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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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Seb. Was die gantze Welt thun will/ das
soll ein Mensch nicht verhindern.
Den. Ein Helden-Geist sucht die Ehre
darinn/ daß er der gantzen Welt al-
leine widersprechen kan.
Seb. Wir besinnen uns/ es soll ihm der
gantzen Welt zum Trotze geholffen
werden.
Den. Ach davor wird dieser liebe Mensch
ein unterthäniger/ und zugleich ein e-
wiger Sclave seyn.
Seb. Doch was verlanget er vor Hülffe?
Sollen wir seinet wegen zehn tausend
Mann zu tode schlagen? Sollen wir
eine Vestung übern Hauffen blasen?
Sollen wir mit dem Fusse dreymal auff
die Erde stossen/ daß drey hundert Häu-
ser übern Hauffen fallen?
Den. Die Welt soll deßwegen nicht um-
gekehrt werden. Es beruhet auff ei-
ner Intercession, daß der unschuldige
gute Mensch da nicht gehangen wird.
Seb. Wer ihn hengen will/ der soll entwe-
der uns darzu hengen/ oder er und noch
zwantzig andere sollen unter dem Gal-
gen sterben.

Den.
Seb. Was die gantze Welt thun will/ das
ſoll ein Menſch nicht verhindern.
Den. Ein Helden-Geiſt ſucht die Ehre
darinn/ daß er der gantzen Welt al-
leine widerſprechen kan.
Seb. Wir beſinnen uns/ es ſoll ihm der
gantzen Welt zum Trotze geholffen
werden.
Den. Ach davor wird dieſer liebe Menſch
ein unterthaͤniger/ und zugleich ein e-
wiger Sclave ſeyn.
Seb. Doch was verlanget er vor Huͤlffe?
Sollen wir ſeinet wegen zehn tauſend
Mann zu tode ſchlagen? Sollen wir
eine Veſtung uͤbern Hauffen blaſen?
Sollen wir mit dem Fuſſe dreymal auff
die Erde ſtoſſen/ daß drey hundert Haͤu-
ſer uͤbern Hauffen fallen?
Den. Die Welt ſoll deßwegen nicht um-
gekehrt werden. Es beruhet auff ei-
ner Interceſſion, daß der unſchuldige
gute Menſch da nicht gehangen wird.
Seb. Wer ihn hengen will/ der ſoll entwe-
der uns darzu hengen/ oder er und noch
zwantzig andere ſollen unter dem Gal-
gen ſterben.

Den.
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[517/0683] Seb. Was die gantze Welt thun will/ das ſoll ein Menſch nicht verhindern. Den. Ein Helden-Geiſt ſucht die Ehre darinn/ daß er der gantzen Welt al- leine widerſprechen kan. Seb. Wir beſinnen uns/ es ſoll ihm der gantzen Welt zum Trotze geholffen werden. Den. Ach davor wird dieſer liebe Menſch ein unterthaͤniger/ und zugleich ein e- wiger Sclave ſeyn. Seb. Doch was verlanget er vor Huͤlffe? Sollen wir ſeinet wegen zehn tauſend Mann zu tode ſchlagen? Sollen wir eine Veſtung uͤbern Hauffen blaſen? Sollen wir mit dem Fuſſe dreymal auff die Erde ſtoſſen/ daß drey hundert Haͤu- ſer uͤbern Hauffen fallen? Den. Die Welt ſoll deßwegen nicht um- gekehrt werden. Es beruhet auff ei- ner Interceſſion, daß der unſchuldige gute Menſch da nicht gehangen wird. Seb. Wer ihn hengen will/ der ſoll entwe- der uns darzu hengen/ oder er und noch zwantzig andere ſollen unter dem Gal- gen ſterben. Den.

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/683>, abgerufen am 22.11.2024.