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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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ren/ was die Deputirten in der Bastille
werden ausgerichtet haben.
Vill. Jch wolte mich was grosses verwet-
ten/ der Hochmuth wird so tieff herun-
ter gefallen seyn/ daß er sich numehr
nicht scheuen wird öffentlich um Gnade
zu bitten.
Soiss. Solte das möglich seyn?
Vill. Nicht allein möglich/ sondern mehr
als zu gläublich.
Soiss. Der Hochmuth scheuet sich vor der
Erniedrigung. (sieht.
Vill. So lange er ein ander Mittel vor sich
Soiss. Doch dieses ist kein Mittel groß zu
werden.
Vill. Aber wol ein Zeichen der Verzweif-
felung/ daß man die Hoheit am unrech-
ten Orte gesuchet hat.

(Harlay und Arnoux kommen.)
Soiss. Wir dürffen uns nicht mit blossen
Muthmassungen behelffen. Hier kom-
men Personen/ welche nothwendig was
gewisses erzehlen können.
Harl. Ach warum kan doch ein Mensch so
trotzig seyn? Da er sich gegen alle
Stürme des Unglücks nicht versichern
kan.

Vill.
ren/ was die Deputirten in der Baſtille
werden ausgerichtet haben.
Vill. Jch wolte mich was groſſes verwet-
ten/ der Hochmuth wird ſo tieff herun-
ter gefallen ſeyn/ daß er ſich numehr
nicht ſcheuen wird oͤffentlich um Gnade
zu bitten.
Soiſs. Solte das moͤglich ſeyn?
Vill. Nicht allein moͤglich/ ſondern mehr
als zu glaͤublich.
Soiſs. Der Hochmuth ſcheuet ſich vor der
Erniedrigung. (ſieht.
Vill. So lange er ein ander Mittel vor ſich
Soiſs. Doch dieſes iſt kein Mittel groß zu
werden.
Vill. Aber wol ein Zeichen der Verzweif-
felung/ daß man die Hoheit am unrech-
ten Orte geſuchet hat.

(Harlay und Arnoux kommen.)
Soiſs. Wir duͤrffen uns nicht mit bloſſen
Muthmaſſungen behelffen. Hier kom-
men Perſonen/ welche nothwendig was
gewiſſes erzehlen koͤnnen.
Harl. Ach warum kan doch ein Menſch ſo
trotzig ſeyn? Da er ſich gegen alle
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kan.

Vill.
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[491/0657] ren/ was die Deputirten in der Baſtille werden ausgerichtet haben. Vill. Jch wolte mich was groſſes verwet- ten/ der Hochmuth wird ſo tieff herun- ter gefallen ſeyn/ daß er ſich numehr nicht ſcheuen wird oͤffentlich um Gnade zu bitten. Soiſs. Solte das moͤglich ſeyn? Vill. Nicht allein moͤglich/ ſondern mehr als zu glaͤublich. Soiſs. Der Hochmuth ſcheuet ſich vor der Erniedrigung. (ſieht. Vill. So lange er ein ander Mittel vor ſich Soiſs. Doch dieſes iſt kein Mittel groß zu werden. Vill. Aber wol ein Zeichen der Verzweif- felung/ daß man die Hoheit am unrech- ten Orte geſuchet hat. (Harlay und Arnoux kommen.) Soiſs. Wir duͤrffen uns nicht mit bloſſen Muthmaſſungen behelffen. Hier kom- men Perſonen/ welche nothwendig was gewiſſes erzehlen koͤnnen. Harl. Ach warum kan doch ein Menſch ſo trotzig ſeyn? Da er ſich gegen alle Stuͤrme des Ungluͤcks nicht verſichern kan. Vill.

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/657>, abgerufen am 22.11.2024.