Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693. Harl. Wie unzeitig will er andere furcht- sam machen/ da er kaum einen Augen- blick von der eusersten Furcht entfernet ist. Vitr. Jch will so geschwinde nicht urthei- len/ aber wir haben in Franckreich das Sprichwort: Ein iedweder ist der Schmied seines Politischen Glückes. Vill. Ja wol der Schmied/ doch weiß er nicht/ wer bißweilen die Kohlen zuträ- get. Sill. Noch weniger kan er wissen/ wer den Blasebalg dirigiret. Harl. Es richtet sich alles nach dem Schmiede. Wer sein Glück verder- ben will/ dem muß Wind und Feuer zu- wider seyn. Vitr. Es ist mir lieb/ daß auch mein Gleich- niß zu dergleichen scharffsinnigen Ge- dancken hat Anlaß geben können. Drit-
Harl. Wie unzeitig will er andere furcht- ſam machen/ da er kaum einen Augen- blick von der euſerſten Furcht entfernet iſt. Vitr. Jch will ſo geſchwinde nicht urthei- len/ aber wir haben in Franckreich das Sprichwort: Ein iedweder iſt der Schmied ſeines Politiſchen Gluͤckes. Vill. Ja wol der Schmied/ doch weiß er nicht/ wer bißweilen die Kohlen zutraͤ- get. Sill. Noch weniger kan er wiſſen/ wer den Blaſebalg dirigiret. Harl. Es richtet ſich alles nach dem Schmiede. Wer ſein Gluͤck verder- ben will/ dem muß Wind und Feuer zu- wider ſeyn. Vitr. Es iſt mir lieb/ daß auch mein Gleich- niß zu dergleichen ſcharffſinnigen Ge- dancken hat Anlaß geben koͤnnen. Drit-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0612" n="446"/> <sp who="#HAR"> <speaker>Harl.</speaker> <p>Wie unzeitig will er andere furcht-<lb/> ſam machen/ da er kaum einen Augen-<lb/> blick von der euſerſten Furcht entfernet<lb/> iſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#VIT"> <speaker>Vitr.</speaker> <p>Jch will ſo geſchwinde nicht urthei-<lb/> len/ aber wir haben in Franckreich das<lb/> Sprichwort: Ein iedweder iſt der<lb/> Schmied ſeines Politiſchen Gluͤckes.</p> </sp><lb/> <sp who="#VIL"> <speaker>Vill.</speaker> <p>Ja wol der Schmied/ doch weiß er<lb/> nicht/ wer bißweilen die Kohlen zutraͤ-<lb/> get.</p> </sp><lb/> <sp who="#SIL"> <speaker>Sill.</speaker> <p>Noch weniger kan er wiſſen/ wer den<lb/> Blaſebalg <hi rendition="#aq">dirigi</hi>ret.</p> </sp><lb/> <sp who="#HAR"> <speaker>Harl.</speaker> <p>Es richtet ſich alles nach dem<lb/> Schmiede. Wer ſein Gluͤck verder-<lb/> ben will/ dem muß Wind und Feuer zu-<lb/> wider ſeyn.</p> </sp><lb/> <sp who="#VIT"> <speaker>Vitr.</speaker> <p>Es iſt mir lieb/ daß auch mein Gleich-<lb/> niß zu dergleichen ſcharffſinnigen Ge-<lb/> dancken hat Anlaß geben koͤnnen.</p> </sp> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Drit-</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [446/0612]
Harl. Wie unzeitig will er andere furcht-
ſam machen/ da er kaum einen Augen-
blick von der euſerſten Furcht entfernet
iſt.
Vitr. Jch will ſo geſchwinde nicht urthei-
len/ aber wir haben in Franckreich das
Sprichwort: Ein iedweder iſt der
Schmied ſeines Politiſchen Gluͤckes.
Vill. Ja wol der Schmied/ doch weiß er
nicht/ wer bißweilen die Kohlen zutraͤ-
get.
Sill. Noch weniger kan er wiſſen/ wer den
Blaſebalg dirigiret.
Harl. Es richtet ſich alles nach dem
Schmiede. Wer ſein Gluͤck verder-
ben will/ dem muß Wind und Feuer zu-
wider ſeyn.
Vitr. Es iſt mir lieb/ daß auch mein Gleich-
niß zu dergleichen ſcharffſinnigen Ge-
dancken hat Anlaß geben koͤnnen.
Drit-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/612 |
Zitationshilfe: | Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/612>, abgerufen am 04.07.2024. |