Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.
blasen: Dennoch wolte ich meine Stücke besser ausführen/ als er bey nüchterm Muthe. Ad. Jch will meinem Patron nicht wider- sprechen/ allein er ist mir doch wegen seiner schönen Manier hin und wieder gerühmet worden. Josq. Ja/ ja/ wenn man in der Kunst/ und im Fundamento nicht fort kan/ so muß die Manier darnach alles verrichten. Wenn der gute Mann nicht seine Sex- ten/ und seine Tripel mit sechs Achteln hätte/ so weiß ich nicht/ womit er die Leu- te betriegen würde. Wenn ich doch nur ein recht Subjectum sehen solte/ das er ausführete/ wie ich wol tausend Stü- cke ausgeführet habe/ und ich glaube nicht/ daß er meinen General-Baß schlagen kan/ geschweige/ daß er die Kunst penetriret/ die im Stücke ver- borgen ist. Doch der lumpen Kerl mag sein Bleiben haben/ wo er will. Von was macht der Herr Profession? Ad. Meiner vornehmsten Profession nach bin ich ein Vocaliste, doch habe ich die Instrumenta nicht gantz weggeworffen/ so M m 2
blaſen: Dennoch wolte ich meine Stuͤcke beſſer ausfuͤhren/ als er bey nuͤchterm Muthe. Ad. Jch will meinem Patron nicht wider- ſprechen/ allein er iſt mir doch wegen ſeiner ſchoͤnen Manier hin und wieder geruͤhmet worden. Josq. Ja/ ja/ wenn man in der Kunſt/ und im Fundamento nicht fort kan/ ſo muß die Manier darnach alles verrichten. Wenn der gute Mann nicht ſeine Sex- ten/ und ſeine Tripel mit ſechs Achteln haͤtte/ ſo weiß ich nicht/ womit er die Leu- te betriegen wuͤrde. Wenn ich doch nur ein recht Subjectum ſehen ſolte/ das er ausfuͤhrete/ wie ich wol tauſend Stuͤ- cke ausgefuͤhret habe/ und ich glaube nicht/ daß er meinen General-Baß ſchlagen kan/ geſchweige/ daß er die Kunſt penetriret/ die im Stuͤcke ver- borgen iſt. Doch der lumpen Kerl mag ſein Bleiben haben/ wo er will. Von was macht der Herr Profesſion? Ad. Meiner vornehmſten Profesſion nach bin ich ein Vocaliſte, doch habe ich die Inſtrumenta nicht gantz weggeworffen/ ſo M m 2
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nuͤchterm Muthe.
Ad. Jch will meinem Patron nicht wider-
ſprechen/ allein er iſt mir doch wegen
ſeiner ſchoͤnen Manier hin und wieder
geruͤhmet worden.
Josq. Ja/ ja/ wenn man in der Kunſt/ und
im Fundamento nicht fort kan/ ſo muß
die Manier darnach alles verrichten.
Wenn der gute Mann nicht ſeine Sex-
ten/ und ſeine Tripel mit ſechs Achteln
haͤtte/ ſo weiß ich nicht/ womit er die Leu-
te betriegen wuͤrde. Wenn ich doch
nur ein recht Subjectum ſehen ſolte/ das
er ausfuͤhrete/ wie ich wol tauſend Stuͤ-
cke ausgefuͤhret habe/ und ich glaube
nicht/ daß er meinen General-Baß
ſchlagen kan/ geſchweige/ daß er die
Kunſt penetriret/ die im Stuͤcke ver-
borgen iſt. Doch der lumpen Kerl
mag ſein Bleiben haben/ wo er will.
Von was macht der Herr Profesſion?
Ad. Meiner vornehmſten Profesſion nach
bin ich ein Vocaliſte, doch habe ich die
Inſtrumenta nicht gantz weggeworffen/
ſo
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