Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.
Wer hat den unschuldigen Mann tod geschlagen? Wer hat das gerechte Blut der Kinder auff seine Seele ge- nommen? Wer ist itzund im Begriff/ einen fremden Weinberg einzuneh- men? Bist du es nicht/ du gottloser und verdammter König? Und meynest du nicht/ daß die Hunde eben an dem Orte dein Blut lecken werden/ wo sie des un- schuldigen Naboths Blut gelecket ha- ben? Ah. Womit habe ich diesen feindseligen Zuspruch verdienet? Habe ich dich auch iemals im Ernste verfolgen las- sen? El. (Stellet sich ungebendig/ und re- det diese folgende Verse gleichsam in halber Raserey heraus.) Du bist ein Gottes Feind/ der hat dich falsch befunden. Du hast dich wider ihn zur Missethat ver- bunden/ Ja du bist gantz verkaufft/ als wie ein Krieges-Knecht/ Der seinen Sold bekömmt. Der weiß kein ander Recht/ Als
Wer hat den unſchuldigen Mann tod geſchlagen? Wer hat das gerechte Blut der Kinder auff ſeine Seele ge- nommen? Wer iſt itzund im Begriff/ einen fremden Weinberg einzuneh- men? Biſt du es nicht/ du gottloſer und verdammter Koͤnig? Und meyneſt du nicht/ daß die Hunde eben an dem Orte dein Blut lecken werden/ wo ſie des un- ſchuldigen Naboths Blut gelecket ha- ben? Ah. Womit habe ich dieſen feindſeligen Zuſpruch verdienet? Habe ich dich auch iemals im Ernſte verfolgen laſ- ſen? El. (Stellet ſich ungebendig/ und re- det dieſe folgende Verſe gleichſam in halber Raſerey heraus.) Du biſt ein Gottes Feind/ der hat dich falſch befunden. Du haſt dich wider ihn zur Miſſethat ver- bunden/ Ja du biſt gantz verkaufft/ als wie ein Krieges-Knecht/ Der ſeinen Sold bekoͤmmt. Der weiß kein ander Recht/ Als
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Wer hat den unſchuldigen Mann tod
geſchlagen? Wer hat das gerechte
Blut der Kinder auff ſeine Seele ge-
nommen? Wer iſt itzund im Begriff/
einen fremden Weinberg einzuneh-
men? Biſt du es nicht/ du gottloſer und
verdammter Koͤnig? Und meyneſt du
nicht/ daß die Hunde eben an dem Orte
dein Blut lecken werden/ wo ſie des un-
ſchuldigen Naboths Blut gelecket ha-
ben?
Ah. Womit habe ich dieſen feindſeligen
Zuſpruch verdienet? Habe ich dich
auch iemals im Ernſte verfolgen laſ-
ſen?
El. (Stellet ſich ungebendig/ und re-
det dieſe folgende Verſe gleichſam
in halber Raſerey heraus.)
Du biſt ein Gottes Feind/ der hat dich
falſch befunden.
Du haſt dich wider ihn zur Miſſethat ver-
bunden/
Ja du biſt gantz verkaufft/ als wie ein
Krieges-Knecht/
Der ſeinen Sold bekoͤmmt. Der weiß
kein ander Recht/
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/386>, abgerufen am 22.07.2024. |