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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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Ah. Wie können wir uns eines frembden
Gutes theilhafftig machen?
Jsab. Eben darum/ weil das Gut nicht
mehr frembde heissen soll.
Ah. Die Rede scheinet uns zu dunckel.
Jsab. Jst Naboth nicht unser nächster
Vetter?
Ah. Deßwegen haben wir kein Recht an
seinn Gut.
Jsab. Allein haben wir nicht das nächste
Recht dazu/ wenn Naboth mit seinen
Kindern gestorben ist?
Ah. Ach wehe uns/ wo wir diesen Fall er-
leben sollen!
Jsab. Aber wohl uns/ weil wir den Fall
schon erlebet haben.
Ah. Wie kan diß zugehen?
Jsab. Naboth hat sich in einer Gotteslä-
sterung versündiget/ damit haben sich
die Eltesten in Jesreel auff das Göttli-
liche Gesetze beruffen/ und haben ihn
samt den Seinigen gesteiniget. Also
müssen wir uns über Verhoffen einer
Erbschafft anmassen/ die uns sonst
schwerlich wäre gegönnet worden.
Ah. Ach wertheste Gemahlin/ wir besor-
gen etwas.

Isab.
Ah. Wie koͤnnen wir uns eines frembden
Gutes theilhafftig machen?
Jſab. Eben darum/ weil das Gut nicht
mehr frembde heiſſen ſoll.
Ah. Die Rede ſcheinet uns zu dunckel.
Jſab. Jſt Naboth nicht unſer naͤchſter
Vetter?
Ah. Deßwegen haben wir kein Recht an
ſeiñ Gut.
Jſab. Allein haben wir nicht das naͤchſte
Recht dazu/ wenn Naboth mit ſeinen
Kindern geſtorben iſt?
Ah. Ach wehe uns/ wo wir dieſen Fall er-
leben ſollen!
Jſab. Aber wohl uns/ weil wir den Fall
ſchon erlebet haben.
Ah. Wie kan diß zugehen?
Jſab. Naboth hat ſich in einer Gotteslaͤ-
ſterung verſuͤndiget/ damit haben ſich
die Elteſten in Jeſreel auff das Goͤttli-
liche Geſetze beruffen/ und haben ihn
ſamt den Seinigen geſteiniget. Alſo
muͤſſen wir uns uͤber Verhoffen einer
Erbſchafft anmaſſen/ die uns ſonſt
ſchwerlich waͤre gegoͤnnet worden.
Ah. Ach wertheſte Gemahlin/ wir beſor-
gen etwas.

Iſab.
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[200/0364] Ah. Wie koͤnnen wir uns eines frembden Gutes theilhafftig machen? Jſab. Eben darum/ weil das Gut nicht mehr frembde heiſſen ſoll. Ah. Die Rede ſcheinet uns zu dunckel. Jſab. Jſt Naboth nicht unſer naͤchſter Vetter? Ah. Deßwegen haben wir kein Recht an ſeiñ Gut. Jſab. Allein haben wir nicht das naͤchſte Recht dazu/ wenn Naboth mit ſeinen Kindern geſtorben iſt? Ah. Ach wehe uns/ wo wir dieſen Fall er- leben ſollen! Jſab. Aber wohl uns/ weil wir den Fall ſchon erlebet haben. Ah. Wie kan diß zugehen? Jſab. Naboth hat ſich in einer Gotteslaͤ- ſterung verſuͤndiget/ damit haben ſich die Elteſten in Jeſreel auff das Goͤttli- liche Geſetze beruffen/ und haben ihn ſamt den Seinigen geſteiniget. Alſo muͤſſen wir uns uͤber Verhoffen einer Erbſchafft anmaſſen/ die uns ſonſt ſchwerlich waͤre gegoͤnnet worden. Ah. Ach wertheſte Gemahlin/ wir beſor- gen etwas. Iſab.

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/364>, abgerufen am 25.11.2024.