Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
Vitr. Der Befehl des Königes leidet kei-
nen Ungehorsam.
Vill. Wie befindet er sich sonst in seinem
Gemüthe.
Vitr. Er beklagt/ daß er die gute Gele-
genheit vor wenig Tagen so schlecht ver-
schertzet hat: Doch er hat allemal den
Trost/ es werde ihm auch bey der
schärffsten Gerechtigkeit nichts unge-
rechtes können auffgebürdet werden.
Vill. Mein Herr Hauptmann/ er habe
schönen Danck/ daß er die Mühwal-
tung über sich genommen und den Kö-
nigl. Befehl nochmals wiederholet hat:
Wir werden allerseits unserer Schul-
digkeit nachkommen: Der Herr Mar-
schall aber kan herein gelassen werden.
Vitr. Jch wünsche solchen Success zu der
hohen Verrichtung/ dergleichen von
Jhr Maj. gehoffet wird.
(geht ab.)
Bir. (Kömmt.) Auff hohen Befehl erschei-
ne ich an dem gegenwärtigen Orte/ und
wünsche endlich zu vernehmen/ warum
ich eben zur höchsten Ungnade soll ver-
dammet seyn.
Vill. Was anitzo vorgenommen wird/
ge-
Vitr. Der Befehl des Koͤniges leidet kei-
nen Ungehorſam.
Vill. Wie befindet er ſich ſonſt in ſeinem
Gemuͤthe.
Vitr. Er beklagt/ daß er die gute Gele-
genheit vor wenig Tagen ſo ſchlecht ver-
ſchertzet hat: Doch er hat allemal den
Troſt/ es werde ihm auch bey der
ſchaͤrffſten Gerechtigkeit nichts unge-
rechtes koͤnnen auffgebuͤrdet werden.
Vill. Mein Herr Hauptmann/ er habe
ſchoͤnen Danck/ daß er die Muͤhwal-
tung uͤber ſich genommen und den Koͤ-
nigl. Befehl nochmals wiederholet hat:
Wir werden allerſeits unſerer Schul-
digkeit nachkommen: Der Herr Mar-
ſchall aber kan herein gelaſſen werden.
Vitr. Jch wuͤnſche ſolchen Succeſſ zu der
hohen Verrichtung/ dergleichen von
Jhr Maj. gehoffet wird.
(geht ab.)
Bir. (Koͤm̃t.) Auff hohen Befehl erſchei-
ne ich an dem gegenwaͤrtigen Orte/ und
wuͤnſche endlich zu vernehmen/ warum
ich eben zur hoͤchſten Ungnade ſoll ver-
dammet ſeyn.
Vill. Was anitzo vorgenommen wird/
ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0694" n="528"/>
          <sp who="#VIT">
            <speaker>Vitr.</speaker>
            <p>Der Befehl des Ko&#x0364;niges leidet kei-<lb/>
nen Ungehor&#x017F;am.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#VIL">
            <speaker>Vill.</speaker>
            <p>Wie befindet er &#x017F;ich &#x017F;on&#x017F;t in &#x017F;einem<lb/>
Gemu&#x0364;the.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#VIT">
            <speaker>Vitr.</speaker>
            <p>Er beklagt/ daß er die gute Gele-<lb/>
genheit vor wenig Tagen &#x017F;o &#x017F;chlecht ver-<lb/>
&#x017F;chertzet hat: Doch er hat allemal den<lb/>
Tro&#x017F;t/ es werde ihm auch bey der<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;rff&#x017F;ten Gerechtigkeit nichts unge-<lb/>
rechtes ko&#x0364;nnen auffgebu&#x0364;rdet werden.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#VIL">
            <speaker>Vill.</speaker>
            <p>Mein Herr Hauptmann/ er habe<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nen Danck/ daß er die Mu&#x0364;hwal-<lb/>
tung u&#x0364;ber &#x017F;ich genommen und den Ko&#x0364;-<lb/>
nigl. Befehl nochmals wiederholet hat:<lb/>
Wir werden aller&#x017F;eits un&#x017F;erer Schul-<lb/>
digkeit nachkommen: Der Herr Mar-<lb/>
&#x017F;chall aber kan herein gela&#x017F;&#x017F;en werden.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#VIT">
            <speaker>Vitr.</speaker>
            <p>Jch wu&#x0364;n&#x017F;che &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">Succe&#x017F;&#x017F;</hi> zu der<lb/>
hohen Verrichtung/ dergleichen von<lb/>
Jhr Maj. gehoffet wird.</p>
            <stage>(geht ab.)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BIR">
            <speaker>Bir.</speaker>
            <stage>(Ko&#x0364;m&#x0303;t.)</stage>
            <p>Auff hohen Befehl er&#x017F;chei-<lb/>
ne ich an dem gegenwa&#x0364;rtigen Orte/ und<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;che endlich zu vernehmen/ warum<lb/>
ich eben zur ho&#x0364;ch&#x017F;ten Ungnade &#x017F;oll ver-<lb/>
dammet &#x017F;eyn.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#VIL">
            <speaker>Vill.</speaker>
            <p>Was anitzo vorgenommen wird/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[528/0694] Vitr. Der Befehl des Koͤniges leidet kei- nen Ungehorſam. Vill. Wie befindet er ſich ſonſt in ſeinem Gemuͤthe. Vitr. Er beklagt/ daß er die gute Gele- genheit vor wenig Tagen ſo ſchlecht ver- ſchertzet hat: Doch er hat allemal den Troſt/ es werde ihm auch bey der ſchaͤrffſten Gerechtigkeit nichts unge- rechtes koͤnnen auffgebuͤrdet werden. Vill. Mein Herr Hauptmann/ er habe ſchoͤnen Danck/ daß er die Muͤhwal- tung uͤber ſich genommen und den Koͤ- nigl. Befehl nochmals wiederholet hat: Wir werden allerſeits unſerer Schul- digkeit nachkommen: Der Herr Mar- ſchall aber kan herein gelaſſen werden. Vitr. Jch wuͤnſche ſolchen Succeſſ zu der hohen Verrichtung/ dergleichen von Jhr Maj. gehoffet wird. (geht ab.) Bir. (Koͤm̃t.) Auff hohen Befehl erſchei- ne ich an dem gegenwaͤrtigen Orte/ und wuͤnſche endlich zu vernehmen/ warum ich eben zur hoͤchſten Ungnade ſoll ver- dammet ſeyn. Vill. Was anitzo vorgenommen wird/ ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/694
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/694>, abgerufen am 22.11.2024.