ was bringet euch zu dieſer
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