Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.
den verächtlichen Auffzug prostituiret werden. Sab. Wo die Göttliche Krafft die Autori- täteinpflantzet/ da kan sich keine Ver- achtung finden lassen/ als bey den gott- losen Welt-Kindern/ die auch mit dem Himmel ihren Spott treiben. Ob. Jch hätte vermeynet/ es wäre ein wil- der Mann. Sab. Der Gottesvergessenen Welt muß alles wilde scheinen/ was nicht in ihrem Lust-Garten gepflantzet ist. Ob. Sie vergeben meinen kühnen Wor- ten: Sie solten sich wohl in einem sol- chen Habit schicken. Sab. Ach wäre es möglich/ daß ich diese ver- gängliche Lumpen mit einem geringen Leder verwechseln dürffte/ mit was Vergnügung wolte ich in dem nächsten Walde meinen Wohn-Platz auff- schlagen. Ob. Wie kan ein Königs Sohn auff sol- che Gedancken gerathen? Vielleicht weil die listige Jsabel ihren Kindern ein Vortheil ablauffen will/ so werden sich die andern deßwegen zu tode grä- men. Sab. K 6
den veraͤchtlichen Auffzug proſtituiret werden. Sab. Wo die Goͤttliche Krafft die Autori- taͤteinpflantzet/ da kan ſich keine Ver- achtung finden laſſen/ als bey den gott- loſen Welt-Kindern/ die auch mit dem Himmel ihren Spott treiben. Ob. Jch haͤtte vermeynet/ es waͤre ein wil- der Mann. Sab. Der Gottesvergeſſenen Welt muß alles wilde ſcheinen/ was nicht in ihrem Luſt-Garten gepflantzet iſt. Ob. Sie vergeben meinen kuͤhnen Wor- ten: Sie ſolten ſich wohl in einem ſol- chen Habit ſchicken. Sab. Ach waͤre es moͤglich/ daß ich dieſe ver- gaͤngliche Lumpen mit einem geringen Leder verwechſeln duͤrffte/ mit was Vergnuͤgung wolte ich in dem naͤchſten Walde meinen Wohn-Platz auff- ſchlagen. Ob. Wie kan ein Koͤnigs Sohn auff ſol- che Gedancken gerathen? Vielleicht weil die liſtige Jſabel ihren Kindern ein Vortheil ablauffen will/ ſo werden ſich die andern deßwegen zu tode graͤ- men. Sab. K 6
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Sab. Wo die Goͤttliche Krafft die Autori-
taͤteinpflantzet/ da kan ſich keine Ver-
achtung finden laſſen/ als bey den gott-
loſen Welt-Kindern/ die auch mit dem
Himmel ihren Spott treiben.
Ob. Jch haͤtte vermeynet/ es waͤre ein wil-
der Mann.
Sab. Der Gottesvergeſſenen Welt muß
alles wilde ſcheinen/ was nicht in ihrem
Luſt-Garten gepflantzet iſt.
Ob. Sie vergeben meinen kuͤhnen Wor-
ten: Sie ſolten ſich wohl in einem ſol-
chen Habit ſchicken.
Sab. Ach waͤre es moͤglich/ daß ich dieſe ver-
gaͤngliche Lumpen mit einem geringen
Leder verwechſeln duͤrffte/ mit was
Vergnuͤgung wolte ich in dem naͤchſten
Walde meinen Wohn-Platz auff-
ſchlagen.
Ob. Wie kan ein Koͤnigs Sohn auff ſol-
che Gedancken gerathen? Vielleicht
weil die liſtige Jſabel ihren Kindern ein
Vortheil ablauffen will/ ſo werden
ſich die andern deßwegen zu tode graͤ-
men.
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/391>, abgerufen am 16.02.2025. |