Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

Bild:
<< vorherige Seite
Heyrath.
Rah. Es ist Eitelkeit. Wenn ich meinen Jacob
in diesem Zierrath erscheine/ welchen er die Zeit
seines Lebens an mir verlangen wird/ so weiß ich/
daß alle Salben und Specereyen gar um sonst an-
gewendet werden.

Pen. Wer eine vornehme Hochzeit haben wil/
der muß sich zu mancher Ungelegenheit verstehen/
darüber sich gemeine Leute nicht beklagen dürffen.

Rah. Mir gehet die Sache am nähesten: ich be-
klage mich.

Pen. Das muß eine ungeduldige Liebe seyn/ wel-
che sich in einem kurtzen Tage zu Tode grämen wil.

Rah. Ach/ meine Ungedult ist so heftig nicht.
Ich bin gewitziget genung/ wie der Verzug die Lie-
be zertrennen kan. Ach! wenn ich meinen Traum
bedencke/ damit ich die vergangene Nacht bin auf-
gehalten worden; so bin ich auch in meinem hef-
tigsten Kummer entschuldiget.

Pen. Darff ich den Traum nicht erfahren?
Rah. Meine Bilha weiß/ mit was vor Schmer-
tzen ich denselben heute frühe erzehlete; Wil sie es
nachsagen/ so trete ich in dessen auf die Seite.

Pen. Worinn bestehet nun das Schrecken?
Bilh. Meine Jungfer macht sich mehr Sorgen/
als sie bedürfte; sie meint als hätte jhr geträumet/ wie
sie auf dem Felde so schöne Dudaim gefunden/ hät-
te auch solche kosten wollen: Alleine jhre Schwe-
ster Lea hätte jhr alles aus den Händen gerissen/
daß
G 3
Heyrath.
Rah. Es iſt Eitelkeit. Wenn ich meinen Jacob
in dieſem Zierrath erſcheine/ welchen er die Zeit
ſeines Lebens an mir verlangen wird/ ſo weiß ich/
daß alle Salben und Specereyen gar um ſonſt an-
gewendet werden.

Pen. Wer eine vornehme Hochzeit haben wil/
der muß ſich zu mancher Ungelegenheit verſtehen/
daruͤber ſich gemeine Leute nicht beklagen duͤrffen.

Rah. Mir gehet die Sache am naͤheſten: ich be-
klage mich.

Pen. Das muß eine ungeduldige Liebe ſeyn/ wel-
che ſich in einem kurtzen Tage zu Tode graͤmen wil.

Rah. Ach/ meine Ungedult iſt ſo heftig nicht.
Ich bin gewitziget genung/ wie der Verzug die Lie-
be zertrennen kan. Ach! wenn ich meinen Traum
bedencke/ damit ich die vergangene Nacht bin auf-
gehalten worden; ſo bin ich auch in meinem hef-
tigſten Kummer entſchuldiget.

Pen. Darff ich den Traum nicht erfahren?
Rah. Meine Bilha weiß/ mit was vor Schmer-
tzen ich denſelben heute fruͤhe erzehlete; Wil ſie es
nachſagen/ ſo trete ich in deſſen auf die Seite.

Pen. Worinn beſtehet nun das Schrecken?
Bilh. Meine Jungfer macht ſich mehr Sorgen/
als ſie beduͤrfte; ſie meint als haͤtte jhr getraͤumet/ wie
ſie auf dem Felde ſo ſchoͤne Dudaim gefunden/ haͤt-
te auch ſolche koſten wollen: Alleine jhre Schwe-
ſter Lea haͤtte jhr alles aus den Haͤnden geriſſen/
daß
G 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0122" n="101"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Heyrath.</hi> </fw><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Rah.</hi> </speaker>
              <p>Es i&#x017F;t Eitelkeit. Wenn ich meinen Jacob<lb/>
in die&#x017F;em Zierrath er&#x017F;cheine/ welchen er die Zeit<lb/>
&#x017F;eines Lebens an mir verlangen wird/ &#x017F;o weiß ich/<lb/>
daß alle Salben und Specereyen gar um &#x017F;on&#x017F;t an-<lb/>
gewendet werden.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Pen.</hi> </speaker>
              <p>Wer eine vornehme Hochzeit haben wil/<lb/>
der muß &#x017F;ich zu mancher Ungelegenheit ver&#x017F;tehen/<lb/>
daru&#x0364;ber &#x017F;ich gemeine Leute nicht beklagen du&#x0364;rffen.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Rah.</hi> </speaker>
              <p>Mir gehet die Sache am na&#x0364;he&#x017F;ten: ich be-<lb/>
klage mich.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Pen.</hi> </speaker>
              <p>Das muß eine ungeduldige Liebe &#x017F;eyn/ wel-<lb/>
che &#x017F;ich in einem kurtzen Tage zu Tode gra&#x0364;men wil.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Rah.</hi> </speaker>
              <p>Ach/ meine Ungedult i&#x017F;t &#x017F;o heftig nicht.<lb/>
Ich bin gewitziget genung/ wie der Verzug die Lie-<lb/>
be zertrennen kan. Ach! wenn ich meinen Traum<lb/>
bedencke/ damit ich die vergangene Nacht bin auf-<lb/>
gehalten worden; &#x017F;o bin ich auch in meinem hef-<lb/>
tig&#x017F;ten Kummer ent&#x017F;chuldiget.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Pen.</hi> </speaker>
              <p>Darff ich den Traum nicht erfahren?</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Rah.</hi> </speaker>
              <p>Meine <hi rendition="#aq">Bilha</hi> weiß/ mit was vor Schmer-<lb/>
tzen ich den&#x017F;elben heute fru&#x0364;he erzehlete; Wil &#x017F;ie es<lb/>
nach&#x017F;agen/ &#x017F;o trete ich in de&#x017F;&#x017F;en auf die Seite.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Pen.</hi> </speaker>
              <p>Worinn be&#x017F;tehet nun das Schrecken?</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Bilh.</hi> </speaker>
              <p>Meine Jungfer macht &#x017F;ich mehr Sorgen/<lb/>
als &#x017F;ie bedu&#x0364;rfte; &#x017F;ie meint als ha&#x0364;tte jhr getra&#x0364;umet/ wie<lb/>
&#x017F;ie auf dem Felde &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;ne <hi rendition="#aq">Dudaim</hi> gefunden/ ha&#x0364;t-<lb/>
te auch &#x017F;olche ko&#x017F;ten wollen: Alleine jhre Schwe-<lb/>
&#x017F;ter <hi rendition="#aq">Lea</hi> ha&#x0364;tte jhr alles aus den Ha&#x0364;nden geri&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 3</fw><fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0122] Heyrath. Rah. Es iſt Eitelkeit. Wenn ich meinen Jacob in dieſem Zierrath erſcheine/ welchen er die Zeit ſeines Lebens an mir verlangen wird/ ſo weiß ich/ daß alle Salben und Specereyen gar um ſonſt an- gewendet werden. Pen. Wer eine vornehme Hochzeit haben wil/ der muß ſich zu mancher Ungelegenheit verſtehen/ daruͤber ſich gemeine Leute nicht beklagen duͤrffen. Rah. Mir gehet die Sache am naͤheſten: ich be- klage mich. Pen. Das muß eine ungeduldige Liebe ſeyn/ wel- che ſich in einem kurtzen Tage zu Tode graͤmen wil. Rah. Ach/ meine Ungedult iſt ſo heftig nicht. Ich bin gewitziget genung/ wie der Verzug die Lie- be zertrennen kan. Ach! wenn ich meinen Traum bedencke/ damit ich die vergangene Nacht bin auf- gehalten worden; ſo bin ich auch in meinem hef- tigſten Kummer entſchuldiget. Pen. Darff ich den Traum nicht erfahren? Rah. Meine Bilha weiß/ mit was vor Schmer- tzen ich denſelben heute fruͤhe erzehlete; Wil ſie es nachſagen/ ſo trete ich in deſſen auf die Seite. Pen. Worinn beſtehet nun das Schrecken? Bilh. Meine Jungfer macht ſich mehr Sorgen/ als ſie beduͤrfte; ſie meint als haͤtte jhr getraͤumet/ wie ſie auf dem Felde ſo ſchoͤne Dudaim gefunden/ haͤt- te auch ſolche koſten wollen: Alleine jhre Schwe- ſter Lea haͤtte jhr alles aus den Haͤnden geriſſen/ daß G 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/122
Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/122>, abgerufen am 24.11.2024.