Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.
sehe doch wohl/ es verdreust alle/ daß ich gelehrter bin/ als sie; Aber ich hoffe/ ihr solt mich in kurtzer Zeit als einen Patron um eine Beförderung ansprechen. (Geht ab.) Sec. Wo der Mensch neue Händel im Kel- ler anfängt/ so werde ich mit der schwe- ren Hand auff den Tisch schlagen. (Geht ab.) Mod. Hilff Gott/ wohin zielet doch der ei- tel Ruhm? Und warum suchen wir die Ehre so gar hefftig/ die sich doch am liebsten finden läßt/ wenn sie nicht gesu- chet wird. Oder warum will einer al- les verstehen/ da gleichwol der liebe GOtt einem iedweden sein Theil am Verstande zugemessen hat. Mischm. Herr/ ich habe eures Kopffs viel/ wer sagt/ daß ich der Ehre mein Tage nachgelauffen bin/ der thut mir Gewalt und Unrecht/ drum hoffe ich immer/ die Zeit wird noch bald kommen/ da mir die Ehre nachläufft. Mod. Es kan seyn. Denn wer die Ehre nicht suchet/ der bekümmert sich auch selten/ wie andere die Ehre finden. Misch.
ſehe doch wohl/ es verdreuſt alle/ daß ich gelehrter bin/ als ſie; Aber ich hoffe/ ihr ſolt mich in kurtzer Zeit als einen Patron um eine Befoͤrderung anſprechen. (Geht ab.) Sec. Wo der Menſch neue Haͤndel im Kel- ler anfaͤngt/ ſo werde ich mit der ſchwe- ren Hand auff den Tiſch ſchlagen. (Geht ab.) Mod. Hilff Gott/ wohin zielet doch der ei- tel Ruhm? Und warum ſuchen wir die Ehre ſo gar hefftig/ die ſich doch am liebſten finden laͤßt/ wenn ſie nicht geſu- chet wird. Oder warum will einer al- les verſtehen/ da gleichwol der liebe GOtt einem iedweden ſein Theil am Verſtande zugemeſſen hat. Miſchm. Herr/ ich habe eures Kopffs viel/ wer ſagt/ daß ich der Ehre mein Tage nachgelauffen bin/ der thut mir Gewalt und Unrecht/ drum hoffe ich immer/ die Zeit wird noch bald kommen/ da mir die Ehre nachlaͤufft. Mod. Es kan ſeyn. Denn wer die Ehre nicht ſuchet/ der bekuͤmmert ſich auch ſelten/ wie andere die Ehre finden. Miſch.
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ſolt mich in kurtzer Zeit als einen Patron
um eine Befoͤrderung anſprechen.
(Geht ab.)
Sec. Wo der Menſch neue Haͤndel im Kel-
ler anfaͤngt/ ſo werde ich mit der ſchwe-
ren Hand auff den Tiſch ſchlagen.
(Geht ab.)
Mod. Hilff Gott/ wohin zielet doch der ei-
tel Ruhm? Und warum ſuchen wir
die Ehre ſo gar hefftig/ die ſich doch am
liebſten finden laͤßt/ wenn ſie nicht geſu-
chet wird. Oder warum will einer al-
les verſtehen/ da gleichwol der liebe
GOtt einem iedweden ſein Theil am
Verſtande zugemeſſen hat.
Miſchm. Herr/ ich habe eures Kopffs viel/
wer ſagt/ daß ich der Ehre mein Tage
nachgelauffen bin/ der thut mir Gewalt
und Unrecht/ drum hoffe ich immer/ die
Zeit wird noch bald kommen/ da mir die
Ehre nachlaͤufft.
Mod. Es kan ſeyn. Denn wer die Ehre
nicht ſuchet/ der bekuͤmmert ſich auch
ſelten/ wie andere die Ehre finden.
Miſch.
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