Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.
Feindseligkeit so weitläufftig angefan- gen? Jst kein Gifft übrig gewesen/ welches mich der Frantzösischen Crone wiederum entsetzet hätte? Ach soll der- jenige meinet wegen die getreuesten Diener wider sich lassen auffstehen/ welcher einen andern Lohn vor die un- vergleichliche Treue geniesen solte. Henr. Allerliebste Gemahlin/ wohin zielet dieses unnöthige Betrübniß? Mar. Auff ein Unglücke/ das ich verur- sache. Henr. Jch sage auff ein Unglück/ welches der gütige Himmel verhindert hat. Mar. Ach wenn ein Marschall untreu wird/ bey wem soll man hernach die Treue suchen? Henr. Jch sage/ wenn ein Marschall mit Schande belohnet wird/ so werden sich die andern ihrer Untreu schämen. Mar. Warum bleibt aber dem Verräther das Haupt zwischen den Achseln ste- hen? Henr. Darum weil Gnade und Lang- muth vor die höchste Tugend eines Kö- niges muß gehalten werden. Mar.
Feindſeligkeit ſo weitlaͤufftig angefan- gen? Jſt kein Gifft uͤbrig geweſen/ welches mich der Frantzoͤſiſchen Crone wiederum entſetzet haͤtte? Ach ſoll der- jenige meinet wegen die getreueſten Diener wider ſich laſſen auffſtehen/ welcher einen andern Lohn vor die un- vergleichliche Treue genieſen ſolte. Henr. Allerliebſte Gemahlin/ wohin zielet dieſes unnoͤthige Betruͤbniß? Mar. Auff ein Ungluͤcke/ das ich verur- ſache. Henr. Jch ſage auff ein Ungluͤck/ welches der guͤtige Himmel verhindert hat. Mar. Ach weñ ein Marſchall untreu wird/ bey wem ſoll man hernach die Treue ſuchen? Henr. Jch ſage/ wenn ein Marſchall mit Schande belohnet wird/ ſo werden ſich die andern ihrer Untreu ſchaͤmen. Mar. Warum bleibt aber dem Verraͤther das Haupt zwiſchen den Achſeln ſte- hen? Henr. Darum weil Gnade und Lang- muth vor die hoͤchſte Tugend eines Koͤ- niges muß gehalten werden. Mar.
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Feindſeligkeit ſo weitlaͤufftig angefan-
gen? Jſt kein Gifft uͤbrig geweſen/
welches mich der Frantzoͤſiſchen Crone
wiederum entſetzet haͤtte? Ach ſoll der-
jenige meinet wegen die getreueſten
Diener wider ſich laſſen auffſtehen/
welcher einen andern Lohn vor die un-
vergleichliche Treue genieſen ſolte.
Henr. Allerliebſte Gemahlin/ wohin zielet
dieſes unnoͤthige Betruͤbniß?
Mar. Auff ein Ungluͤcke/ das ich verur-
ſache.
Henr. Jch ſage auff ein Ungluͤck/ welches
der guͤtige Himmel verhindert hat.
Mar. Ach weñ ein Marſchall untreu wird/
bey wem ſoll man hernach die Treue
ſuchen?
Henr. Jch ſage/ wenn ein Marſchall mit
Schande belohnet wird/ ſo werden ſich
die andern ihrer Untreu ſchaͤmen.
Mar. Warum bleibt aber dem Verraͤther
das Haupt zwiſchen den Achſeln ſte-
hen?
Henr. Darum weil Gnade und Lang-
muth vor die hoͤchſte Tugend eines Koͤ-
niges muß gehalten werden.
Mar.
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/614>, abgerufen am 24.07.2024. |