Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
Hand geschrieben/ und man kan nicht
wissen/ durch was vor einen Unfall et-
liche Blätter in frembde Hände kom-
men möchten. Wäre es nicht rath-
sam/ daß wir alles auff einmal verbren-
neten/ damit soll uns auff allen Fall
nichts können bewiesen werden.
Bir. Es ist gar recht/ und was man thun
will/ das soll man alsobald den ersten
Augenblick verrichten.
Laff. Jhr. Excell. belieben mir alles zu ge-
ben. Hier ist der Camin/ da können
wir es auffopffern.
Bir. Jch will alles zusammen suchen (ge-
het hinein.)
Laff. (ad spect.) Mein lieber Herr Mar-
schall sucht es fein wohl zusammen.
Hier hab ich Pappier/ das soll vor eu-
ren Augen verbrannt werden/ aber die
rechtschuldigen Brieffe will ich zu mei-
ner Sicherheit schon verwahren. Läufft
es gut ab/ so bleib ich ein guter Freund:
Will das Wetter windig werden/ so
will ich der erste Verräther seyn/ daß
mich der König Schande halber per-
doni
ren muß.

Bir.
Hand geſchrieben/ und man kan nicht
wiſſen/ durch was vor einen Unfall et-
liche Blaͤtter in frembde Haͤnde kom-
men moͤchten. Waͤre es nicht rath-
ſam/ daß wir alles auff einmal verbren-
neten/ damit ſoll uns auff allen Fall
nichts koͤnnen bewieſen werden.
Bir. Es iſt gar recht/ und was man thun
will/ das ſoll man alſobald den erſten
Augenblick verrichten.
Laff. Jhr. Excell. belieben mir alles zu ge-
ben. Hier iſt der Camin/ da koͤnnen
wir es auffopffern.
Bir. Jch will alles zuſammen ſuchen (ge-
het hinein.)
Laff. (ad ſpect.) Mein lieber Herr Mar-
ſchall ſucht es fein wohl zuſammen.
Hier hab ich Pappier/ das ſoll vor eu-
ren Augen verbrannt werden/ aber die
rechtſchuldigen Brieffe will ich zu mei-
ner Sicherheit ſchon verwahren. Laͤufft
es gut ab/ ſo bleib ich ein guter Freund:
Will das Wetter windig werden/ ſo
will ich der erſte Verraͤther ſeyn/ daß
mich der Koͤnig Schande halber per-
doni
ren muß.

Bir.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#LAF">
            <p><pb facs="#f0512" n="346"/>
Hand ge&#x017F;chrieben/ und man kan nicht<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en/ durch was vor einen Unfall et-<lb/>
liche Bla&#x0364;tter in frembde Ha&#x0364;nde kom-<lb/>
men mo&#x0364;chten. Wa&#x0364;re es nicht rath-<lb/>
&#x017F;am/ daß wir alles auff einmal verbren-<lb/>
neten/ damit &#x017F;oll uns auff allen Fall<lb/>
nichts ko&#x0364;nnen bewie&#x017F;en werden.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BIR">
            <speaker>Bir.</speaker>
            <p>Es i&#x017F;t gar recht/ und was man thun<lb/>
will/ das &#x017F;oll man al&#x017F;obald den er&#x017F;ten<lb/>
Augenblick verrichten.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LAF">
            <speaker>Laff.</speaker>
            <p>Jhr. <hi rendition="#aq">Excell.</hi> belieben mir alles zu ge-<lb/>
ben. Hier i&#x017F;t der Camin/ da ko&#x0364;nnen<lb/>
wir es auffopffern.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BIR">
            <speaker>Bir.</speaker>
            <p>Jch will alles zu&#x017F;ammen &#x017F;uchen</p>
            <stage>(ge-<lb/>
het hinein.)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LAF">
            <speaker>Laff.</speaker>
            <stage>(<hi rendition="#aq">ad &#x017F;pect.</hi>)</stage>
            <p>Mein lieber Herr Mar-<lb/>
&#x017F;chall &#x017F;ucht es fein wohl zu&#x017F;ammen.<lb/>
Hier hab ich Pappier/ das &#x017F;oll vor eu-<lb/>
ren Augen verbrannt werden/ aber die<lb/>
recht&#x017F;chuldigen Brieffe will ich zu mei-<lb/>
ner Sicherheit &#x017F;chon verwahren. La&#x0364;ufft<lb/>
es gut ab/ &#x017F;o bleib ich ein guter Freund:<lb/>
Will das Wetter windig werden/ &#x017F;o<lb/>
will ich der er&#x017F;te Verra&#x0364;ther &#x017F;eyn/ daß<lb/>
mich der Ko&#x0364;nig Schande halber <hi rendition="#aq">per-<lb/>
doni</hi>ren muß.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Bir.</hi> </fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[346/0512] Hand geſchrieben/ und man kan nicht wiſſen/ durch was vor einen Unfall et- liche Blaͤtter in frembde Haͤnde kom- men moͤchten. Waͤre es nicht rath- ſam/ daß wir alles auff einmal verbren- neten/ damit ſoll uns auff allen Fall nichts koͤnnen bewieſen werden. Bir. Es iſt gar recht/ und was man thun will/ das ſoll man alſobald den erſten Augenblick verrichten. Laff. Jhr. Excell. belieben mir alles zu ge- ben. Hier iſt der Camin/ da koͤnnen wir es auffopffern. Bir. Jch will alles zuſammen ſuchen (ge- het hinein.) Laff. (ad ſpect.) Mein lieber Herr Mar- ſchall ſucht es fein wohl zuſammen. Hier hab ich Pappier/ das ſoll vor eu- ren Augen verbrannt werden/ aber die rechtſchuldigen Brieffe will ich zu mei- ner Sicherheit ſchon verwahren. Laͤufft es gut ab/ ſo bleib ich ein guter Freund: Will das Wetter windig werden/ ſo will ich der erſte Verraͤther ſeyn/ daß mich der Koͤnig Schande halber per- doniren muß. Bir.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/512
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/512>, abgerufen am 25.11.2024.