Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.Heyrath. Han. O verfluchte Unwarheit! Daß doch ein Mensch sich so gerne zu einem Zeitungs-Träger gebrauchen läst/ ehe die Warheit von der Lügen kan unterschieden werden. Elid. Also war es nicht anders/ als wenn ein grausamer Donnerschlag in einen Felsen hinein gestürmet hätte. Er stund in verwirten Gedan- cken/ biß er endlich die eifrigen Worte von sich hö- ren ließ: Adieu Syrien/ zu guter Nacht Haran; ich habe Schimpfs genung. Es ist zu viel/ daß ich noch eine Hochzeit erleben sol. Damit ließ er sich den Eyfer an einen solchen Ort hintreiben/ welchen wir langsam ausspüren möchten. Han. Ach hätte ich doch ein einziges Wort dar- zu sprechen sollen; ich weiß/ wenn er aus meinem Munde den Nahmen seiner Liebsten würde gehö- ret haben/ so würde die Flucht gar leicht sein auff- geschoben worden. Elid. Ich sage/ was ich gesehen habe. Mir als einem Diener stehet zu/ daß der Herr in Zeiten von dieser Sache Part bekömt. (Geht ab.) Vierdter Handlung Neunzehnder Aufftrit. Haniel, Rahel, Peninna. Han. Numehr halte ich davor/ daß ein Mensch des- M 2
Heyrath. Han. O verfluchte Unwarheit! Daß doch ein Menſch ſich ſo gerne zu einem Zeitungs-Traͤger gebrauchen laͤſt/ ehe die Warheit von der Luͤgen kan unterſchieden werden. Elid. Alſo war es nicht anders/ als wenn ein grauſamer Donnerſchlag in einen Felſen hinein geſtuͤrmet haͤtte. Er ſtund in verwirten Gedan- cken/ biß er endlich die eifrigen Worte von ſich hoͤ- ren ließ: Adieu Syrien/ zu guter Nacht Haran; ich habe Schimpfs genung. Es iſt zu viel/ daß ich noch eine Hochzeit erleben ſol. Damit ließ er ſich den Eyfer an einen ſolchen Ort hintreiben/ welchen wir langſam ausſpuͤren moͤchten. Han. Ach haͤtte ich doch ein einziges Wort dar- zu ſprechen ſollen; ich weiß/ wenn er aus meinem Munde den Nahmen ſeiner Liebſten wuͤrde gehoͤ- ret haben/ ſo wuͤrde die Flucht gar leicht ſein auff- geſchoben worden. Elid. Ich ſage/ was ich geſehen habe. Mir als einem Diener ſtehet zu/ daß der Herr in Zeiten von dieſer Sache Part bekoͤmt. (Geht ab.) Vierdter Handlung Neunzehnder Aufftrit. Haniel, Rahel, Peninna. Han. Numehr halte ich davor/ daß ein Menſch des- M 2
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Heyrath.
Han. O verfluchte Unwarheit! Daß doch ein
Menſch ſich ſo gerne zu einem Zeitungs-Traͤger
gebrauchen laͤſt/ ehe die Warheit von der Luͤgen
kan unterſchieden werden.
Elid. Alſo war es nicht anders/ als wenn ein
grauſamer Donnerſchlag in einen Felſen hinein
geſtuͤrmet haͤtte. Er ſtund in verwirten Gedan-
cken/ biß er endlich die eifrigen Worte von ſich hoͤ-
ren ließ: Adieu Syrien/ zu guter Nacht Haran;
ich habe Schimpfs genung. Es iſt zu viel/ daß
ich noch eine Hochzeit erleben ſol. Damit ließ er
ſich den Eyfer an einen ſolchen Ort hintreiben/
welchen wir langſam ausſpuͤren moͤchten.
Han. Ach haͤtte ich doch ein einziges Wort dar-
zu ſprechen ſollen; ich weiß/ wenn er aus meinem
Munde den Nahmen ſeiner Liebſten wuͤrde gehoͤ-
ret haben/ ſo wuͤrde die Flucht gar leicht ſein auff-
geſchoben worden.
Elid. Ich ſage/ was ich geſehen habe. Mir als
einem Diener ſtehet zu/ daß der Herr in Zeiten von
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/200>, abgerufen am 16.02.2025. |