Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693. Pant. (ad spect.) Das gute Mädgen fängt scharff an/ sie heist mich schon du. Mich deucht/ wenns mancher Courtisan so weit gebracht hätte/ er liesse sich den Bart noch drey qver Finger höher auf- setzen. Doch meine schöne Jungfer/ sie verstehe mich recht/ ich gehöre unter die Gattung der verliebten Diener. Denn ich habe mich resolviret eine so schöne Jungfer zu lieben. Marg. Du mich haben lieb/ glaub ich dir nicht. Du stattlich Cavallier bist/ und ich Hoff-Mädgen bin. Pant. Sie ist ein galantes Hoff-Mädgen/ und ist darzu gebohren/ daß sie eines Cavalliers Knecht meines gleichen ac- commodiren soll. Marg. Du mich haben lieb/ muß ich wer- den dein Frau. Pant. Ach mein Engels-Kind/ sie verirre sich nicht/ sie muß erstlich meine Braut werden/ darnach wird sie erst meine Frau. Doch ich muß sehen/ ob die Prophezeyung eintrifft. Mein Kind hat sie 10000. Thaler? Marg. Ey habe ich der nicht. Pant.
Pant. (ad ſpect.) Das gute Maͤdgen faͤngt ſcharff an/ ſie heiſt mich ſchon du. Mich deucht/ wenns mancher Courtiſan ſo weit gebracht haͤtte/ er lieſſe ſich den Bart noch drey qver Finger hoͤher auf- ſetzen. Doch meine ſchoͤne Jungfer/ ſie verſtehe mich recht/ ich gehoͤre unter die Gattung der verliebten Diener. Denn ich habe mich reſolviret eine ſo ſchoͤne Jungfer zu lieben. Marg. Du mich haben lieb/ glaub ich dir nicht. Du ſtattlich Cavallier biſt/ und ich Hoff-Maͤdgen bin. Pant. Sie iſt ein galantes Hoff-Maͤdgen/ und iſt darzu gebohren/ daß ſie eines Cavalliers Knecht meines gleichen ac- commodiren ſoll. Marg. Du mich haben lieb/ muß ich wer- den dein Frau. Pant. Ach mein Engels-Kind/ ſie verirre ſich nicht/ ſie muß erſtlich meine Braut werden/ darnach wird ſie erſt meine Frau. Doch ich muß ſehen/ ob die Prophezeyung eintrifft. Mein Kind hat ſie 10000. Thaler? Marg. Ey habe ich der nicht. Pant.
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deucht/ wenns mancher Courtiſan ſo
weit gebracht haͤtte/ er lieſſe ſich den
Bart noch drey qver Finger hoͤher auf-
ſetzen. Doch meine ſchoͤne Jungfer/
ſie verſtehe mich recht/ ich gehoͤre unter
die Gattung der verliebten Diener.
Denn ich habe mich reſolviret eine ſo
ſchoͤne Jungfer zu lieben.
Marg. Du mich haben lieb/ glaub ich dir
nicht. Du ſtattlich Cavallier biſt/ und
ich Hoff-Maͤdgen bin.
Pant. Sie iſt ein galantes Hoff-Maͤdgen/
und iſt darzu gebohren/ daß ſie eines
Cavalliers Knecht meines gleichen ac-
commodiren ſoll.
Marg. Du mich haben lieb/ muß ich wer-
den dein Frau.
Pant. Ach mein Engels-Kind/ ſie verirre
ſich nicht/ ſie muß erſtlich meine Braut
werden/ darnach wird ſie erſt meine
Frau. Doch ich muß ſehen/ ob die
Prophezeyung eintrifft. Mein Kind
hat ſie 10000. Thaler?
Marg. Ey habe ich der nicht.
Pant.
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/517>, abgerufen am 29.06.2024. |