Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.Fünffter Handlung Dritter Auffzug. Salignac Birons Anverwandter. Charlotte eine Staats-Jungfer. Charl. Niemand ist zu Hofe/ dem es am Mitleiden fehlt. Sal. Aber niemand/ dem es nicht an Ge- legenheit zu helffen fehlt. Charl. Die Hülffe steht bey dem Parla- mente. Sal. Das Parlament kömmt nicht helf- fens/ sondern straffens wegen zusammen. Charl. Doch hat man Exempel/ daß die Gerechtigkeit auch geholffen hat. Sal. Ach dahin darff sich unsere Hoffnung nicht erstrecken. Doch was halten Jhro Maj. die Königin davon? Charl. Wenn sie keine Suspicion von ih- rem Gemahl besorgte/ sie würde sich der Thränen schwer enthalten können. Sal. Ach solte so eine liebe Gemahlin nichts effectuiren? Charl. Wie gesagt/ sie ist furchtsam. Sal. Was vor einen unvergleichlichen Ruhm A a
Fuͤnffter Handlung Dritter Auffzug. Salignac Birons Anverwandter. Charlotte eine Staats-Jungfer. Charl. Niemand iſt zu Hofe/ dem es am Mitleiden fehlt. Sal. Aber niemand/ dem es nicht an Ge- legenheit zu helffen fehlt. Charl. Die Huͤlffe ſteht bey dem Parla- mente. Sal. Das Parlament koͤmmt nicht helf- fens/ ſondern ſtraffens wegen zuſam̃en. Charl. Doch hat man Exempel/ daß die Gerechtigkeit auch geholffen hat. Sal. Ach dahin darff ſich unſere Hoffnung nicht erſtrecken. Doch was halten Jhro Maj. die Koͤnigin davon? Charl. Wenn ſie keine Suſpicion von ih- rem Gemahl beſorgte/ ſie wuͤrde ſich der Thraͤnen ſchwer enthalten koͤnnen. Sal. Ach ſolte ſo eine liebe Gemahlin nichts effectuiren? Charl. Wie geſagt/ ſie iſt furchtſam. Sal. Was vor einen unvergleichlichen Ruhm A a
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Fuͤnffter Handlung
Dritter Auffzug.
Salignac Birons Anverwandter.
Charlotte eine Staats-Jungfer.
Charl. Niemand iſt zu Hofe/ dem es am
Mitleiden fehlt.
Sal. Aber niemand/ dem es nicht an Ge-
legenheit zu helffen fehlt.
Charl. Die Huͤlffe ſteht bey dem Parla-
mente.
Sal. Das Parlament koͤmmt nicht helf-
fens/ ſondern ſtraffens wegen zuſam̃en.
Charl. Doch hat man Exempel/ daß die
Gerechtigkeit auch geholffen hat.
Sal. Ach dahin darff ſich unſere Hoffnung
nicht erſtrecken. Doch was halten
Jhro Maj. die Koͤnigin davon?
Charl. Wenn ſie keine Suſpicion von ih-
rem Gemahl beſorgte/ ſie wuͤrde ſich der
Thraͤnen ſchwer enthalten koͤnnen.
Sal. Ach ſolte ſo eine liebe Gemahlin
nichts effectuiren?
Charl. Wie geſagt/ ſie iſt furchtſam.
Sal. Was vor einen unvergleichlichen
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/715>, abgerufen am 23.02.2025. |