Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.1. Hier lieg ich in der Sünden-Noth/ Und fühle den verdammten Tod. Denn wo will ich vor Schmertzen hin/ Weil ich der Mann des Todes bin? 2. So wahr das Blut um Rache schreyt/So wahr spricht die Gerechtigkeit/ Daß ich als ein verdammter Mann Nichts als den Tod erwarten kan. 3. Ach grosser GOtt! ich bins nicht werth/Daß mir die Gnade wiederfährt/ Jch wein' und seuffze zwar darnach/ Doch meine Thränen sind zu schwach. 4. Befiehlst du noch/ daß ich vergeh/Ach! ist in deiner Gnaden-See Kein Tropffen/ der mich trösten kan/ So bleib ich doch ein todter Mann. Ah. Jhr Getreuen/ dieser Ort ist vor mei- ne Busse noch zu köstlich/ und ich höre Personen/ welche mir im heiligen Wer- cke möchten verhinderlich seyn. Ach folget mir nach in ein geheimes Zim- mer/
1. Hier lieg ich in der Suͤnden-Noth/ Und fuͤhle den verdammten Tod. Denn wo will ich vor Schmertzen hin/ Weil ich der Mann des Todes bin? 2. So wahr das Blut um Rache ſchreyt/So wahr ſpricht die Gerechtigkeit/ Daß ich als ein verdammter Mann Nichts als den Tod erwarten kan. 3. Ach groſſer GOtt! ich bins nicht werth/Daß mir die Gnade wiederfaͤhrt/ Jch wein’ und ſeuffze zwar darnach/ Doch meine Thraͤnen ſind zu ſchwach. 4. Befiehlſt du noch/ daß ich vergeh/Ach! iſt in deiner Gnaden-See Kein Tropffen/ der mich troͤſten kan/ So bleib ich doch ein todter Mann. Ah. Jhr Getreuen/ dieſer Ort iſt vor mei- ne Buſſe noch zu koͤſtlich/ und ich hoͤre Perſonen/ welche mir im heiligen Wer- cke moͤchten verhinderlich ſeyn. Ach folget mir nach in ein geheimes Zim- mer/
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1.
Hier lieg ich in der Suͤnden-Noth/
Und fuͤhle den verdammten Tod.
Denn wo will ich vor Schmertzen hin/
Weil ich der Mann des Todes bin?
2.
So wahr das Blut um Rache ſchreyt/
So wahr ſpricht die Gerechtigkeit/
Daß ich als ein verdammter Mann
Nichts als den Tod erwarten kan.
3.
Ach groſſer GOtt! ich bins nicht werth/
Daß mir die Gnade wiederfaͤhrt/
Jch wein’ und ſeuffze zwar darnach/
Doch meine Thraͤnen ſind zu ſchwach.
4.
Befiehlſt du noch/ daß ich vergeh/
Ach! iſt in deiner Gnaden-See
Kein Tropffen/ der mich troͤſten kan/
So bleib ich doch ein todter Mann.
Ah. Jhr Getreuen/ dieſer Ort iſt vor mei-
ne Buſſe noch zu koͤſtlich/ und ich hoͤre
Perſonen/ welche mir im heiligen Wer-
cke moͤchten verhinderlich ſeyn. Ach
folget mir nach in ein geheimes Zim-
mer/
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