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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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Achseln stehen/ sonst werden viel An-
schläge zu Schanden.
Pier. Jch weiß nicht/ daß er ihm an den
Kopff gerühret hat.
Ferr. Du bist auch ein Naseweiser Kerle:
Du wilt im finstern immer mehr ge-
sehen haben/ als ich.
Pier. Und du wilt die Nase immer tieffer
im Qvarge gehabt haben/ als ich.
Ren. Jhr guten Freunde/ wolt ihr Hän-
del anfangen/ so wäre mirs leid/ wenn
mich der Herr Marschall darbey an-
treffen solte.
(geht ab)
Ferr. So höre doch nun/ was hastu denn
gefressen/ daß du alles besser verstehen
wilt als ich?
Pier. Und was hat dich denn gebissen/ daß
ich dir alles glauben soll/ was nicht
wahr ist.
Ferr. Laß dir das Wort entfahren seyn/
sonst hastu Unglück.
Pier. Freylich ist mirs entfahren: Das
und noch hundert. Da stehe ich.
Ferr. Stehst du da? Dort steht der Herr
Marschall.
Erster
Achſeln ſtehen/ ſonſt werden viel An-
ſchlaͤge zu Schanden.
Pier. Jch weiß nicht/ daß er ihm an den
Kopff geruͤhret hat.
Ferr. Du biſt auch ein Naſeweiſer Kerle:
Du wilt im finſtern immer mehr ge-
ſehen haben/ als ich.
Pier. Und du wilt die Naſe immer tieffer
im Qvarge gehabt haben/ als ich.
Ren. Jhr guten Freunde/ wolt ihr Haͤn-
del anfangen/ ſo waͤre mirs leid/ wenn
mich der Herr Marſchall darbey an-
treffen ſolte.
(geht ab)
Ferr. So hoͤre doch nun/ was haſtu denn
gefreſſen/ daß du alles beſſer verſtehen
wilt als ich?
Pier. Und was hat dich denn gebiſſen/ daß
ich dir alles glauben ſoll/ was nicht
wahr iſt.
Ferr. Laß dir das Wort entfahren ſeyn/
ſonſt haſtu Ungluͤck.
Pier. Freylich iſt mirs entfahren: Das
und noch hundert. Da ſtehe ich.
Ferr. Stehſt du da? Dort ſteht der Herr
Marſchall.
Erſter
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[308/0474] Achſeln ſtehen/ ſonſt werden viel An- ſchlaͤge zu Schanden. Pier. Jch weiß nicht/ daß er ihm an den Kopff geruͤhret hat. Ferr. Du biſt auch ein Naſeweiſer Kerle: Du wilt im finſtern immer mehr ge- ſehen haben/ als ich. Pier. Und du wilt die Naſe immer tieffer im Qvarge gehabt haben/ als ich. Ren. Jhr guten Freunde/ wolt ihr Haͤn- del anfangen/ ſo waͤre mirs leid/ wenn mich der Herr Marſchall darbey an- treffen ſolte. (geht ab) Ferr. So hoͤre doch nun/ was haſtu denn gefreſſen/ daß du alles beſſer verſtehen wilt als ich? Pier. Und was hat dich denn gebiſſen/ daß ich dir alles glauben ſoll/ was nicht wahr iſt. Ferr. Laß dir das Wort entfahren ſeyn/ ſonſt haſtu Ungluͤck. Pier. Freylich iſt mirs entfahren: Das und noch hundert. Da ſtehe ich. Ferr. Stehſt du da? Dort ſteht der Herr Marſchall. Erſter

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/474>, abgerufen am 21.11.2024.