Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.MASANIELLO. gefallen; jemehr sich ein Gras vor dem Winde ge-bücket/ desto besser kan sich der Stengel bey dem gelinden Wetter wiederum aufrichten. Fer. Unser Vice-Roy darff aber mit keinem so geringen Gewächse verglichen werden. Carl. Nachdem die gantze Stadt seine Autorität verachtet/ so ist er kein Vice-Roy: zum wenigsten muß er so weit nachgeben/ daß er nicht wie ein har- ter Eichbaum im Stürmen zubrochen wird. Fer. Wenn er den Staat des Königreiches ändert/ so versündiget er sich wieder jhr Königliche Majestät. Carl. Wenn er auch den Pöbel zu der vollen Raserey kommen läst/ so wird er die Königliche Gnade schwerlich verdienen. Fer. Was er nicht verwehren kan/ daran ist er unschuldig. Carl. Und wenn jhm gute Wege von andern gezeiget werden/ so muß er die Schuld tragen. Fer. So mag er nur den Adel in den Koth tre- ten helffen. Carl. Ihr Eminentz werden jhren hocherleuch- teten Judicio nach dergleichen Vorschlag nimmer- mehr auf die Bahne bringen/ wenn es dem Staa- te zum Verderben hinaus schlagen solte. Phil. Ihr Excellentz/ so dann auch der gantze Adel/ mögen versichert seyn/ daß ich von jhrer Par- they nimmermehr abstehen werde. Doch wofern sie F f
MASANIELLO. gefallen; jemehr ſich ein Gras vor dem Winde ge-buͤcket/ deſto beſſer kan ſich der Stengel bey dem gelinden Wetter wiederum aufrichten. Fer. Unſer Vice-Roy darff aber mit keinem ſo geringen Gewaͤchſe verglichen werden. Carl. Nachdem die gantze Stadt ſeine Autorität verachtet/ ſo iſt er kein Vice-Roy: zum wenigſten muß er ſo weit nachgeben/ daß er nicht wie ein har- ter Eichbaum im Stuͤrmen zubrochen wird. Fer. Wenn er den Staat des Koͤnigreiches aͤndert/ ſo verſuͤndiget er ſich wieder jhr Koͤnigliche Majeſtaͤt. Carl. Wenn er auch den Poͤbel zu der vollen Raſerey kommen laͤſt/ ſo wird er die Koͤnigliche Gnade ſchwerlich verdienen. Fer. Was er nicht verwehren kan/ daran iſt er unſchuldig. Carl. Und wenn jhm gute Wege von andern gezeiget werden/ ſo muß er die Schuld tragen. Fer. So mag er nur den Adel in den Koth tre- ten helffen. Carl. Ihr Eminentz werden jhren hocherleuch- teten Judicio nach dergleichen Vorſchlag nimmer- mehr auf die Bahne bringen/ wenn es dem Staa- te zum Verderben hinaus ſchlagen ſolte. Phil. Ihr Excellentz/ ſo dann auch der gantze Adel/ moͤgen verſichert ſeyn/ daß ich von jhrer Par- they nimmermehr abſtehen werde. Doch wofern ſie F f
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MASANIELLO.
gefallen; jemehr ſich ein Gras vor dem Winde ge-
buͤcket/ deſto beſſer kan ſich der Stengel bey dem
gelinden Wetter wiederum aufrichten.
Fer. Unſer Vice-Roy darff aber mit keinem ſo
geringen Gewaͤchſe verglichen werden.
Carl. Nachdem die gantze Stadt ſeine Autorität
verachtet/ ſo iſt er kein Vice-Roy: zum wenigſten
muß er ſo weit nachgeben/ daß er nicht wie ein har-
ter Eichbaum im Stuͤrmen zubrochen wird.
Fer. Wenn er den Staat des Koͤnigreiches
aͤndert/ ſo verſuͤndiget er ſich wieder jhr Koͤnigliche
Majeſtaͤt.
Carl. Wenn er auch den Poͤbel zu der vollen
Raſerey kommen laͤſt/ ſo wird er die Koͤnigliche
Gnade ſchwerlich verdienen.
Fer. Was er nicht verwehren kan/ daran iſt er
unſchuldig.
Carl. Und wenn jhm gute Wege von andern
gezeiget werden/ ſo muß er die Schuld tragen.
Fer. So mag er nur den Adel in den Koth tre-
ten helffen.
Carl. Ihr Eminentz werden jhren hocherleuch-
teten Judicio nach dergleichen Vorſchlag nimmer-
mehr auf die Bahne bringen/ wenn es dem Staa-
te zum Verderben hinaus ſchlagen ſolte.
Phil. Ihr Excellentz/ ſo dann auch der gantze
Adel/ moͤgen verſichert ſeyn/ daß ich von jhrer Par-
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/422>, abgerufen am 16.02.2025. |