Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.
Zuschneiden/ wie Meister Lämmer- Barteln/ da er mir neulich meinen Eh- ren-Titul machen solte. Rais. Es gehören naturalia darzu/ das ist/ der Kopff muß witzig/ die Zunge ge- geschwinde/ und das Gesichte unver- schämt seyn. Wo diese drey Haupt- Tugenden nicht beysammen sind/ da lasse man sich zu keinem Auffschneider gebrauchen. Drum wo iemand an der Auffschneiderey unschuldig ist/ so darff es vor keine Frömmigkeit ausge- leget werden. Denn das Gemüthe ist zu blöde/ oder die Zunge zu langsam/ oder man wird dreymal roth/ ehe man eine Lügen halb zu Marckte gebracht hat. Misch. Roth werde ich nicht/ denn wie mei- ne natürliche Farbe beschaffen ist/ das gebe ich allen hochgeschätzten Anwesen- den zu erkennen. Mit der Zunge bin ich verwarloset worden/ denn die ist mir nicht recht gelöset. Dem Kopffe weiß ich auch nicht zu helffen. Jch sauffe der lieben Weißheit zu Gefallen alle Ta- ge drey Seitel Brandtewein/ und blei- be
Zuſchneiden/ wie Meiſter Laͤmmer- Barteln/ da er mir neulich meinen Eh- ren-Titul machen ſolte. Raiſ. Es gehoͤren naturalia darzu/ das iſt/ der Kopff muß witzig/ die Zunge ge- geſchwinde/ und das Geſichte unver- ſchaͤmt ſeyn. Wo dieſe drey Haupt- Tugenden nicht beyſammen ſind/ da laſſe man ſich zu keinem Auffſchneider gebrauchen. Drum wo iemand an der Auffſchneiderey unſchuldig iſt/ ſo darff es vor keine Froͤmmigkeit ausge- leget werden. Denn das Gemuͤthe iſt zu bloͤde/ oder die Zunge zu langſam/ oder man wird dreymal roth/ ehe man eine Luͤgen halb zu Marckte gebracht hat. Miſch. Roth werde ich nicht/ denn wie mei- ne natuͤrliche Farbe beſchaffen iſt/ das gebe ich allen hochgeſchaͤtzten Anweſen- den zu erkennen. Mit der Zunge bin ich verwarloſet worden/ denn die iſt mir nicht recht geloͤſet. Dem Kopffe weiß ich auch nicht zu helffen. Jch ſauffe der lieben Weißheit zu Gefallen alle Ta- ge drey Seitel Brandtewein/ und blei- be
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Zuſchneiden/ wie Meiſter Laͤmmer-
Barteln/ da er mir neulich meinen Eh-
ren-Titul machen ſolte.
Raiſ. Es gehoͤren naturalia darzu/ das iſt/
der Kopff muß witzig/ die Zunge ge-
geſchwinde/ und das Geſichte unver-
ſchaͤmt ſeyn. Wo dieſe drey Haupt-
Tugenden nicht beyſammen ſind/ da
laſſe man ſich zu keinem Auffſchneider
gebrauchen. Drum wo iemand an
der Auffſchneiderey unſchuldig iſt/ ſo
darff es vor keine Froͤmmigkeit ausge-
leget werden. Denn das Gemuͤthe
iſt zu bloͤde/ oder die Zunge zu langſam/
oder man wird dreymal roth/ ehe man
eine Luͤgen halb zu Marckte gebracht
hat.
Miſch. Roth werde ich nicht/ denn wie mei-
ne natuͤrliche Farbe beſchaffen iſt/ das
gebe ich allen hochgeſchaͤtzten Anweſen-
den zu erkennen. Mit der Zunge bin
ich verwarloſet worden/ denn die iſt mir
nicht recht geloͤſet. Dem Kopffe weiß
ich auch nicht zu helffen. Jch ſauffe der
lieben Weißheit zu Gefallen alle Ta-
ge drey Seitel Brandtewein/ und blei-
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