Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.MASANIELLO. Form. (Kömt gelauffen.) Frau Schwägerin/ Frau Mutter/ Frau Schwe- ster/ ach sie kommen so bald es möglich ist: es giebt in den Häusern so schöne Beute von Geld und an- dern Sachen/ und doch wil der Herr Schwager alles verbrennen lassen. O helfft doch retten/ es ist ja besser/ daß wir und unsre Kinder was davon geniessen/ als daß das schöne Reichthum mit einan- der vor die Hunde geht. Pasq. Ich kenne den Starr-Kopff/ er läst sich nichts einreden. Form. Doch müssen wir etwas versuchen. Pasq. Ich muß vor diesen Buben hier straffen lassen. Form. Ey es giebt genung zu straffen/ kommt daß wir unser Reichthum nicht versäumen. (Sie gehen ab.) Alleg. Das war ein Ebenbild von einem arti- gen Frauen-Zimmer. Vor etlichen Tagen wahren jhre Männer nur Fischer-Knechte/ und sie danck- ten GOtt/ wenn sie des Tages etliche Pfennige zum besten hatten. Nun reden sie von lauter Fürstlichen und Königlichen Sachen: da wollen sie mit gestückten und verbremten Kleidern prangen. Ach wie wohl weiß der liebe GOtt sein Regiment zuführen! daß er in der Welt so viel arme Leute leben läst: denn er sieht wohl/ wie so gar wenig Leute sich in das Reichthum schicken können/ und wie
MASANIELLO. Form. (Koͤmt gelauffen.) Frau Schwaͤgerin/ Frau Mutter/ Frau Schwe- ſter/ ach ſie kommen ſo bald es moͤglich iſt: es giebt in den Haͤuſern ſo ſchoͤne Beute von Geld und an- dern Sachen/ und doch wil der Herr Schwager alles verbrennen laſſen. O helfft doch retten/ es iſt ja beſſer/ daß wir und unſre Kinder was davon genieſſen/ als daß das ſchoͤne Reichthum mit einan- der vor die Hunde geht. Paſq. Ich kenne den Starr-Kopff/ er laͤſt ſich nichts einreden. Form. Doch muͤſſen wir etwas verſuchen. Paſq. Ich muß vor dieſen Buben hier ſtraffen laſſen. Form. Ey es giebt genung zu ſtraffen/ kom̃t daß wir unſer Reichthum nicht verſaͤumen. (Sie gehen ab.) Alleg. Das war ein Ebenbild von einem arti- gen Frauen-Zimmer. Vor etlichen Tagen wahren jhre Maͤnner nur Fiſcher-Knechte/ und ſie danck- ten GOtt/ wenn ſie des Tages etliche Pfennige zum beſten hatten. Nun reden ſie von lauter Fuͤrſtlichen und Koͤniglichen Sachen: da wollen ſie mit geſtuͤckten und verbremten Kleidern prangen. Ach wie wohl weiß der liebe GOtt ſein Regiment zufuͤhren! daß er in der Welt ſo viel arme Leute leben laͤſt: denn er ſieht wohl/ wie ſo gar wenig Leute ſich in das Reichthum ſchicken koͤnnen/ und wie
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MASANIELLO.
Form. (Koͤmt gelauffen.)
Frau Schwaͤgerin/ Frau Mutter/ Frau Schwe-
ſter/ ach ſie kommen ſo bald es moͤglich iſt: es giebt
in den Haͤuſern ſo ſchoͤne Beute von Geld und an-
dern Sachen/ und doch wil der Herr Schwager
alles verbrennen laſſen. O helfft doch retten/ es iſt
ja beſſer/ daß wir und unſre Kinder was davon
genieſſen/ als daß das ſchoͤne Reichthum mit einan-
der vor die Hunde geht.
Paſq. Ich kenne den Starr-Kopff/ er laͤſt ſich
nichts einreden.
Form. Doch muͤſſen wir etwas verſuchen.
Paſq. Ich muß vor dieſen Buben hier ſtraffen
laſſen.
Form. Ey es giebt genung zu ſtraffen/ kom̃t daß
wir unſer Reichthum nicht verſaͤumen.
(Sie gehen ab.)
Alleg. Das war ein Ebenbild von einem arti-
gen Frauen-Zimmer. Vor etlichen Tagen wahren
jhre Maͤnner nur Fiſcher-Knechte/ und ſie danck-
ten GOtt/ wenn ſie des Tages etliche Pfennige
zum beſten hatten. Nun reden ſie von lauter
Fuͤrſtlichen und Koͤniglichen Sachen: da wollen ſie
mit geſtuͤckten und verbremten Kleidern prangen.
Ach wie wohl weiß der liebe GOtt ſein Regiment
zufuͤhren! daß er in der Welt ſo viel arme Leute
leben laͤſt: denn er ſieht wohl/ wie ſo gar wenig
Leute ſich in das Reichthum ſchicken koͤnnen/ und
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/420>, abgerufen am 28.07.2024. |